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Ukraine attackiert Munitionsdepots: Russlands Flugabwehr ist zu schwach

Angriff auf Munitionsdepot legt offen: Russlands Flugabwehr ist viel zu schwach

Beim bislang grössten ukrainischen Bombenangriff auf ein russisches Munitionsdepot sollen auch nordkoreanische Raketen zerstört worden sein. Luftaufnahmen zeigen das Ausmass der Attacke.
20.09.2024, 08:2020.09.2024, 08:30
Thomas Wanhoff / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Es könnte einer der schwersten Angriffe der Ukraine auf russische Militäreinrichtungen gewesen sein. Etwa 100 ukrainische Drohnen sollen sich am Dienstag auf das Munitionslager in Toropez in der Region Twer gestürzt haben.

Jetzt zeigen Satellitenaufnahmen das Ausmass des Angriffs. In dem Depot seien etwa 19'000 Tonnen Munition gelagert gewesen, teilte ein Mitarbeiter des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU mit. Andere Quellen sprechen sogar von 30'000 Tonnen.

Screenshot eines Tweets zum ukrainischen Angriff auf ein russisches Munitionsdepot.
«Satellitenbilder vor und nach der Zerstörung des Munitionsdepots in der Region Twer, wo die Detonationen noch immer andauern. Dies ist einer der grössten Einzelschläge der ukrainischen Streitkräfte seit Beginn der gross angelegten Invasion.»screenshot: x.com

Dort sollen sich nach Berichten des Telegramkanals «Astra» russische Raketen vom Typ Iskander und auch Raketen aus nordkoreanischer Fertigung befunden haben.

Videos zeigten einen gigantischen Feuerball, der über dem Militärlager aufstieg. Die nachfolgenden Explosionen seien sogar von Erdbebenmessstationen registriert worden.

Darauf sind gigantische Rauchwolken zu erkennen. Sowohl die Bilder des Dienstes Planetlabs als auch von Maxar zeigen, dass lange nach dem Angriff noch Feuer auf dem Gelände zu erkennen sind.

Eindrückliche Aufnahmen:

Video: watson/lucas zollinger

Ukraine: Mehrere Raketensysteme zerstört

Der Leiter des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, Andriy Kovalenko, berichtete laut «Euromaidan Press», dass auf dem Gelände möglicherweise auch Grad-Mehrfachraketensysteme (MLRS), S-300- und S-400-Luftabwehrraketen sowie nordkoreanische ballistische Raketen des Typs KN-23 gelagert worden seien. Bei diesen handelt es sich um nordkoreanische Raketen, die etwa 700 Kilometer weit fliegen können und den Iskander-Modellen Russlands sehr ähnlich sind.

Screenshot: x.com
«Ich habe Accounts gesehen, die Bilder von Toropets in niedriger Auflösung teilen und behaupten, der Schaden sei nicht so schlimm. Ich habe hochauflösende Bilder gesehen und kann sagen, dass er es definitiv ist. Jeder Punkt steht für ein Gebäude, das katastrophal beschädigt oder zerstört wurde. Rauch verhindert die Beurteilung anderer Gebäude.»screenshot: x.com

Warum ist das wichtig?

Das Institut für Kriegsstudien (ISW) erklärte in seiner Einschätzung des Angriffs, dass fortgesetzte ukrainische Angriffe auf Logistikstandorte in Russland «einen grösseren operativen Druck auf das russische Militär erzeugen werden, der über die individuelle Zerstörung von Munitionslagern und Logistikeinrichtungen hinausgeht».

Das ISW schreibt, die ukrainischen Himars-Angriffe auf Munitionslager hätten die russischen Streitkräfte bereits gezwungen, einige Munitionslager aufzulösen, was ihre Operationen beeinträchtigt habe.

Weitere Angriffe in der Grössenordnung des Angriffs auf Toropez könnten zu einem ähnlichen Schritt führen, fügte die Denkfabrik hinzu. Toropez liegt etwa 380 Kilometer nordwestlich der russischen Hauptstadt Moskau und rund 470 Kilometer nördlich der Grenze zur Ukraine.

Russische Militärblogger haben den russischen Behörden vorgeworfen, die Anlage in Twer schlecht gebaut zu haben, und den russischen Streitkräften vorgeworfen, dort möglicherweise Raketen und Artilleriemunitionsbestände falsch zu handhaben.

Mängel beim Bau der Einrichtung?

Die russischen Streitkräfte haben sich nach ISW-Meinung möglicherweise nicht um die Schwachstellen vieler Logistikeinrichtungen in Russland gekümmert. Das könnte auch daran liegen, dass sie ausserhalb der Reichweite westlicher Waffen liegen, die derzeit noch Beschränkungen unterliegen.

Die Aufhebung der Beschränkungen für den Einsatz westlicher Systeme und die weitere Entwicklung der ukrainischen Langstreckenschlagskapazitäten könnten es laut ISW den ukrainischen Streitkräften ermöglichen, die russischen Schwachstellen wirksamer auszunutzen.

Allerdings liegt Toropez noch weiter als die britischen Storm Shadow- und die amerikanischen ATACMS-Raketen fliegen können. Die Ukraine dürfte deshalb wohl weiter auf Drohnen setzen, die offenbar einfacher durch das Netz der russischen Luftabwehr schlüpfen können. Einige sind bereits mehr als 1000 Kilometer weit in russisches Gebiet eingedrungen.

Russische Munitionsdepots bei Mariupol zerstört
Das ukrainische Militär hat nach eigener Darstellung mehrere Nachschubdepots der russischen Streitkräfte in den besetzten ukrainischen Gebieten zerstört. Wie die Marineführung in Kiew mitteilte, hatten Aufklärer die Lager in der Umgebung der Hafenstadt Mariupol entdeckt. Diese seien schliesslich mit Raketen angegriffen und zerstört worden. Dabei seien Tonnen von Munition zerstört worden, hiess es. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (sda)

Verwendete Quellen:

(t-online/dsc)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Faffipause
20.09.2024 09:24registriert Januar 2021
Alles was sie platt machen, kommt nicht auf sie geflogen! Daher, weiter so.
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Roli4ka
20.09.2024 08:54registriert April 2023
Und was macht Putin? Er bombardiert als Antwort darauf ein Altersheim in Sumy!
Aber der Westen will immer noch, dass sich Putin ohne Gesichtsverlust aus diesem Angriffskrieg zurückziehen kann 🤮!
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Speedy Gonzalez
20.09.2024 09:24registriert Oktober 2023
Die Ukraine muss nun endlich mehr unterstützt werden, damit die Schwächen der Russen richtig ausgenutzt werden können.

Wenn es hilft, könnte auch die Schweiz begrenzt Waffen liefern, denn es hätte auch den Effekt, dass die anderen Länder ebenfalls wieder motiviert sind, mehr für den Sieg zu tun.

Ich hoffe, die Politiker handeln richtig und verstecken sich nicht hinter Gesetzen, die eigentlich nie richtig in Kraft getreten sind.

Gemäss einem guten Freund und Juristen auf Bundesebene ist es sogar für die Schweiz legal möglich, Waffen fast jeglicher Art an die Ukraine zu liefern.
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