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Mallorca sendet wegen Touristen Hilferuf an Regierung

Thousands Protest Against Mass Tourism - Mallorca Dozens of people during an anti-tourism demonstration in the Parc de ses Estacions, on July 21, 2024, in Mallorca, Palma de Mallorca, Balearic Islands ...
Im letzten Sommer demonstrierten die Mallorquinerinnen und Mallorquiner offen gegen den Massentourismus.Bild: www.imago-images.de

«Situation völlig ausser Kontrolle»: Mallorca sendet wegen Touristen Hilferuf an Regierung

Die Baleareninsel gilt als Partyhochburg und Wanderparadies, dabei ringt sie seit Jahren mit den Schattenseiten des Massentourismus. Die Bevölkerung protestiert im Kampf um ihre Heimat. Nun erhält sie überraschenden Beistand aus Kreisen, die bisher kaum als Verbündete galten.
24.03.2025, 04:4624.03.2025, 13:23
Lysander-Noel Liermann / watson.de
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Wer derzeit Ferien auf den Balearen macht, muss damit rechnen, nicht bei allen Einheimischen willkommen zu sein. Denn wer auf die Insel reist, nimmt aus der Sicht vieler Teil an der Zerstörung der einst so idyllischen Mittelmeerinsel.

Die Schritte im Kampf gegen unkontrollierte Touristenströme umfassen bisher erhöhte Strafregister für unsittliches Verhalten, Videoüberwachung und Anpassung gewisser Kosten für Touristen. Das dazugewonnene Geld soll in die Instandhaltung dessen investiert werden, was durch Tourismus unter Bedrohung steht.

Aber all das reicht offenbar nicht. Im Kampf gegen Übertourismus und die bitteren Folgen für Einwohnerinnen und Einwohner wenden sich jetzt auch die mit einem Hilferuf an die spanische Regierung, die eigentlich von dem gestiegenen Andrang auf der Insel profitiert.

Mallorca: Brandbrief macht Wohnungsnot auf der Insel deutlich

Die beiden grossen Verbände von Immobilienmaklern auf der Insel haben sich nun in einem Brandbrief an den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez gewandt. Die Forderung: Die Regierung soll endlich handeln.

Ferienhäuser, Urlaubsunterkünfte und der benötigte Wohnraum für all die Beschäftigten im Tourismussektor sorgen demnach dafür, dass es nicht mehr genug für die Einheimischen gebe.

«Wohnen auf den Balearen ist zu einem unerschwinglichen Gut geworden – sogar für unsere eigenen Kinder».

Dabei ist das Recht auf «würdigen und angemessenen Wohnraum» in Spanien sogar in der Verfassung verankert. Trotzdem sei es laut den Initiatoren für viele Arbeitnehmende, Unternehmerinnen, junge Menschen, Familien und Senioren zu einem «unerreichbaren Luxus» geworden. «Die Situation ist völlig ausser Kontrolle geraten», schliessen sie daraus, wie die Mallorca Zeitung berichtet.

Mallorca: Regierung zum Handeln gegen Tourismus aufgefordert

Die Verbände fordern eine Offensive von der Regierung, die Wohnungsnot zu beenden und langfristige Lösungen zu schaffen. Der «fehlende politische Konsens hat dieses Problem zu einer Waffe im Schlagabtausch zwischen Parteien und Verwaltungen gemacht, während echte Lösungen weiterhin ausbleiben», werfen sie der Regierung vor.

Sollte die Regierung weiterhin nicht handeln, würde sie auf den Balearen dafür sorgen, «ihre eigenen Bürger zu vertreiben, weil sie kein Zuhause finden können».

Gleichzeitig wird im Brief betont, dass Mallorca eine «gastfreundliche Region» ist, die von vielen als idealer Ort zum Leben gewählt wird. «Doch während so viele mit der Hoffnung hierherkommen, sich auf unseren Inseln niederzulassen, leiden viele mallorquinische Familien unter der Realität eines unerschwinglichen und unangemessenen Wohnungsmarktes».

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Sturm auf den Balearen: Luxusjachten schlittern unkontrolliert über das Meer
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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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fotzelschnitte
24.03.2025 06:54registriert November 2017
Auf Airbnb kann man weit über 1000 Wohnungen und Häuser mieten, die man auch an einheimische vermieten könnte.....leider verdient man dann halt auch nicht so viel. Die Inselbevölkerung hat sehr gut profitiert und jetzt wo es zu viele werden, wissen sie nicht mehr, wie sie all die Menschen wieder los werden. Dilemma!
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Vorwärtser
24.03.2025 08:44registriert Dezember 2020
Alles was hier geschrieben ist passt bei uns genau so. Luzern, Lauterbrunnen, Interlaken, Grindelwald, Gstaad, Oberengadin, Alpstein etc. Die Geister die ich rief.
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Raketenwissenschaftler
24.03.2025 07:22registriert Januar 2023
Es sind die Einheimischen, welche ihre Wohnungen an Touristen vermieten oder verkaufen. Sie hätten sie auch Einheimischen zur Verfügung stellen können. Aber die Gier war halt stärker.

Der Tourist kann nur wenig dafür.
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