Seit dem 15. April kämpfen im Sudan die zwei mächtigsten Männer des Landes (und ihre Armeen) gegeneinander, bisher wurden mindestens 700 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Tausende sind auf der Flucht. Viele der Vertriebenen überqueren die Landesgrenzen und suchen in Nachbarstaaten Unterschlupf – doch diese gehören teilweise zu den ärmsten Ländern der Welt und können die Flüchtlingswelle eigentlich nicht tragen.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schreibt:
Dabei kann die Flucht schon das Todesurteil sein. «Die Strassen werden von Milizen kontrolliert», berichtete «Arte».
Allein in die Zentralafrikanischen Republik sollen bisher rund 9700 Menschen aus dem Sudan geflüchtete sein, so UN-Beamten, die aus einer Grenzstadt in der Zentralafrikanischen Republik zurückkehrten. Doch die Zentralafrikanische Republik war 2022 selbst das siebt ärmste Land der Welt – ein Grund dafür ist ein Bürgerkrieg, der den Staat seit mehreren Jahren geisselt.
Nach Angaben der UNO ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik «hilfs- und schutzbedürftig». Die Menschen dort hatten im vergangenen Jahr nicht einmal 1,5 Dollar pro Tag zum Leben. Nach Angaben der UN benötigen rund 120'000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik Nahrungsmittelhilfe.
Violence in Sudan has forced families to flee their homes - searching for safety and refuge.
— UNICEF (@UNICEF) May 8, 2023
As they arrive in neighboring countries like the Central African Republic, UNICEF teams are arranging for life-saving supplies to meet the rising needs of impacted children. pic.twitter.com/TuNJSO0kcx
Und nun kommen also weitere Schutzbedürftige aus dem Sudan dazu. Etwa ein Drittel der Menschen, die vom Sudan in die Zentralafrikanischen Republik geflüchteten sind, sollen Zentralafrikaner sein, so das UNHCR. Diese sind in der Vergangenheit vom Bürgerkrieg in ihrer Heimat in den sichereren Sudan geflohen – und werden jetzt also wieder zur Flucht gezwungen. Bei den meisten der anderen Flüchtenden handelt es sich um Sudanesen.
Ag Ayoya, der oberste humanitäre Beamte der UNO in der Zentralafrikanischen Republik sagt:
Einige wenige der Geflüchteten könnten von einheimischen Familien aufgenommen werden, andere müsse man in behelfsmässige Lager bringen. Allerdings sind die Bedingungen für solche Lager derzeit alles andere als ideal, denn in diesem Monat hat die Regenzeit begonnen. Entsprechend würden Krankheitsausbrüche, insbesondere Malaria, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sorgen bereiten. Gervais Tengomo, ein Notfallbeauftragter der WHO sagte gegenüber «africa news».
Daneben sei auch die Mangelernährung ein Problem, das sich durch die Geflüchteten weiter verschärfe, so das UN-Kinderhilfswerk UNICEF. Denn gerade Kinder sind besonders gefährdet auf der Flucht.
The arrival of people fleeing the conflict in Sudan is putting more strain on an already fragile northern region of the Central African Republic.
— Marie-Pierre Poirier (@MariePierre_P) May 5, 2023
Urgent supported is needed to respond to the growing needs of affected children and their families in this region. pic.twitter.com/y1SmtqhK09
Auch der Tschad ist ein Ziel vieler, die aus dem Sudan flüchten.
Mehr als 20'000 Geflüchtete seien allein im Dorf Koufroun untergekommen, so «Arte». Dieses Dorf befindet sich just hinter der Grenze. Die Uno verteilt dort Lebensmittel oder Schlafmatten. Eine Uno-Mitarbeiterin erklärt:
Dabei lebt die Bevölkerung des Tschad bereits von der Hand im Mund. Die Flüchtlinge aus dem Norden verschärfen die Situation zunehmend.
Ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht. Gespräche zwischen den Kriegsparteien konnten noch nicht vermittelt werden. Die humanitäre Tragödie wird wohl noch zunehmen – im Sudan und anderswo. Die UNO schätzt, dass bis zu 800'000 Menschen aus dem Sudan in Nachbarländer fliehen könnten.
Ein Geflüchteter sagt dem Reporter von «Arte»:
(yam)