Ein Novum im Ukraine-Krieg: Bodentruppen haben ein oder mehrere Dörfer auf russischem Staatsgebiet attackiert und womöglich eingenommen. Die genaue Situation vor Ort ist aber unklar, unabhängige Berichte fehlen bisher.
Ein Video in den sozialen Medien soll zeigen, wie die Angreifer unter anderem einen russischen Panzer erobert haben sollen:
The russian volunteer corps releases video claiming to show them driving a BTR 82A armoured personal carrier after capturing it from russian forces https://t.co/FRdhsrdabe pic.twitter.com/tcemCArP4l
— Faytuks News Δ (@Faytuks) May 22, 2023
Die russische Grenzregion Belgorod war schon mehrfach Ziel von Attacken der ukrainischen Streitkräfte (welche sich aber kaum eindeutig dazu bekannten). So wurden des Öfteren russische Treibstoff- und Logistiklager attackiert, jüngst machte auch der Abschuss von russischen Jets Schlagzeilen. Dass aber Soldaten, die für die ukrainische Sache kämpfen, auf russischem Territorium angreifen, wäre neu.
Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, sagte, acht Menschen seien verletzt worden, nachdem die Stadt unter ukrainisches Artilleriefeuer geraten sei. Russische Nachrichtenagenturen berichteten auch von Toten. Dies bestätigte Gladkow aber nicht, wie der «Guardian» schreibt.
Die meisten Bewohner hätten das Gebiet verlassen, aber die Situation sei weiterhin «angespannt», so Gladkow. Als Reaktion auf die Angriffe hat der russische Gouverneur den Ausnahmezustand ausgerufen, welcher den Behörden ermöglicht, weitergehende Massnahmen zu treffen. So könnten das Mobilfunknetz und das Internet überwacht oder Ausgangssperren verhängt werden.
Offiziell handelt es sich bei den Hauptangreifern um eine Freiwilligenlegion mit russischen Staatsbürgern, die sich gegen die Regierung in Moskau stellen – eine Art Partisanen also. Die «Legion für die Freiheit Russlands» erklärte via Telegram, dass sie die Grenze zu Russland überschritten habe, die Siedlung Konzinka eingenommen und weitere Einheiten in die grössere Stadt Grayvoron geschickt hätte. Als Beweise veröffentlichte die Miliz mehrere Aufnahmen in den sozialen Medien.
Die Legion wandte sich auf Telegram an die russische Bevölkerung:
Sie hätten allerdings genug von den Taten der «Kriminellen» im Kreml und wollten die Freiheit in Russland verteidigen. Es sei Zeit, der Kreml-Diktatur «ein Ende zu setzen».
Im Nachgang an die Geschehnisse erklärte eine weitere Anti-Russland-Einheit, das «Russische Freiwilligenkorps», sie sei an den Attacken ebenfalls beteiligt gewesen. Im Freiwilligenkorps kämpfen übergelaufene Soldaten der russischen Armee und weitere Freiwillige aufseiten der Ukraine gegen die russischen Invasoren.
Die Regierung der Ukraine dementierte jegliche Verbindung zu den russischen Partisanenkämpfern. Diese agierten unabhängig und unterlägen keiner militärischen Kontrolle.
Andriy Yusow, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, bestätigte allerdings, dass die beiden Milizen, die sich zum Angriff bekannten, auch tatsächlich in der Region um Belgorod aktiv seien. Es gehe den Milizen wohl darum, die Gebiete vom Putin-Regime zu befreien, den Feind zurückzudrängen und eine Sicherheitszone für die ukrainische Zivilbevölkerung zu schaffen.
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak schrieb auf Twitter, dass Kiew «die Ereignisse in der Region Belgorod beobachtete», aber nichts mit den Angriffen zu tun habe. Er erklärte weiter, dass es nicht verwunderlich sei, wenn autoritäre Regime Guerilla-Bewegungen verursachen würden. Das sei die «einzige treibende, politische Kraft in einem totalitären Land».
The only driving political force in a totalitarian country of tightened screws is always an armed guerrilla movement. #Ukraine is watching the events in the #Belgorod region of #Russia with interest and studying the situation, but it has nothing to do with it. As you know, tanks…
— Михайло Подоляк (@Podolyak_M) May 22, 2023
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, Wladimir Putin sei über die Vorgänge informiert worden und man arbeite daran, die Angreifer zu vertreiben, wie die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtete.
Interessant wird sein wie die Russen damit umgehen.. Im Prinzip müssten sie die gesamte Grenze sichern, aber dafür haben sie das Personal nicht.. Es rauchen einige Köpfe und das ist gut so..
Eine Eindeutige Anspielung auf die Geschehnisse im Jahr 2014.
Putin darf jetzt seine eigene Medizin kosten.