Im allerersten Kapitel des Ratgebers erklärt dieser, was es mit dem offiziell «Sonderoperation» genannten russischen Kriegseinsatz in der Ukraine auf sich hat, wie das deutsche Nachrichtenmagazin Focus mit Bezug auf einen Bericht der russischen Nachrichtenseite Oksol.tv schreibt.
Der einigermassen harmlos klingende Begriff «Sonderoperation», sei für die Teilnehmer ein «echter Krieg mit Blut, Schmerz, Bitterkeit über Verluste und Freude über Siege», heisst es.
Eingebettet ist diese Realitätskonfrontation in eine ganze Reihe russischer Standard-Kriegspropaganda. Beim Kampf im angegriffenen Nachbarland handle es sich um «eine Fortsetzung des Grossen Vaterländischen Krieges», die Ukraine gehöre Russland und müsse «entnazifiert» werden und der grosse Feind im Allgemeinen ist: der Westen.
Der Ratgeber mit dem Namen «Ich lebe, ich kämpfe, ich siege» soll von kampferprobten russischen Veteranen in Afghanistan, Tschetschenien und der Ukraine geschrieben worden sein. Angeblich wird er vor dem Einsatz an der Front an die neuen Rekruten verteilt. Jüngst gab es immer wieder Berichte, dass die neumobilisierten Reservisten teils gar keine Ausbildung vor ihrem Kampfeinsatz erhalten hätten.
Im 66 Kapitel umfassenden Werk gibt es nebst Kriegspropaganda aber auch Tipps für das tägliche Soldatendasein. Verfasst in Umgangssprache – laut Focus finden sich auf den Seiten mehrfach Beleidigungen wie «Idioten» oder «Dummköpfe» – geben die Veteranen ihre Kniffe für den Alltag auf dem Feld weiter.
So beispielsweise einfache Kochrezepte, wie eines für Kartoffeln in Folie auf Kohlen oder eine Anleitung, wie Schimmelpilze von Läusen beseitigt werden können. Andere Tipps klingen für Zivilisten wesentlich weniger nachvollziehbar: So sollen die Soldaten Handys von filmenden Schulkindern auf das Trottoir schmeissen.
Auch Ausrüstungstipps dürfen nicht fehlen. So seien beispielsweise, wenn vorhanden, Trekkingschuhe den Militärstiefeln vorzuziehen. Von Nutzen seien zudem ein Fernrohr, ein GPS-Gerät und Laser-Entfernungsmesser. Diese Ratschläge richten sich direkt an Kommandanten – für die Beschaffung der Gegenstände seien sie aber erfahrungsgemäss selbst verantwortlich, der russische Staat komme nicht dafür auf.
Ob der Ratgeber tatsächlich zur Grundausrüstung der Neueingerückten gehört, ist derzeit nicht unabhängig geprüft, schreibt Focus. Der Kopf hinter dem Werk sei – neben drei weiteren Hauptautoren – der Duma-Abgeordnete Franz Klinzewitsch. Dieser leitet eine Vereinigung der Afghanistan-Veteranen und Beteiligter anderer militärischer russischer Einsätze.
Finanziell soll gemäss Oksol.tv der russische Unternehmer Andrej Skotsch die Erarbeitung des Ratgebers unterstützt haben. Dieser ist Multimilliardär und gilt als einer der reichsten Russen überhaupt. Aufgrund angeblicher Verbindungen zur organisierten Kriminalität haben ihn die USA bereits 2018 sanktioniert. (con)
Oder Läuse von Schimmelpilzen? 🤔