International
TV

Elke Heidenreich hält Wutrede bei Markus Lanz – und kassiert Shitstorm

Elke Heidenreich: Die Autorin löste mit ihren Äusserungen eine Debatte aus.
Elke Heidenreich: Die Autorin löste mit ihren Äusserungen eine Debatte aus.screenshot: zdf

Elke Heidenreich hält Wutrede bei Markus Lanz – und kassiert Shitstorm

In der Talkshow von Markus Lanz brach Elke Heidenreich in einer Wutrede aus. Sie echauffierte sich über die Sprache und die Vergangenheit von Grüne-Jugend-Sprecherin Sarah-Lee Heinrich und entfachte damit eine Diskussion im Netz. 
13.10.2021, 15:32
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Wer Elke Heidenreich als Gast einlädt, der weiss: Langweilig wird es höchstwahrscheinlich nicht. So hätte auch der TV-Abend am Dienstag wohl einiges an Spannung eingebüsst, wäre die Autorin in der Runde bei Markus Lanz nicht dabei gewesen. 

Die 78-Jährige wetterte zunächst gegen Markus Söder , betitelte ihn als «intrigant und bösartig» und liess sich dann über die Macht von Bayern und der CSU aus. Mehr dazu lesen Sie hier.  Wer glaubte, dass es das schon gewesen war, der wurde nur wenig später eines besseren belehrt. Denn dann setzte die Literatin erneut zum Protest an. Diesmal ging es um die Sprecherin der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich. 

Die Politikerin fiel jüngst durch einen alten Beitrag auf Twitter auf, den sie in jungen Jahren veröffentlicht hatte. Sie schrieb «Heil» unter den Eintrag eines Hakenkreuzes. Die heute 20-Jährige entschuldigte sich schnell dafür, könne sich kaum daran erinnern, gestand dennoch ein, dass ihr Verhalten «maximal dumm und unangebracht» war. Sie sei «Teil einer antifaschistischen Jugendorganisation». Dieser Tweet spiegele in keiner Weise ihre Position wieder.

Das war am 10. Oktober. Resonanzen darauf gibt es aber auch Tage danach noch. Heinrich bekam Morddrohungen, erlebte einen Twitter-Shitstorm. Auch bei Lanz fand das Thema Beachtung. Grünen-Politiker  Jürgen Trittin zeigte sich verständnisvoll. «Das was sie in jungen Jahren geschrieben hat, ist unerträglich», sagte er. Gleichzeitig merkte er an: «Sie hat sich dafür entschuldigt. Sich selber klarzustellen finde ich in der Form des Umgangs richtig. Das macht es nicht ungeschehen, aber ich finde es in Ordnung.» 

Im weiteren Verlauf der Talkshow wurde den Gästen und Zuschauern ein Ausschnitt mit Heinrich gezeigt. Darin sprach sie von einer «ekligen weissen Mehrheitsgesellschaft» und über Ausgrenzungen und Definierung aufgrund von Aussehen.  

«Sie kann nicht sprechen» 

Heidenreich nahm diesen Ausschnitt zum Anlass, um ihrem Ärger Luft zu machen: «Was sind alle immer sofort beleidigt?», begann sie ihren Redebeitrag. «Um mal bei diesem Mädchen zu blieben: Sie hat überhaupt keine Sprache. Sie kann nicht sprechen. Das sind Kinder, die nicht lesen. Das ist diese Generation, von der ich immer wieder merke, wie sprachlos sie ist, wie unfähig mit Worten umzugehen.»

Es sei «unbenommen», wie Heinrich über die Gesellschaft spricht. Vielmehr störe aber Heidenreich die Tatsache, dass es als diskriminierend wahrgenommen werde, wenn man jemanden, «der aussieht wie sie», also Heinrich, nach der Herkunft fragen würde. «Ich frage natürlich: Wo kommst du her?», so die Autorin. «Und zwar nicht, um sie zu diskriminieren. Sondern, weil ich sofort sehe, die kommt nicht aus Wanne-Eickel oder Wuppertal. Ich finde darin kein Problem, wenn man das fragt. Man sieht es ja.»  

Anschliessend brachte sie ein Beispiel eines «dunkelhäutigen Taxifahrers» mit perfektem Kölsch und Eltern aus Marokko an. Es sei doch «wunderbar, dass wir so viele Menschen aus anderen Ländern hier haben, die bei uns Leben und sich engagieren». Besonders dieser Teil sorgt im Netz für eine Rassismusdebatte. 

«Ganz oben in der Liga der widerlichsten TV-Auftritte» 

«Ich halte noch nicht einmal die kurzen Schnipsel von Elke Heidenreich aus, die hier kursieren. Zu POC (Anmerkung der Redaktion: Person of Colour) fällt ihr als erstes Taxifahrer ein und wie toll es ist, dass so viele Menschen 'aus anderen Ländern' hier 'bei uns' leben? Gute Güte», schreibt etwa jemand auf Twitter. 

«Die Überheblichkeit mit der Elke Heidenreich einer jungen schwarzen Frau erst ihre Erfahrungen und dann ihre Fähigkeiten abspricht, spielt ganz oben in der Liga der widerlichsten TV-Auftritte mit. Gemeinsam mit Friedrich Merz und 'Die letzte Instanz'. Glückwunsch», lautet ein weiterer Kommentar. 

Heinrich, ein «Mädchen, das überhaupt nicht viel nachdenkt»

«Wie viel Quatsch habe ich in meinem Leben schon geredet», ging Heidenreichs Redebeitrag weiter. Es sei nicht richtig, dass man ein Hakenkreuz mit «Heil» kommentiere. Damit kam die Schriftstellerin wieder auf den Ausgangspunkt des eigentlichen Themas zurück. «Es gibt gewisse Witze, die gehen gar nicht.» Sie habe das Gefühl, Heinrich sei ein «Mädchen, das überhaupt nicht viel nachdenkt». 

Als Lanz sie daran erinnerte, dass dieses «Mädchen» aber Sprecherin der Grünen-Jugend sei, entgegnete Heidenreich. «Ja, aber sie kann ja gar nicht sprechen. Sie muss ja erstmal lernen richtig zu formulieren.» Es mache sie skeptisch, «dass man sagt: Hauptsache divers, Hauptsache Migrationshintergrund, Hauptsache Quote.» Das sei der falsche Weg. Auf einen Versuchs Trittins, der klarmachen wollte, dass die Frage der Herkunft durchaus problematisch sein kann, reagierte Heidenreich eher ablehnend. Sie werde in Ägypten schliesslich auch oft gefragt, wo sie herkomme. 

«Sieht aus wie Archivmaterial aus den 80ern», beschreibt eine Zuschauerin die Szene auf Twitter. «War aber gestern. Allein unter weissen (von Rassismus nicht betroffenen) Menschen, wird bei Lanz über die Meinung einer Dame mit vorsintflutlichen, rassistischen Ansichten diskutiert. Richtig traurig war das.»

((JaH,t-online ))

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Jäger mussten einen Shitstorm über sich ergehen lassen
1 / 11
Diese Jäger mussten einen Shitstorm über sich ergehen lassen
US-Zahnarzt Palmer (links) posiert mit dem toten #CecilTheLion.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Zwei Männer werben für einen pinken Periodenhandschuh – und das Netz reagiert so:
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
243 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Faboulosi
13.10.2021 16:00registriert Mai 2021
Also zu sarah-lee, das war nicht nur ein Beitrag mit Heil. Da sollte man sich vielleicht mal bisschen informieren, das waren diverse Einträge und Kommentare auf Twitter. Und zwar der übelsten Sorte (Sieg Heil, Schwuchtel, antisemitisch….). Man stelle sich vor für welche Aussagen nun die 78-jährige Dame angegriffen wird. Wenn zwei das selbe tun….ach lassen wir das.
Ich finde es langsam richtig mühsam. Diejenigen die am lautesten myBodymchoice rufen, an vorderster Front gegen Diskrimienirung sind, das sind genau diese, die wegen den kleinsten Sachen eine Shitstorm auslösen.
29725
Melden
Zum Kommentar
avatar
sansibar
13.10.2021 16:19registriert März 2014
Ich bin froh, dass ich den „Inder“ bei dem ich mein Essen hole, noch als „Inder“ bezeichnen kann ohne gleich als Rassist bezeichnet zu werden, selbst wenn er den CH-Pass hat und perfekt integriert ist. Ich bin froh, dass ich einen Dunkelhäutigen fragen darf, ob er ausländische Wurzeln hat, ohne dass er gleich beleidigt ist. Sprecht doch aus was Sache ist, Gleichberechtigung schliesst Diversität ja nicht aus!
26729
Melden
Zum Kommentar
avatar
GrobianGans
13.10.2021 16:01registriert Februar 2014
Mir geht dieser Twitterterror mächtig auf den Sack! Alles wird sofort maximal niedergeschrieen und ist superlativmässig schlimm! Macht doch einfach Göschenen-Airolo und esst einen Donut und gut ist.
24923
Melden
Zum Kommentar
243
Eurojackpot geknackt: 21 Millionen Euro gehen nach Polen

Ein Glückspilz aus Polen hat den Eurojackpot geknackt und gut 21 Millionen Euro gewonnen. Wie die Westdeutsche Lotterie am Freitagabend mitteilte, hatte der Sieger oder die Siegerin in der Gewinnklasse eins die richtigen Gewinnzahlen 1, 4, 19, 35 und 42 sowie die Eurozahlen 1 und 3 getippt.

Zur Story