An kaum jemandem, der in den sozialen Medien unterwegs ist, wird Bachmut vorbeigegangen sein. Die Bilder der zerstörten Häuser und leichenübersäten Felder gehen um die Welt. Auch die nahegelegene Kleinstadt Soledar steht im Mittelpunkt der Gefechte. Was genau ist dort drüben los?
Berichten zufolge gehen die Kämpfe um die Stadt Bachmut weiter. So haben russische Truppen während des 8. und 9. Januar ihre Efforts verstärkt, Bachmut einzunehmen, wie das Institute for the Study of War (ISW) berichtet. Wie «Putins Koch», Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin, andeutete, hat die Stadt wegen ihres gross ausgebauten unterirdischen Tunnelsystems einen hohen strategischen Wert für ihn und die russische Armee. Der britische Geheimdienst schrieb heute in einem Statement, dass die Tunnels von beiden Seiten zur Infiltration hinter feindlichen Linien verwendet werden können.
Soledar im Norden Bachmuts währenddessen sei bald «vollständig eingekesselt», wie russische Milblogger behaupten. Sie stützen sich dabei auf Aussagen Prigoschins, der das Geschehen um Bachmut vermehrt selbst kommentiert und dabei die Erfolge seiner Söldnertruppe hervorhebt. Laut Experten will er die Wagnergruppe als einzige effizient arbeitende Kraft an der Front darstellen. Nicht zu Unrecht: Hochstehende Beamte des ukrainischen Verteidigungsministeriums haben die Situation in Soledar als «extrem schwierig» bezeichnet. Auch das ISW bestätigt, dass die Truppen Prigoschins kleine, aber wichtige Fortschritte in der Kleinstadt und um sie herum machen.
Auch Soledar ist ein Teil des massiven unterirdischen Komplexes. Das Städtchen beheimatet ein Schaubergwerk, welches ebenfalls militärisch genutzt werden dürfte.
Der ukrainische Generalstab liess vermelden, dass die russischen Angriffe auf Bachmut und zwei weitere Dörfer südlich abgewehrt werden konnten. Tatsächlich konzentrieren sich die Gefechte nicht nur auf die Städte Bachmut und Soledar, sondern eben auch auf kleinere Siedlungen und Gemeinden entlang der Nord-Süd-Front. Russische Milblogger lassen verlauten, dass das kleine Dörfchen Opitne südlich Bachmut eingenommen worden sei.
Während die Schlachten auf den Feldern und in den Häusern weitergehen, hört auch der Kampf um die Social-Media-Sphäre nicht auf. Beide Seiten veröffentlichen Videos, die zeigen, wie erschöpft die anderen seien und wie kurz man vor dem Durchbruch stünde. Ganz realitätsfern dürfte die Propaganda nicht sein – die Kämpfe sind äusserst hart um Bachmut, beide Seiten sind erschöpft. So ist auf einem Video eine Gruppe angeblicher ukrainischer Soldaten zu sehen, die sich an Wolodymyr Selenskyj richten:
#Ukranian soldiers asking #Zelensky and #Zaluzjniy to let them go home the lads, again abandoned by the command around #Bakhmut direction.
— Arthur Morgan (@ArthurM40330824) January 7, 2023
There are no weapons, the losses are great, many are missing, the unit is physically and morally exhausted, and desertion is also punished. pic.twitter.com/TtOjFhaNtg
So wie es momentan aussieht, dürfte sich am Status Quo nicht so schnell etwas ändern. Die beiden Kräfte verzahnen sich weiter um Bachmut, wenn auch die Zeichen zurzeit eher auf der Seite Russlands stehen. Der britische Geheimdienst geht aber nicht davon aus, dass Bachmut so bald von den Russen erobert würde. Dafür seien die ukrainischen Verteidigungen zu gut aufgebaut. Ob sie dem russischen Druck jedoch langfristig entgegenwirken können, wird sich mit der Zeit zeigen. Klar ist jedoch: Es ist blutig, und es wird blutig bleiben.
Krieg stinkt!