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Korruption in der Ukraine: Hunderte Männer als "invalid" ausgeschrieben

Skandal in der Ukraine: Frau schrieb Männer wehrunfähig und verdiente damit Millionen

04.10.2024, 16:4104.10.2024, 16:41
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Die ukrainischen Behörden waren wieder einmal grosszügig mit dem Veröffentlichen von Beweismaterial.
Die ukrainischen Behörden waren wieder einmal grosszügig mit dem Veröffentlichen von Beweismaterial. bild: ukrainische Generalstaatsanwaltschaft

Millionen Euro soll die Leiterin einer medizinischen Kommission in der Westukraine mit dem Ausstellen von Invaliditätsbescheinigungen für wehrfähige Männer verdient haben. Bei Razzien in ihrer Wohnung und am Arbeitsplatz in der Stadt Chmelnyzkyj beschlagnahmten Polizisten umgerechnet über fünf Millionen Franken in bar, hauptsächlich in US-Dollar.

«Die Ordnungshüter fanden Geld praktisch in jeder Ecke der Wohnung – in Schränken, Schubladen, Nischen», teilte das Staatliche Ermittlungsbüro mit. Die Verdächtige habe zudem versucht, während der Hausdurchsuchung zwei Taschen mit einer halben Million US-Dollar aus dem Fenster zu werfen. In ihrem Kabinett seien Listen mit Namen von Männern gefunden worden, die sich fiktive Erkrankungen hatten bescheinigen lassen.

Ukrainische Medien berichten, die Dame heisse Tetjana Krupa, ihr Sohn sei Oleksandr.
Ukrainische Medien berichten, die Dame heisse Tetjana Krupa, ihr Sohn sei Oleksandr.bild: ukrainische generalstaatsanwaltschaft

Immobilien, Luxusautos und Hotel gekauft

Zusammen mit ihrem Sohn, einem der Chefs des Rentenfonds für das Gebiet Chmelnyzkyj und anderen Familienmitgliedern habe die Frau zudem 30 Immobilien in der Ukraine, neun Luxusautos, Unternehmensrechte im Millionenwert und ein Hotel erworben. Von den illegalen Einnahmen seien zudem Immobilien in Österreich, Spanien und der Türkei gekauft worden. Auf Auslandskonten befänden sich zudem weitere umgerechnet mehr als zwei Millionen Euro.

Einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zufolge ist die 64-Jährige auch Abgeordnete der Präsidentenpartei Diener des Volkes im Gebietsrat von Chmelnyzkyj. Den Verdächtigen drohen nun wegen Betrugs in besonders grossem Umfang und unrechtmässiger Bereicherung zwölf Jahre Gefängnis.

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bild: ukrainische generalstaatsanwaltschaft

Weitere Ärzte überführt

Parallel dazu überführte die Staatsanwaltschaft im ostukrainischen Gebiet Charkiw 13 Mediziner, die für umgerechnet über 2'000 Franken pro Person mehr als 400 Männern Invaliditätsbescheinigungen ausgestellt haben sollen.

Nach dem russischen Einmarsch im Februar 2022 wurde eine Mobilmachung in der Ukraine angeordnet. Viele Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren versuchen, sich durch gefälschte Untauglichkeitsdokumente dem Wehrdienst zu entziehen. (cpf/sda/dpa)

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sälüzäme
04.10.2024 17:03registriert März 2020
Würde bei uns nicht anders aussehen, es wurde ja schon bei Covid-Zertifikaten getrickts und gemauschelt.
Die Leute haben noch Glück, unter Putin müssten sie an die Front.
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NötigH
04.10.2024 19:00registriert September 2024
Tja, wer würde nicht sämtliche Hebel in bewegung setzen um nicht an einem scharfen Feuergefecht teilnehmen zu müssen?
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Die Realität01
04.10.2024 20:45registriert März 2022
An Suppenlöffel... genau das Gegenteil... Mit der Aufdeckung zeigt die Ukraine wie Demokratie geht... auch hier in der CH gab es viele Korruptionsskandale....
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