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Sie schrieb über Kriegsverbrechen – nun wurde sie selbst zum Opfer

Sie schrieb über Kriegsverbrechen – nun wurde sie selbst zum Opfer

Sie sass in der Pizzeria, die von einer russischen «Iskander»-Rakete getroffen wurde. Nun ist die Autorin Victoria Amelina ihren schweren Verletzungen erlegen.
03.07.2023, 06:5403.07.2023, 06:54
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Ein Artikel von
t-online

Der russische Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Kramatorsk hat ein weiteres Opfer gefordert. Wie die ukrainische Sektion der Schriftstellervereinigung PEN mitteilte, starb die Schriftstellerin Victoria Amelina im Krankenhaus an den schweren Verletzungen, die sie bei der Attacke erlitten hatte. Die preisgekrönte Schriftstellerin, die zu den eindrücklichsten Stimmen der Ukraine zählte, wurde nur 37 Jahre alt.

Victoria Amelina im Jahr 2015
Victoria Amelina: Die ukrainische Schriftstellerin stand kurz vor der Veröffentlichung ihres neuesten Werks – ein Buch über Kriegsverbrechen. (Archivaufnahme)Bild: Osabadash/CC BY-SA 4.0

«Mit unermesslichem Schmerz müssen wir bekanntgeben, dass die ukrainische Autorin Victoria Amelina am 1. Juli von uns gegangen ist», schrieb der PEN Ukraine.

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Amelina befand sich in dem Restaurant RIA Lounge, als am vergangenen Dienstag eine russische S-300 «Iskander»-Rakete in das beliebte Lokal einschlug. Mit ihr am Tisch sass eine Delegation kolumbianischer Schriftsteller und Journalisten. Die Pizzeria war ein beliebter Treffpunkt für Entwicklungshelfer, Journalisten, aber auch ukrainische Soldaten auf Fronturlaub.

Sie dokumentierte zuletzt russische Kriegsverbrechen

Die Ermittler in Kramatorsk nahmen nach der Attacke einen Mann fest, der die RIA Lounge für den russischen Geheimdienst ausspioniert haben soll. Dabei soll es sich um einen Mann aus Kramatorsk handeln. Er soll wenige Stunden vor dem Anschlag in dem Restaurant gewesen sein und Bilder von dem Lokal mit seinem Handy an die russischen Besatzer geschickt haben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte bereits an, den mutmasslichen Agenten mit aller Härte bestrafen zu wollen. Dem Mann droht eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Amelina war unmittelbar nach dem Raketenschlag in ein Krankenhaus in der Stadt Dnipro eingeliefert worden. Sie trug schwere Schädel-Hirn-Verletzungen davon, denen sie nun erlag. Ihre Angehörigen waren laut PEN Ukraine an ihrem Krankenbett, als sie starb.

Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges durch Russland hatte Amelina sich vor allem darauf konzentriert, russische Kriegsverbrechen zu dokumentieren. Nun wurde sie selbst Opfer eines solchen. Sie hinterlässt einen elfjährigen Sohn.

Mit ihrem Tod stieg die Zahl der Opfer des russischen Angriffs insgesamt auf 13. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt.

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sani-Bär
03.07.2023 07:27registriert April 2021
Entsetzlich die Terrorangriffe auf die Zivilbevölkerung.

Dafür haben wir in der Schweiz Rechtspopulisten, die uns erzählen, wie wichtig es ist, dass die Schweiz "neutral" ist.
Und bei Angriffen auf die Zivilbevölkerung nichts sagt, damit eine Deutschschweizer Milliardärsfamilie weiterhin ungestört in Russland produzieren und Milliarden scheffeln kann.

Diese Art von "Neutralität" stinkt!

R.I.P. und viel Kraft allen Hinterbliebenen der ermordeten Zivilisten in der Ukraine.
Slava Ukraini ❤️
20016
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Yoldi
03.07.2023 07:48registriert Juni 2021
Neutralität kann nicht bedeuten, wegzuschauen wenn ein krankes, imperialistisches Land ein anderes, freies Land erobern und deren Kultur und Menschen vernichten will.
Wir sollten endlich handeln und dem Land helfen.

Wir selber wären auch froh, man würde uns in so einer Lage helfen und uns nicht Alleine lassen.

Das ist wieder so ein Moment in der Geschichte, wo man auf der richtigen Seite stehen kann, oder weiterhin ein dreckiger Lump bleibt.
1398
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Legal
03.07.2023 09:12registriert September 2020
BR Keller-Sutter betont bei jeder Gelegenheit, wie viel die Schweiz für die Ukraine schon getan habe. Wir hätten schon sehr viele Flüchtlinge aufgenommen und humanitäre Hilfe geleistet. In Tat und Wahrheit sind wir das Schlusslicht in Europa, verweigern dringend benötigtes Kriegsgerät und hängen alles an die grosse Glocke, wenn wir dann etwas unternehmen (Minenräumung, Schweizer Flaggen an jedem Hilfskonvoi etc). Bei der Minenräumung wird aber nur mit kleinem Gerät „geholfen“. Das grosse Gerät darf nicht geliefert werden, es könnte für den Krieg eingesetzt werden. Ich schäme mich für uns.
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