Auf das Spital haben sie geschossen, das Waisenheim in Schutt und Asche gelegt, die Menschen vertrieben: Die Kriegsherren, die sich 2014 im ukrainischen Donbass um die Stadt Slowjansk stritten, machten in ihrem blutigen Spiel vor nichts Halt.
Auch nicht vor dem Namensschild am Eingang der Stadt. «Slowjansk» steht da auf Russisch, in grossen kyrillschen Lettern, die wie erloschene Leuchtreklame-Buchstaben am Strassenrand neben einer Tankstelle die spärlichen Besucher begrüssen. Zerschossen wurden die Buchstaben, durchsiebt von Kugeln, entstellt vom Hass der Eroberer.
Doch statt die kaputtgeschossenen Buchstaben zu reparieren, hat sich die Stadt etwas anderes ausgedacht. Kinder haben die entstellten Lettern farbig verziert. Um jedes Einschussloch herum haben sie eine Blume gemalt, in deren Mitte die Leere des erloschenen Krieges gähnt. Hübsch sieht das aus. Versöhnlich wirkt es. Der Krieg kann Schönes schaffen. Doch Blumen gibt es jetzt genug in Slowjansk.