Nach der Machtübernahme der islamistischen HTS-Miliz unter ihrem Anführer Ahmed al-Sharaa in Syrien ist die Sorge gross, dass die Rechte von Frauen in dem Land beschränkt werden könnten. Irritationen löste in diesem Zusammenhang auch der Besuch von Aussenministerin Annalena Baerbock am Freitag in Damaskus aus.
Während De-facto-Herrscher al-Sharaa ihrem französischen Amtskollegen Barrot die Hand reichte, legte er sich für Baerbock die Hand auf die Brust – eine in der Region durchaus verbreitete Geste zur Begrüssung zwischen Mann und Frau. Doch jetzt folgt die nächste fragwürdige Aktion, dieses Mal von einem islamistischen Telegram-Kanal.
Der islamistische Telegramkanal "Almharar" veröffentlichte mehrere Fotos vom Besuch der Außenministerin – allerdings ist Annalena Baerbock auf allen Fotos verpixelt dargestellt. Auch alle anderen Frauen auf den Bildern in dem Kanal mit Namen Almharar sind verpixelt dargestellt, wie zuerst n-tv berichtete.
Anders als zunächst in vielen deutschen Medien dargestellt, hat «Almharar »keine Verbindungen zur HTS-Miliz und damit zu den neuen Machthabern in Damaskus. «Das Netzwerk verknüpft sich mit neoorthodoxen Predigern in Idlib wie Abu Mahmud al-Halabi und vor allem Abu Abdarrahman al-Mutawakkil, der für seine salafistischen Predigten bekannt ist», so erklärt der Islamwissenschaftler Reinhard Schulze der «Deutschen Welle».
«Er steht in jener Tradition, von der sich die HTS ab 2013 sukzessive gelöst hat.» Laut Schulze hatte das Netzwerk seinen Sitz in Istanbul, heute agiere es wohl auch von Syrien aus. Zum De-facto-Herrscher Syriens, Ahmed al-Scharaa, pflege das Netzwerk aus Sicht von Schulze eine «abwartende Haltung».Die syrische Nachrichtenagentur Sana veröffentlichte dagegen unverpixelte Bilder von Baerbock bei ihrem Besuch in Damaskus.
Bei ihrem Besuch in Damaskus hatte Baerbock Frauenrechte als Gradmesser der gesellschaftlichen Entwicklung in Syrien bezeichnet. Nach dem verweigerten Handschlag durch al-Sharaa bei der Begrüssung bemühten sich beide Seiten, die Szene zu relativieren.
Befeuert wurde die Debatte um Frauenrechte in Syrien am Sonntag erneut durch Berichte, wonach Syriens Interimsjustizminister Shadi al-Waisi 2015 die Hinrichtung von mindestens zwei Frauen in der Region Idlib befohlen haben soll. Al-Waisi war damals Richter unter der dort herrschenden al-Nusra-Front, einem Ableger der Terrorgruppe al-Qaida, die 2017 in der HTS-Miliz aufging.
Nach ihrem Besuch in Damaskus hatte Aussenministerin Baerbock betont, dass «Europa nicht zum Geldgeber neuer islamistischer Strukturen» werde. Zur Verpixelung ihrer Fotos hat sich die Bundesregierung bislang nicht geäussert.
Berichtigung: In der ursprünglichen Fassung dieses Textes stand, ein Telegram-Kanal der HTS-Miliz habe Aussenministerin Baerbock verpixelt und die Bilder anschliessend verbreitet. Dies hat sich als falsch herausgestellt. Experten zufolge ist der Telegram-Kanal namens «Almharar» nicht offiziell mit der HTS-Miliz verbunden und steht ihr auch nicht nahe. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.
Es genügt nicht einen Schlächter zu verbannen, wenn gleichzeitig die Basis, das Grundgedankengut des EXTREMEN Islams nicht auch verbannt wird.
Syrien auf dem Weg nach Afghanistan.
Ich denke es braucht viel mehr, um aus Syrien einen annehmbaren Staat zu machen.
Eine freie, offene Gesellschaft mit gleichen Rechten für Alle, sieht aus meiner Sicht definitiv anders aus!