Bereits seit 10 Monaten wird hart um die ostukrainische Stadt Bachmut gekämpft. Die strategische Wichtigkeit der Stadt ist umstritten, doch die Russen und die Ukraine können sich an diesem Ort gegenseitig grossen Schaden zufügen.
Erst am Sonntag liess Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin verkünden, dass die Russen Bachmut eingenommen hätten. Zum Beweis teilte er ein Video, welches die russische Flagge über den Ruinen des Rathauses zeigte. Die Ukraine dementierte zwar die Aussagen Prigoschins, doch dass der Feind Boden gutmachen kann, kann sie nicht bestreiten. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtete am Dienstag, dass Russland die Kontrolle über die zentralen Viertel in der Stadt festigte.
Die Schlacht um Bachmut wird dabei auf zwei Schauplätzen ausgetragen: einerseits in einem blockweisen Kampf in der Stadt, andererseits auf den Feldern und Dörfern im Nordwesten und Südwesten der Stadt. Auf beiden Schauplätzen sei die Ukraine im Vorteil, wenn sie in der Defensive kämpfe, erklärt ein Kommandeur eines ukrainischen Bataillons gegenüber einem Reporter der New York Times. Krieg sei Mathematik, so der Kommandeur, der beim Spitznamen Bochka oder Barrel genannt wird. Um eine Stadt anzugreifen, brauche man einen Vorsprung von drei zu eins. Sie verteidigten mit einer Kompanie, während die Russen mit einer Brigade angriffen.
Die Einheit des zweiten Bataillons, welches Bochka kommandiert, verteidigt sich gegen einen russischen Vorstoss in Richtung einer Autobahn, südwestlich von Bachmut. Laut ihm hat sich das Tempo der Bodenangriffe verlangsamt.
Die Ukraine setzt auf die Taktik der ständigen Überwachung russischer Stellungen aus der Luft. Geht der Akku der einen Drohne zur Neige, wird bereits die nächste ausgesandt.
Angegriffen wird nur, wenn sich die Russen versammeln oder versuchen, vorzudringen. Die Frontlinie erstreckt sich über Hunderte von Kilometern und die Ukraine hat nicht nur weniger Waffen als die Russen, sondern leidet auch an einem konstanten Mangel an Munition. Ihre Angriffsziele werden deswegen sehr bewusst gewählt.
Die Russen bedienen sich derselben Strategie. Auch sie überwachen die Ukrainer und machen ihre Stellungen mithilfe der Drohnen ausfindig. Was sie denn in solchen Fällen täten, will ein Sky-Reporter von einer Gruppe junger ukrainischer Soldatinnen und Soldaten in einem Bunker wissen. «Wir beten», antwortet die gerade mal 23-jährige Anna, Kommandantin des Kamikazedrohnen-Teams der 93. Brigade. «Wir akzeptieren alle Risiken», sagt ein neben ihr stehender Soldat.
An interview on Sky with some of the young heroic defenders of Bakhmut. This young team is part of the 93rd brigade and is responsible for attacking the Russian invaders with kamikaze drones.
— International Observers Ukraine (@INTobservers) April 5, 2023
Glory to the heroes 🇺🇦 pic.twitter.com/Ur9eYCojTo
Wie gross die Gefahr ist, verdeutlicht die Frequenz des russischen Artilleriebeschusses: In Bachmut und den umliegenden Gebieten hätten die russischen Streitkräfte in den vergangenen 24 Stunden 238 Mal Artillerie auf ukrainische Stellungen abgefeuert, erzählt Serhy Cherevaty, der Sprecher des ukrainischen Militärkommandos im Osten, am Dienstag.
Die ukrainischen Truppen, welche den Krieg über die Luft führen, leben in unterirdischen Bunkern. Dort haben sie sich ihre Zentralen mit Funkgeräten und Bildschirmen eingerichtet. Es steht in starkem Kontrast zur zerstörten Szenerie, die sich an der Erdoberfläche bietet.
Die «New York Times» beschreibt die Szene, in der sich Soldaten um einen Bildschirm scharten, der auf den ersten Blick bloss eine grosse Ebene mit trockenem Gras und nackten Bäumen preisgab. Bei genauerem Hinsehen aber konnte man winzige russische Soldaten erkennen.
Womöglich verlegten sie Minen in der Pufferzone zwischen den Schützengräben, vermuteten die Ukrainer. Was auch immer sie taten, ihre Tätigkeit wurde kurze Zeit später von Mörsergranaten unterbrochen. Sie rannten um ihr Leben.
Die Detonation ging jedoch weit entfernt von den fliehenden Russen in die Luft. Sie seien zu weit weg gewesen, so einer der Soldaten. Die Drohne blieb trotzdem dran und das Team im Bunker informierte die Mörserbesatzung stetig per Funkgerät über den Fluchtweg der Russen. Es dauerte nicht lange, bis Rauch auf dem Bildschirm zu sehen war. Ein Jubelschrei ging durch die Runde. Die Verfolgungsjagd dauerte insgesamt etwa fünf Minuten.
Das junge Team von Anna bedient Kamikazedrohnen. Diese Drohnen führen explosives Material mit sich, das über dem Feind abgeworfen wird. Wie einer der Jungen erklärt, berge auch das Zusammensetzen solcher Drohnen Risiken:
Es sei beängstigend, gibt er zu. Aber er kenne seine Motivation und einst werde alles wie ein Albtraum hinter ihm liegen. (saw)
Drohnen die Bomben abwerfen setzen die Ukrainer auch ein, sehr präzise, sogar.
Ernsthaft? – Hat es der Deppen-Apostroph wirklich schon so weit geschafft..? 🤦🏻♂️🤣