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Ukraine

Wladimir Putin droht der NATO mit Atombombe: Das ist seine Taktik

Diese Taktik steckt wirklich hinter Putins Atom-Drohungen

20.11.2024, 10:2620.11.2024, 12:51
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Der Ukraine-Krieg befindet sich nun bereits im dritten Jahr. Was sich in über 1000 Tagen Krieg nicht geändert hat, sind die Drohgebärden aus Russland. In dieser Zeit wurden bereits diverse vom Kreml proklamierte rote Linien überschritten – der angedrohte Atomschlag blieb aber bisher aus.

Doch Wladimir Putin erreicht das Ziel hinter diesen Drohungen trotzdem, erklärt SRF-Korrespondent Callum MacKenzie aus Russland im Interview. Dafür nennt er drei Beispiele:

Die Langstreckenraketen

This image was made from a video posted by a Telegram channel affiliated with the Ukrainian military on Tuesday, Nov. 19, 2024. The channel says it shows a U.S.-supplied ATACMS missile being fired fro ...
Eine ATACMS-Rakete wird in der Ukraine abgefeuert. Neu darf das Land damit auch Ziele in Russland beschiessen.Bild: keystone

«Der aktuelle Fall ist ein gutes Beispiel dafür, wie Putin diese Drohungen einsetzt. Er nutzt sie, um den Westen von einem bestimmten Vorhaben abzuschrecken», sagt MacKenzie im SRF. So habe die Ukraine den Einsatz dieser Langstreckenraketen bereits vor Monaten angefordert, um russische Bomber ins Visier zu nehmen.

Die NATO schreckte bisher vor einem solchen Schritt jedoch zurück, aus Angst vor einer atomaren Reaktion Russlands. Nun wurde deren Einsatz zwar auch für Ziele auf russischem Boden genehmigt – in der Zwischenzeit hat der Kreml seine Bomber aber auf Flugplätze verschoben, die ausserhalb der Reichweite liegen.

Die Sanktionen

epa11030639 Russian policemen guard near entrance of the Russia's Central Bank headquarter building in Moscow, Russia, 15 December 2023. The Board of Directors of the Bank of Russia decided to in ...
Die russische Zentralbank lagert Gelder im Wert von 220 Milliarden Dollar im Westen. Bild: keystone

Ähnlich lief es beim Entscheid, dass Gelder der russischen Zentralbank in der EU eingefroren werden sollen. Kurz nach dem Entscheid reagierte Putin, in dem er seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzte.

Als sich die EU entschied, den Wiederaufbau der Ukraine mit den Zinsen aus diesen russischen Geldern zu finanzieren, sprach der Kreml von Enteignung und drohte erneut mit dem Einsatz atomarer Waffen.

«Die russischen Gelder wurden zwar nicht wieder freigegeben, aber der Westen zögerte danach mit weiteren Sanktionen», sagt MacKenzie.

Die Waffenlieferungen

FILE - 155 mm M795 artillery projectiles are stacked during manufacturing process at the Scranton Army Ammunition Plant in Scranton, Pa., Thursday, April 13, 2023. The Pentagon could get weapons movin ...
Waffensysteme und Munition: Jeder Lieferung in die Ukraine gehen Monate der Diskussion voraus.Bild: keystone

Die NATO beliefert die Ukraine fast seit Beginn des Krieges mit Waffen und Munition. Doch auch nach 1000 Tagen Krieg gehen die Verhandlungen darüber, welche Waffen und in welchen Mengen an die Ukraine ausgeliefert werden sollen, nur schleppend voran. Auch dies geht auf die russischen Drohgebärden zurück.

Vor den ersten Lieferungen im Jahr 2022 sagte Putin bereits: Sollte sich der Westen einmischen, erwarte ihm eine Antwort, wie sie es noch nie gegeben hat. Die Drohung wirkt nach, wie das Hickhack um die Waffenlieferungen weiterhin zeigt.

Fazit

«Die Drohungen funktionieren oft und das erklärt, warum Putin sie so oft ausspricht», so SRF-Korrespondent MacKenzie. Und weiter: «Es geht nicht um ein echtes Vorhaben, Atomwaffen einzusetzen, sondern darum, mit der Drohung etwas zu erreichen.» Und genau das hat bisher mehrfach funktioniert, wie die drei oben genannten Beispiele zeigen. (leo)

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166 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yoldi
20.11.2024 11:05registriert Juni 2021
Schwäche gegenüber imperialen Dikatoren zu zeigen hat noch nie funktioniert. Wichtig ist es ruhig zu bleiben, sachlich zu Antworten, aber die härtest möglichen Massnahmen zu ergreifen.

Ein Atomwaffeneinsatz in Europa wäre eine groteske Grenzüberschreitung die zur totalen Ausgrenzung und Bekämpfung von Russland führen müsste, inklusive Handelsembargo und Verfolgung aller Personen, die nur schon Russland nett zuwinken.

Wer glaubt durch Nettigkeiten und Gesprächen diesen Konflik zu lösen ist entweder dumm, hat im Geschichtsunterricht geschlafen oder erhält Geld von Putin.
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CharlieBrown88
20.11.2024 11:04registriert Juni 2022
Das Problem ist, wenn man die Drohung ernst nimmt, dann kann Russland alles haben von jedem Land, indem es einfach immer mit der atomdrohung kommt. Wenn man die Drohung aber nicht ernst nimmt, dann zeigt man stärke und zeigt auch das man mit atom gar nicht drohen muss. Wenn es dann trotzdem zu einem atomkrieg kommt ist eh alles vorbei. Also entweder lassen wir uns abschrecken von den drohungen und lassen uns für immer unterdrücken, oder wir leben in freiheit mit der gefahr vom atomkrieg. Ich bevorzuge letzteres
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WuShaolin
20.11.2024 11:06registriert August 2024
Das sind keine Langstreckenraketen. Diese haben 4'500 km Reichweite und nicht 300.
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