International
Ukraine

Ägypten verweigert Waffenlieferungen an Ukraine – USA machen Druck

In this photo provided by the Ukrainian Presidential Press Office, Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy, centre, and Egypt's Prime Minister Mustafa Madbuly talk during their meeting in Kyiv, U ...
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mitte) und der ägyptische Premierminister Mustafa MadbulyBild: keystone

Ägypten verweigert Waffenlieferungen an Ukraine – USA machen Druck

Ursprünglich wollte die ägyptische Regierung Russland mit Raketen beliefern, entschied sich auf Druck der USA aber dagegen. Stattdessen die Ukraine zu unterstützen, lehnt das Land ab.
12.08.2023, 21:18
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Trotz Nachdruck der USA weigert sich Ägypten weiterhin Waffen an die Ukraine zu liefern. Das berichtet die US-Tageszeitung «The Wall Street Journal» und beruft sich dabei auf mehrere hochrangige US-Regierungsbeamte.

Zuvor hatte Ägypten zugestimmt, keine Waffen an Russland zu liefern, nachdem Washington interveniert hatte. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte daraufhin auch noch versucht, das Land davon zu überzeugen, stattdessen die Ukraine mit Waffen zu beliefern, um deren Gegenoffensive zu stärken.

Im März habe Verteidigungsminister Austin bei seinem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al Sisi in Kairo versucht, die ägyptische Führung von Waffenlieferungen an die Ukraine zu überzeugen, berichtet das «Wall Street Journal». Jedoch habe sich Ägyptens Präsident Al Sisi in Gesprächen nur vage Äusserungen getätigt und sich grundsätzlich unverbindlich gegeben, so die US-Beamten.

«Enger US-Partner»

Einem der Insider zufolge hätten die USA, Ägypten dazu aufgefordert, Artilleriegeschosse, Panzerabwehrraketen und Luftverteidigungssysteme an die Ukraine zu liefern. Offiziell wurde diese Anfrage der US-Regierung wohl nicht abgelehnt. In privaten Gesprächen berichten ägyptische Spitzenbeamte aber, dass ihr Land keine Pläne habe, diese Waffenlieferungen zu tätigen.

Dem widerspricht ein anderer Beamter des amerikanischen Aussenministeriums; ihm zufolge seien die Gespräche mit Ägypten «produktiv» verlaufen. Die Reaktion Ägyptens auf den Vorschlag sei «angemessen» gewesen, für einen «engen US-Partner».

Auch ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats sagte gegenüber dem «Wall Street Journal», dass die Zusammenarbeit mit Ägypten in vielen Fragen, einschliesslich der Ukraine, «umfassend und positiv sind». So sei «jede gegenteilige Berichterstattung kategorisch falsch».

Wladimir Putin am Mittwoch mit Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah Al Sisi beim Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg.
Wladimir Putin am Mittwoch mit Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah Al Sisi beim Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg.Bild: Sputnik

Laut dem «Wall Street Journal» sind Waffenlieferungen Ägyptens an die Ukraine für die USA von grosser strategischer Bedeutung. So ziele man aus amerikanischer Sicht nicht nur darauf ab, die Erfolgschancen der ukrainischen Gegenoffensive zu erhöhen. Gleichzeitig wolle man auch den Einfluss Russlands in Nationen des sogenannten globalen Südens beschränken.

Das bisherige Ausbleiben ägyptischer Waffenlieferungen an die Ukraine habe daher bei vielen Kongressabgeordneten Bedenken hervorgerufen. Zahlreiche Parlamentarier fordern die Biden-Regierung nun dazu auf, US-Militärhilfen an Ägypten zu stoppen – nicht zuletzt auch wegen Menschenrechtsverletzungen in dem nordafrikanischen Land. Die USA unterstützen Ägypten jährlich mit Finanzmitteln von bis zu 1,3 Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs ist das Land jedoch neutral geblieben und pflegt schon seit Jahren freundschaftliche Beziehungen zum Kreml. Besonders Präsident Al Sisi wird eine herzliche Beziehung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt. Erst im Juli nahm der ägyptische Präsident an einem Gipfeltreffen afrikanischer Staats- und Regierungschefs mit Putin in St. Petersburg teil.

Quellen

Weitere interessante Artikel:

(t-online/dsc)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schreimschrum
12.08.2023 22:33registriert April 2018
Geldhahn abdrehen, bis geliefert wird.
3818
Melden
Zum Kommentar
avatar
MartinZH
12.08.2023 22:23registriert Mai 2019
Die ägyptisch-russ. Banden bestehen seit Jahrzehnten. Schön, dass Ägypten wenigstens soweit gebracht werden konnte, RU nicht zu beliefern. Aber: Ägypten will sich nun "neutral" verhalten – so wie z.B. die CH?

Fakt ist: Länder, welche der UA Waffenlieferungen verweigern, verhalten sich im Prinzip NICHT "neutral": Indirekt helfen sie mit ihrem Nichtstun nur RU, denn moralisch kann sich ein Staat ggü. RU NICHT "neutral" verhalten.

Ägypten ist bzgl. Getreide massiv von ausländ. Importen abhängig – auch aus der UA. Wie nachhaltig diese ägypt. Verweigerungs-Politik ist, wird sich noch zeigen... 🤨
4122
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pummelfee
12.08.2023 23:37registriert Mai 2020
Man sollte Länder, die sich weigern, den Angriffskrieg zu verurteilen, einfach mal vom Geldfluss vom Westen abtrennen. Russland hat keine finanziellen Reserven, um all diese Ländern über Wasser zu halten. Momentan investiert Russland nicht in freundliche Länder, sondern in den Krieg.
2215
Melden
Zum Kommentar
25
    Der Gaza-Deal liegt angeblich auf dem Tisch – was wir wissen in 8 Punkten
    Nach über 16 Monaten Krieg ist ein Deal zwischen der Hamas und Israel zur Beilegung der blutigen Auseinandersetzung dem Vernehmen nach zum Greifen nah. Hier ist alles, was wir dazu wissen, in der Übersicht.

    Ein Friedensabkommen für den Krieg zwischen Israel und der Hamas soll unmittelbar vor dem Abschluss stehen.

    Zur Story