«Geschlecht ist ein Fakt», sagte Dave Chappelle bei einem Auftritt, der seit einigen Tagen auf Netflix zu sehen ist. Der US-Comedian löste damit eine Kontroverse aus, die nicht ganz unerwartet kommt. Bereits bei früheren Auftritten sprach der 48-Jährige immer wieder über Transmenschen und wurde dafür kritisiert.
Im neuesten Netflix-Special «The Closer» legte Chappelle nach. «Geschlecht ist ein Fakt. Jedes menschliche Wesen in diesem Raum, jedes menschliche Wesen auf der Erde, musste durch die Beine einer Frau gehen, um auf der Erde zu sein», so der Comedian, der in der Folge das Geschlechtsteil von Transmenschen mit dem Fleischersatzprodukt Beyond Meat verglich.
Chappelle: «Ich sage nicht, dass Transfrauen keine Frauen sind. Ich sage nur, dass diese Pussys, die sie haben ... ihr wisst schon. Ich sage nicht, dass das keine Pussy ist, aber das ist wie Beyond Pussy oder Impossible Pussy. Es schmeckt wie Pussy, aber es ist nicht das, was es wirklich ist. Das ist kein Blut, das ist Randensaft.»
Chappelle sprach auch über Caitlyn Jenner. Im Jahr 2015 gab sie bekannt, eine Transfrau zu sein. Ein Jahr später sei sie bereits zur «Frau des Jahres» gewählt worden, so Chappelle. «Sie hat all euch Frauen in Detroit geschlagen, ohne dass sie einmal in ihrem Leben eine Periode gehabt hat», zündelte Chappelle.
Die Gelächter des Publikums hatte der Comedian damit zwar auf seiner Seite, doch er ahnte bereits, was kommen wird: «Oh Kumpel, jetzt bin ich in Schwierigkeiten.»
Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Kritik an Chappelles Auftritt laut wurde. Netflix-User verlangten, dass die Streaming-Plattform das Special runternimmt. Die Bürgerrechtsorganisation «National Black Justice Coalition» liess verlauten: «Es ist zutiefst enttäuschend, dass Netflix Dave Chappelles faule und feindselige Transphobie und Homophobie zur Ausstrahlung zugelassen hat.»
Auch von Mitarbeitenden erhielt Netflix Gegenwind. Jaclyn Moore, eine Produzentin der Netflix-Show «Dear White People», kündigte an, dass sie nach Chappelles Special nicht mehr mit Netflix zusammenarbeiten werde, da das Unternehmen «weiterhin unverhohlene und gefährliche transphobe Inhalte veröffentlicht und davon profitiert».
Für viel Aufsehen sorgte auch ein Twitter-Thread von Terra Field, welche als Softwareentwicklerin bei Netflix arbeitet – beziehungsweise gearbeitet hat. Field schrieb, Chappelle attackiere die Transgemeinschaft und stelle die Gültigkeit des Transseins infrage. Der Twitter-Thread ging schnell viral und löste eine Diskussion über freie Meinungsäusserung und «cancel culture» aus.
I work at @netflix. Yesterday we launched another Chappelle special where he attacks the trans community, and the very validity of transness - all while trying to pit us against other marginalized groups. You're going to hear a lot of talk about "offense".
— Terra Field (@RainofTerra) October 7, 2021
We are not offended 🧵
Die Diskussion um Fields Beitrag wurde in den kommenden Tagen noch intensiver, da die Softwareentwicklerin zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitenden entlassen wurde. Allerdings nicht wegen der Tweets, sondern weil sie einem Meeting beiwohnen wollte, zu dem sie nicht zugelassen war. Dies schreibt zumindest «The Verge». In einem Statement von Netflix heisst es: «Es ist absolut unwahr, dass wir Mitarbeiter wegen eines Tweets über diese Sendung suspendiert haben. Unsere Mitarbeiter werden ermutigt, ihre Meinung offen zu äussern, und wir unterstützen ihr Recht, dies zu tun.»
Die Show von Chappelle löste innerhalb der Netflix-Belegschaft eine Debatte aus. Kurz nachdem «The Closer» online ging, stellten Mitarbeitende dem Management Fragen, wo das Unternehmen eine Linie zu Transphobie ziehe. Am 8. Oktober antwortete Netflix-Co-CEO Ted Sandaros auf diese Fragen mit einem E-Mail, das «The Verge» vorliegt.
Sandaros hat nicht vor, das Special von der Plattform zu nehmen. Er schreibt:
(cma)
Respekt an Netflix, dafür dass sie sich nicht in die Cancel-Geiselhaft nehmen lassen.
Es sind nunmal nicht alle der Meinung, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt. Das ist auch für mich eher eine Ideologische Frage.