Eine Taube sass acht Monate in Gefangenschaft – sie soll für China spioniert haben
Vor rund acht Monaten wurde eine namenlose Taube in Indien festgenommen. Was wie ein schlechter Witz klingt, macht derzeit global Schlagzeilen. Und dabei ist es nicht einmal der erste Fall eines «spionierenden» Tieres, dessen Schicksal es im Gefängnis landen lässt – aber dazu gleich mehr.
Der Leidensweg dieser Taube begann im Mai letzten Jahres, als sie in der Nähe eines Hafens in Mumbai gefangen (genommen) wurde. Der Grund für das Misstrauen gegenüber dem Tier: Auf seinen Flügeln habe sich eine Nachricht in chinesischer Sprache befunden, so die Tierschutzorganisation PETA gegenüber CNN. Dies habe zu dem Verdacht der Spionage geführt und die Polizei veranlasst, den Vogel zu beschlagnahmen.
PETA habe später erfahren, dass das Tier zur medizinischen Begutachtung im Rahmen einer Untersuchung an ein Tierspital in Mumbai geschickt worden sei. Das rief die Tierschutzorganisation schliesslich auf den Plan: «Nachdem PETA Indien erfahren hatte, dass eine Taube im Bai Sakarbai Dinshaw Petit Hospital for Animals erstaunliche acht Monate lang als Eigentum gehalten wurde, setzten wir uns für die Befreiung des Vogels aus der Gefangenschaft ein», berichtet ein PETA-Mitarbeiter.
Die Organisation habe sich an die Polizei in Mumbai gewandt, um «ohne weitere Verzögerung ... die formelle Erlaubnis für das Krankenhaus zu erhalten, die Taube freizulassen». Der Vogel sei schliesslich auf dem Krankenhausgelände vom Chefarzt des Spitals persönlich freigelassen worden, so PETA.
Diese Schilderung widerspricht allerdings früheren indischen Medienberichten, wonach der Vogel in ein Tierheim in Mumbai gebracht worden sei. Die Nachrichten mit vermutlich chinesischen Schriftzeichen hätten sich demnach auf zwei Ringen befunden, die an den Beinen des Tieres festgemacht waren. Später habe sich herausgestellt, dass es sich um eine «Freiwasser-Renntaube» aus Taiwan handelte, die entkommen und nach Indien gelangt war, heisst es seitens der «Hindustan Times». Mit Erlaubnis der Polizei sei der Vogel zur «Bombay Society for the Prevention of Cruelty to Animals» gebracht worden, deren Ärzte ihn am Dienstag freiliessen. Ein Foto, das via «Hindustan Times» von der Nachrichtenagentur AP zur Verfügung steht, zeigt dabei die Freilassung des Tieres.
Nicht die erste Tauben-Verhaftung
Schon im Jahr 2020 liess die Polizei im indisch kontrollierten Kaschmir eine Taube festnehmen. Auch hier stellte sich später heraus, dass es sich keineswegs um einen ausländischen Feind handelte, sondern dass die Taube einem pakistanischen Fischer gehörte. Nachdem eine Untersuchung ergeben hatte, dass der Vogel, der über die stark militarisierte Grenze zwischen den atomar bewaffneten Ländern geflogen war, kein Spion war, wurde er wieder freigelassen.
Im Jahr 2016 wurde ebenfalls eine Taube in Gewahrsam genommen, nachdem sie mit einer Notiz gefunden wurde, in der der indische Premierminister Narendra Modi bedroht wurde.
Doch das Schicksal des Spionage-Verdachts ereilt nicht nur Tauben: Im Jahr 2019 erlangte ein Belugawal internationale Berühmtheit, nachdem er mit einem speziell angefertigten Geschirr mit Kamerahalterungen an der Küste Norwegens gesichtet worden war. Dies veranlasste Experten zu der Annahme, dass der Wal möglicherweise vom russischen Militär trainiert wurde.
Was zum Misstrauen gegenüber Hvaldimir, wie das Tier später getauft wurde, beitrug, war der Umstand, dass er alleine unterwegs war. Belugas sind eigentlich gesellige Tiere, die in Scharen jagen und reisen. Hvaldimir, der Wal, wurde hingegen nur alleine aufgefunden und ist dafür bekannt, dass er Booten auf dem Meer folgt. Er tauchte 2023 in schwedischen Gewässern wieder auf. Seither zeigen sich Tierschützer und Meeresexperten besorgt um sein Wohlergehen. (lak)
- Schock für Europas Taubensport: Armando wechselt für 1,42 Millionen nach China
- Tragisches Ende für Renntaube Joe, die von den USA nach Australien gereist ist
- Der exklusivste Renntauben-Dealer der Welt: «An der Weltspitze wird die Luft extrem dünn»
- Zürcher Wanderfalke gibt Einblick in Speisekammer – Gefahr für den Schweizer Taubensport?
