Fast drei Jahre nach dem Putschversuch in der Türkei hat ein Gericht in der Hauptstadt Ankara gegen 74 Soldaten lebenslange Haft verhängt, unter ihnen Helikopterpiloten des Militärs. Bei dem Verfahren ging es um Geschehnisse in der Putschnacht im Juli 2016.
Einige Piloten sollen nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auch Angriffe auf den Präsidentenpalast und das Parlament in Ankara geflogen haben. Die Putschisten hatten demnach auch den damaligen Generalstabschef und heutigen Verteidigungsminister Hulusi Akar in Geiselhaft genommen.
Insgesamt waren in dem Verfahren 152 Menschen angeklagt. Für 56 der 74 Männer, die lebenslang hinter Gitter sollen, gälten erschwerte Haftbedingungen, berichtete Anadolu weiter. Der Pilot, der General Akar nach der Geiselnahme transportiert haben soll, bekam demnach 29 Mal lebenslänglich.
45 weitere Angeklagte sollen bis zu 18 Jahre ins Gefängnis. 31 wurden freigesprochen. Gegen zwei geht der Prozess weiter. Die Regierung macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich.
Die Suche nach Beteiligten geht seit 2016 ohne Unterlass weiter. Nach Regierungsangaben aus dem März sind mittlerweile rund 500'000 Menschen wegen angeblicher Gülen-Verbindungen festgenommen worden - rund 30'000 sollen weiter in Haft sein. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Mitte April in Ankara gesagt, dass rund 15'000 Angehörige des Militärs ihres Amtes enthoben worden seien. (sda/dpa)