Immer wieder und bislang erfolglos versucht die russische Armee, die Stadt Bachmut im Oblast Donezk im Osten der Ukraine zu erobern. Der Name des Ortes wurde, zehn Monate nach Beginn des russischen Angriffs, zum Symbol für blutigste Kämpfe; russische und ukrainische Soldaten kommen in grosser Zahl ums Leben.
Vor Ort sieht es nicht nach einer vorteilhaften Lage für Russland aus: Ein wesentlicher Durchbruch des russischen Militärs bei Bachmut in den kommenden Wochen sei unwahrscheinlich, so britische Militärexperten, auf die sich ein Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London beruft. Die ukrainischen Truppen hätten ihre Positionen verstärkt.
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Zwar schwächten sich die russischen Angriffe auf die Stadt demnach etwas ab, nachdem sie Mitte Dezember einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatten. Trotzdem lassen die russischen Truppen nicht von Bachmut ab und wollen die Stadt um jeden Preis erobern – obwohl diese eigentlich keinen grösseren strategischen Wert besitzt. Schon lange fragen sich westliche Beobachter, warum das so ist.
Eine neue Erkenntnis der USA könnte nun Licht ins Dunkel bringen: Es gebe Hinweise darauf, dass die «Besessenheit» Russlands, Bachmut einzunehmen, von «monetären Motiven» angetrieben werde, so ein Beamter des Weissen Hauses am Donnerstag.
Im Fokus: Der langjährige Bekannte des russischen Präsidenten und Gründer der privaten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Dieser strebe den Erkenntnissen zufolge an, die Kontrolle über die Salz- und Gipsgruben in der Nähe der Stadt zu übernehmen. Die russischen Angriffe bei Bachmut werden massgeblich von Angehörigen der berüchtigten Schattenarmee angeführt. Söldner kämpfen in der Regel nur befristet für denjenigen, der sie bezahlt – ausserhalb von regulären Armeen.
Zuletzt äusserte sich Prigoschin selbst zu den Problemen für seine Kämpfer rund um Bachmut: «Heute Morgen habe ich ein Haus eingenommen und die Verteidigung durchbrochen. Und hinter diesem Haus gibt es immer noch eine neue Verteidigung, und nicht nur eine», zitiert «Newsweek» seine Aussagen aus einer Meldung der russischen Agentur Ria Novosti. «Und wie viele solcher Verteidigungslinien gibt es in (Bachmut)? Wenn wir 500 sagen, liegen wir wahrscheinlich nicht falsch.» Um manches Haus werde mehrere Wochen lang gekämpft.
Prigoschin trat zuletzt immer selbstbewusster und offensiver auf. Fast täglich kommentiert der 61-Jährige das Kriegsgeschehen und äussert dabei auch deutliche Kritik an der russischen Kriegsführung. Experten werten seinen wachsenden Einfluss auch als ein Anzeichen für einen Kontrollverlust Putins.
Die beiden Männer kennen sich lange. Als der Ex-KGB-Offizier Putin noch in der Sankt Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, soll er in Prigoschins Restaurant eingekehrt sein. Deshalb trägt der in den chaotischen 1990er Jahren in Russland zu Reichtum gekommene Geschäftsmann, der auch schon wegen Raubes in Haft sass, den Beinamen «Putins Koch».
Zuvor hatte der pensionierte US‑Generalleutnant Ben Hodges, früher als kommandierender US‑General in Europa stationiert, im Gespräch mit «Newsweek» eine andere Vermutung zur russischen Bachmut-Beharrlichkeit geäussert: Prigoschins Glaubwürdigkeit hänge massgeblich davon ab. Seien seine Kämpfer gezwungen, sich aus Bachmut zurückzuziehen, wäre dies ein «Schlag» für Prigoschins Prestige und würde den Russen insgesamt «psychologisch» schaden.
Kanzo
jon_caduff
Ja, ganz bestimmt hast DU ein Haus eingenommen und die Verteidigung durchbrochen. Und im weiteren: Wenn hinter der Verteidigungslinie eine zweite, intakte Verteidungslinie steht, dann hast Du die Verteidigung offensichtlich gerade nicht durchbrochen.
Gitarrenmensch
Gut so.