Täglich veröffentlicht der britische Geheimdienst ein Dossier zum Ukraine-Krieg. Darin enthalten sind Information zur aktuellen Lage in dem von der russischen Armee teilweise besetzten Land. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
Mit seinen Updates zum militärischen Verlauf und zur mutmasslichen Kriegstaktik von Wladimir Putins Generälen liefern die Briten einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung, sowohl der ukrainischen Militärführung als auch der (westlichen) Öffentlichkeit. Doch was öffentlich von dem Nachrichtendienst kommuniziert wird, liest sich häufig recht schwammig.
Vor wenigen Tagen etwa veröffentlichten die britischen Schlapphüte eine Mitteilung, nach der die russische Führung «sehr wahrscheinlich die Bildung weiterer privater Söldnerarmeen anstrebe, um irgendwann einmal den Platz einzunehmen, den momentan noch die Gruppe Wagner [Anm. d. Red.: private Söldnerarmee des russischen Unternehmers Jewgeni Prigoschin] innehat».
Es wimmelt in den Geheimdienstberichten nur so von Modalwörtern. «Vermutlich», «wahrscheinlich», «möglicherweise», «offenbar», «nahezu sicher».
Das schwammige Behördensprech ist durchaus beabsichtigt, schliesslich handelt es sich bei den Informationen, die das britische Verteidigungsministerium verbreitet, selten um letzte Gewissheiten, sondern um Hinweise, die meist aus einer Fülle an unterschiedlichen Quellen zusammengetragen werden. Aus diesem Quellenfundus errechnen die Geheimdienstanalysten dann Wahrscheinlichkeiten.
Wie wahrscheinlich es ist, dass eine Entwicklung oder ein Ereignis eintritt oder bereits eingetreten ist, das lässt sich anhand des Sprachcodes ablesen, in dem die Updates unter anderem bei Twitter veröffentlicht werden.
So signalisiert die Verwendung des Begriffs «geringe Chance», dass ein Ereignis nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 bis 10 Prozent eintritt. «Wahrscheinlich» oder «möglicherweise» findet dagegen Eingang in den täglichen Lagebericht, wenn die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Situation bei 50 bis 75 Prozent liegt.
Mit seinem «Probability Yardstick», also einer «Wahrscheinlichkeitsskala», will der britische Geheimdienst sicherlich ein Stück weit für Transparenz sorgen. Sofern das in Kriegszeiten und angesichts von nachrichtendienstlich gesammelten Informationen möglich ist.
Dass die Analysen der Briten nicht ganz falsch sein können, zeigte sich bereits Ende Februar 2022. Da twitterten die britischen Geheimdienstler zur Überraschung vieler Beobachter vermeintliche Pläne von Russlands Diktator Wladimir Putin für eine Invasion in die Ukraine. Nur wenige Tage später geschah der Überfall dann tatsächlich.
(t-online/dsc)
Ich nehme an, die Briten werden einige konkretere Erkenntnisse mit den Ukrainernn teilen die nicht zur Publikation bestimmt sind.