Stell dir vor, es ist Freitagabend. Du hast eine erfolgreiche Arbeitswoche hinter dir, das Abendessen war richtig gemütlich und die Kinder sind im Bett. Du schnappst dir ein Bierchen, um auf der Veranda den Tag gemütlich ins Wochenende ausklingen zu lassen.
Aber etwas stört.
Eine Laus kriecht dir über die Leber, etwas gärt in dir. Eigentlich schon lange, dein gesamtes Leben.
Es ist dein Name.
Deine Eltern haben dich General getauft. Und dein Nachname lautet Booty. Du heisst General Booty – General Hinterteil.
Warum nur Mutter? Wtf Dad!
Der erste Teil dieser Einleitung ist selbstredend pure Fiktion. Der zweite leider nicht. General Booty existiert. Er spielt College Football für die Louisiana–Monroe Warhawks. Getauft wurde er auf den Namen General Maximus Axel Booty – was es nicht wirklich besser macht. Auf der anderen Seite des Teichs ist er bekannt wie ein bunter Hund. Leider, so muss man konstatieren, nicht wegen seiner Laserpässe.
In Bootys Fall ist der Vater der Schuldige. Angefressen vom Militär schwor sich Abram, den ersten Sohn General zu nennen. Zu hoffen ist, dass der Sohnemann jetzt seinen Erzeuger herumkommandieren darf.
Ein Trostpflaster bleibt General Booty: Im Meer der Starthürden-Namen ist er längst kein Leuchtturm mehr – vor allem unter College-Footballern. Decoldest Crawford sägt an seinem Thron – Mittelname Juan: Decoldest Juan! Dank seines «coolen» Namens hat er sich einen Werbevertrag mit einer Klimaanlagen-Firma ergattert. Immerhin. Er kam damit D-Icey Hopkins zuvor. Der war ebenfalls heiss im Rennen.
Hoch im Kurs der Namen, mit denen man es später etwas schwerer hat, Kunden für seine Anwaltspraxis zu finden, ist auch Dude Person.
Mit so einem Namen schlägt man besser eine kriminelle Laufbahn ein. «Ich möchte Anzeige erstatten!» «Gegen wen?» «Dude Person!» ... Wird nicht klappen.
Ebenfalls nicht klappen wird es ziemlich sicher mit der NFL-Karriere. Aber Träumen sei erlaubt. Ausser für Da’Realyst Clark.
Die Chancen, dass Increase Oputa einmal einen Profivertrag unterzeichnet, dürfte sich wegen seines Namens auch nicht vergrössern. Ebenfalls Footballer werden möchte Moh Bility. Wird er seinem Namen gerecht, könnte es sogar klappen. Gleiches gilt für Turbo Richard, Rhino Tapa’atoutai, Rabbit Evans (der spielt wirklich gut) und Cannon Coffee (ein hervorragender Multisportler). Wobei man konstatieren muss, dass es sich im Minimum bei Moh um eine Abkürzung (für Mohammed) handelt.
Bei den Gebrüdern Rowdy und Rocky Beers sehe ich indes schwarz. Sie haben andere Qualitäten. Genau wie Memorable Factor, Gentle Hunt und Legend Journey. Habe ich eigentlich Shitta Sillah schon erwähnt? Oder Thunder Keck (sein zweiter Vorname lautet Justice), King Large, Tree Babalade und K2 Dickens?
K2? Jesus Maria!
Doch wie kommt es, dass zahlreiche hoffnungsvoll ins Leben gestartete Amerikaner, kaum geboren, gleich einen derart schweren Rucksack umgeschnallt kriegen?
In vielen Bundesstaaten existieren kaum Regeln. Die, die es gibt, haben rein praktische Gründe. In Kalifornien beispielsweise sind diakritische Zeichen verboten. Schweizer Auswanderer dürfen ihren Sohn in Kalifornien also nicht Tröttel nennen, Trottel dafür sehr wohl. José geht auch nicht, dafür aber Jose.
Weil andere Staaten diakritische Zeichen erlauben, kann das für betroffene Personen bei einem Wohnortswechsel über Bundesstaatengrenzen hinaus schon einmal Schwierigkeiten bedeuten. Bei der Erneuerung des Führerscheins, beispielsweise.
Die über 100 Mädchen, welche im Jahr 2017 den Namen Tesla erhielten, betrifft das nicht. Es scheint, dass das Recht auf eine Starthypothek auch ausserhalb des College-Footballs existiert. Dem zupflichten werden auch die 24 Fantas aus demselben Jahr, oder die 20 Maybellines. Schwerer als ein Schluck Wasser wiegt, wer Evian getauft wird (10 Buben in 2017).
Entsprechende Zahlen publizierte 2018 die Huffpost – und nicht Espn. Dafür taucht dieser Name in den Registern auf. 12 Mädchen und 6 Buben wurden nach dem beliebten Sportsender benannt: «Hey Espn! Was läuft?»
Es geht nicht mehr schlimmer?
Babyboy und Babygirl wurden 2017 acht und siebenmal in die Geburtsurkunden eingetragen, einfach nur Boy wurden 28 Jungs getauft, Girl 19. Gottseidank wurde God nur achtmal vergeben – stets an Buben. Mädchen dürfen sich dafür rühmen, den wohl irrwitzigsten Namen für sich zu beanspruchen. Sechs Neugeborene wurden in den USA 2017 tatsächlich Abcde getauft.
Sirprince (5 in 2017) und Milady (12) können darob nur müde lächeln, während sich Amillion, Billion, Trillion, Zillion und Luxury heimlich hinter ihre Schmuckschatulle machen. Kurrency hält dabei Wache. Alle diese Namen wurden mindestens fünfmal in einem Jahr Kindern desselben Geschlechts verpasst. Deshalb tauchen sie im Social-Security-Namensregister auf. Die Webseite Nameberry hat den kompletten Katalog durchforstet (Online sind leider nur die 1000 populärsten Namen jedes Jahrgangs).
So.
Und nun wieder zurück zu den ernsthafteren Themen dieser Welt. Im November sind Präsidentschaftswahlen. Wen Havoc, Payne, Riot, Shooter, Trigger, Caliber, Axe, Bolt, Crash, Rogue, Striker, Tuff, Furious, Slayer und vor allem Beretta wohl wählen?
Erklärung: Das ist bereits vor längerer Zeit geschehen. Wir sehen nur noch das Ergebnis der völligen Verblödung.
Aktuellstes Symptom: Die Möglichkeit einer zweiten Kandidatur von Trump.
Bei "neue Namen" ist aufgelistet
Änna
Vajana
Body
Kashmira
Annalotta
Ilvi
Andren
Biona
Adeon
Aamina
Need i say more?