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«Fake-Video»: Polizei dementiert Mord an einem Russen in Deutschland

«Fake-Video»: Polizei dementiert Mord an einem Russen in Deutschland

Es ist ein tränenreiches Video, und es wird seit Sonntagnachmittag rasant geteilt: Ukrainer sollen einen 16-jährigen Russen im deutschen Euskirchen erschlagen haben. Die Polizei geht von einer absichtlichen Falschmeldung aus.
21.03.2022, 06:1721.03.2022, 06:17
Lars Wienand / t-online
Ein Artikel von
t-online

Der Staatsschutz bei der Polizei Bonn ermittelt wegen eines Videos, in dem Behauptungen über ein Verbrechen an einem Russen in Euskirchen aufgestellt werden. Spätestens seit Samstagmittag wird verbreitet, ein 16-jähriger Flüchtlingshelfer sei von einem «Mob ukrainischer Flüchtlinge » in der Stadt in Nordrhein-Westfalen erschlagen worden, weil er russisch gesprochen habe. «Uns ist kein derartiges Tötungsdelikt bekannt», sagte ein Sprecher der Polizei Bonn am Sonntagabend zu t-online.

Die Zeugin: Eine Frau erzählt in einem Video in russischer Sprache Details zu einem angeblichen Mord an einem Russen in Euskirchen durch Ukrainer. Die Polizei weiß davon nichts.
Die Zeugin: Eine Frau erzählt in einem Video in russischer Sprache Details zu einem angeblichen Mord an einem Russen in Euskirchen durch Ukrainer. Die Polizei weiß davon nichts.Bild: Screenshot: Telegram

Zuvor hatte die Polizei in Euskirchen das auch im Prinzip bestätigt, aber an Bonn verwiesen. Der Fall werde dort nun bearbeitet. Der Staatsschutz hat den Fall übernommen, weil das Video gezielt zur Stimmungsmache verbreitet worden sein könnte. Die Experten gehen derzeit davon aus, dass es sich um ein absichtliches «Fake-Video» handelt, dass Hass schüren soll. Die Polizei bittet, es nicht weiterzuverbreiten.

Die ersten Berichte über den angeblichen Vorfall gab es spätestens am Sonntag zur Mittagszeit auf Facebook, zunächst nur in russischer Sprache. Dabei war bereits das Video einer Frau um die 30 mit Brille verbreitet worden, die die Geschichte von «David» erzählt, der erschlagen worden sei. Sie kenne die Familie. Im Verlaufe des rund 90-sekündigen Videos kommen der Frau die Tränen.

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Keine Informationen zu Urheberin

Einen Schub erlebte das Video, als die in Russland lebende Deutsche Alina Lipp es in ihrem Kanal mit mehr als 100'000 Abonnenten teilte. Auf Facebook wird es mit echter oder vorgeblicher Erschütterung verbreitet. Zudem wird es als ein Vorgeschmack auf das dargestellt, was in Deutschland durch ukrainische Flüchtlinge noch zu erwarten sei.

Nach Angaben der Polizei gibt es in Euskirchen und Umland keine Straftat, die mit dem geschilderten Geschehen in Zusammenhang stehen könnte. Die Polizei konnte zur Urheberin noch keine Angaben machen.

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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*Butterfly*
21.03.2022 07:14registriert Februar 2022
Das nennt sich bewusst Hass schüren!
Einfach nur schlimm.
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Marjorie
21.03.2022 07:39registriert Mai 2021
Schon wenige Tage nach Kriegsbeginn wurde in Russland und Weissrussland gewarnt, dass Landsleute in Deutschland angegriffen, geschlagen und mit dem Tod bedroht werden, da waren noch so gut wie keine Flüchtlinge da, reine Propaganda.
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magic___julian
21.03.2022 07:49registriert Dezember 2018
Was oft vergessen geht. Viele Menschen aus der Ukraine sprechen Russisch. Nur schon daher sehr unrealistisch die Geschichte.
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