«Fake-Video»: Polizei dementiert Mord an einem Russen in Deutschland
Der Staatsschutz bei der Polizei Bonn ermittelt wegen eines Videos, in dem Behauptungen über ein Verbrechen an einem Russen in Euskirchen aufgestellt werden. Spätestens seit Samstagmittag wird verbreitet, ein 16-jähriger Flüchtlingshelfer sei von einem «Mob ukrainischer Flüchtlinge » in der Stadt in Nordrhein-Westfalen erschlagen worden, weil er russisch gesprochen habe. «Uns ist kein derartiges Tötungsdelikt bekannt», sagte ein Sprecher der Polizei Bonn am Sonntagabend zu t-online.
Zuvor hatte die Polizei in Euskirchen das auch im Prinzip bestätigt, aber an Bonn verwiesen. Der Fall werde dort nun bearbeitet. Der Staatsschutz hat den Fall übernommen, weil das Video gezielt zur Stimmungsmache verbreitet worden sein könnte. Die Experten gehen derzeit davon aus, dass es sich um ein absichtliches «Fake-Video» handelt, dass Hass schüren soll. Die Polizei bittet, es nicht weiterzuverbreiten.
WICHTIGE Info:Über das Internet wird derzeit ein Video verbreitet, in dem von einem Überfall auf einen 16-jährigen Jugendlichen im Bereich Euskirchen berichtet wird. Angeblich sei dieser von einer Gruppe Ukrainer zu Tode geprügelt worden. Die Sprache des Videos ist russisch. /1— Polizei NRW BN (@polizei_nrw_bn) March 20, 2022
Die ersten Berichte über den angeblichen Vorfall gab es spätestens am Sonntag zur Mittagszeit auf Facebook, zunächst nur in russischer Sprache. Dabei war bereits das Video einer Frau um die 30 mit Brille verbreitet worden, die die Geschichte von «David» erzählt, der erschlagen worden sei. Sie kenne die Familie. Im Verlaufe des rund 90-sekündigen Videos kommen der Frau die Tränen.
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Keine Informationen zu Urheberin
Einen Schub erlebte das Video, als die in Russland lebende Deutsche Alina Lipp es in ihrem Kanal mit mehr als 100'000 Abonnenten teilte. Auf Facebook wird es mit echter oder vorgeblicher Erschütterung verbreitet. Zudem wird es als ein Vorgeschmack auf das dargestellt, was in Deutschland durch ukrainische Flüchtlinge noch zu erwarten sei.
Nach Angaben der Polizei gibt es in Euskirchen und Umland keine Straftat, die mit dem geschilderten Geschehen in Zusammenhang stehen könnte. Die Polizei konnte zur Urheberin noch keine Angaben machen.

