In der Slowakei ist es zuletzt zu mehreren dramatischen Begegnungen zwischen Menschen und Braunbären gekommen. Im Norden des Landes griff ein Spaziergänger zur Waffe, weil er von einem weiblichen Tier angegriffen wurde, wie ein Behördensprecher am Samstag im Sender TA3 sagte.
Demnach schoss der Angegriffene mit einer Pistole zunächst zweimal in die Luft, um das Tier abzuschrecken. Als sich die Bärin dem Mann dennoch bis auf einen Meter genähert habe, habe er zehn Schüsse abgegeben – der letzte sei tödlich gewesen. Der Vorfall ereignete sich bereits am Freitag bei der Gemeinde Sucany, rund 175 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bratislava. Die Pistole war dem Behördensprecher zufolge legal gekauft und registriert gewesen.
Zu einem weiteren Zwischenfall kam es am Samstag bei Liptovsky Hradok. Dort wurde ein Jogger von einem Bären überrascht. Er konnte sich nach der Attacke noch zu einer Strasse schleppen, wo er von einem Busfahrer entdeckt wurde. Er sei mit Bisswunden an den Gliedmassen ins Krankenhaus gebracht worden, aber ausser Lebensgefahr, teilte die staatliche Naturschutzbehörde SOP SR mit. Noch untersucht werde ein anderer Konflikt mit einem Bären im Bezirk Krupina, bei dem ein Waldarbeiter seine Schusswaffe eingesetzt habe.
Derweil erlegte ein Einsatzteam der Behörde am Fusse des Gebirges der Grossen Fatra eine auffällig gewordene Bärin. Das drei Jahre alte und 53 Kilo schwere Tier habe seine natürliche Scheu vor Menschen verloren und sei zu einer «realen Gefahr» für die Bewohner der Gemeinde Necpaly geworden, hiess es. Die Bärin sei wiederholt in der Umgebung des Rathauses, des Kindergartens und der Bushaltestelle beobachtet worden. Zudem habe sie die Gärten von Häusern aufgesucht und dort Schäden an Obstbäumen verursacht.
In der Slowakei leben nach Einschätzung von Zoologen mehr als 1000 Braunbären. Die Art ist aufgrund ihrer Einstufung in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU besonders streng geschützt. Aufgrund dessen seien mehr Abschüsse nicht möglich, sagte der slowakische Umweltminister Milan Chrenko nach der jüngsten Kabinettssitzung. Er setzt auf präventive Massnahmen. So seien seit dem Einsatz von abschliessbaren Mülltonnen in der Hohen Tatra die Streifzüge von Bären in die dortigen Ortschaften zurückgegangen. Der EU-Mitgliedstaat Slowakei hat knapp fünfeinhalb Millionen Einwohner.
In Italien drängen Tierschützer nach dem gestoppten Tötungsbefehl für die norditalienische Bärin JJ4 auf eine Umsiedlung des Tieres in ein rumänisches Bärenreservat. In dem seit Monaten schwelenden Justizstreit um das Tier, das Anfang April einen Jogger im Wald angegriffen und getötet hatte, hatten Richter am Freitag eine Entscheidung getroffen. Sie stellten sich gegen die Provinzregierung Trentino, die ein Dekret zur Tötung erlassen hatte. Allerdings gilt das Urteil nur vorläufig, ein weiteres Gericht muss noch entscheiden. (sda/dpa)
Zuerst in die Luft geschossen, danach sein Leben verteidigt.