Diese Taktik steckt wirklich hinter Putins Atom-Drohungen
Der Ukraine-Krieg befindet sich nun bereits im dritten Jahr. Was sich in über 1000 Tagen Krieg nicht geändert hat, sind die Drohgebärden aus Russland. In dieser Zeit wurden bereits diverse vom Kreml proklamierte rote Linien überschritten – der angedrohte Atomschlag blieb aber bisher aus.
Doch Wladimir Putin erreicht das Ziel hinter diesen Drohungen trotzdem, erklärt SRF-Korrespondent Callum MacKenzie aus Russland im Interview. Dafür nennt er drei Beispiele:
Die Langstreckenraketen
«Der aktuelle Fall ist ein gutes Beispiel dafür, wie Putin diese Drohungen einsetzt. Er nutzt sie, um den Westen von einem bestimmten Vorhaben abzuschrecken», sagt MacKenzie im SRF. So habe die Ukraine den Einsatz dieser Langstreckenraketen bereits vor Monaten angefordert, um russische Bomber ins Visier zu nehmen.
Die NATO schreckte bisher vor einem solchen Schritt jedoch zurück, aus Angst vor einer atomaren Reaktion Russlands. Nun wurde deren Einsatz zwar auch für Ziele auf russischem Boden genehmigt – in der Zwischenzeit hat der Kreml seine Bomber aber auf Flugplätze verschoben, die ausserhalb der Reichweite liegen.
Die Sanktionen
Ähnlich lief es beim Entscheid, dass Gelder der russischen Zentralbank in der EU eingefroren werden sollen. Kurz nach dem Entscheid reagierte Putin, in dem er seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzte.
Als sich die EU entschied, den Wiederaufbau der Ukraine mit den Zinsen aus diesen russischen Geldern zu finanzieren, sprach der Kreml von Enteignung und drohte erneut mit dem Einsatz atomarer Waffen.
«Die russischen Gelder wurden zwar nicht wieder freigegeben, aber der Westen zögerte danach mit weiteren Sanktionen», sagt MacKenzie.
Die Waffenlieferungen
Die NATO beliefert die Ukraine fast seit Beginn des Krieges mit Waffen und Munition. Doch auch nach 1000 Tagen Krieg gehen die Verhandlungen darüber, welche Waffen und in welchen Mengen an die Ukraine ausgeliefert werden sollen, nur schleppend voran. Auch dies geht auf die russischen Drohgebärden zurück.
Vor den ersten Lieferungen im Jahr 2022 sagte Putin bereits: Sollte sich der Westen einmischen, erwarte ihm eine Antwort, wie sie es noch nie gegeben hat. Die Drohung wirkt nach, wie das Hickhack um die Waffenlieferungen weiterhin zeigt.
Fazit
«Die Drohungen funktionieren oft und das erklärt, warum Putin sie so oft ausspricht», so SRF-Korrespondent MacKenzie. Und weiter: «Es geht nicht um ein echtes Vorhaben, Atomwaffen einzusetzen, sondern darum, mit der Drohung etwas zu erreichen.» Und genau das hat bisher mehrfach funktioniert, wie die drei oben genannten Beispiele zeigen. (leo)