Sie war eine der wenigen militärischen Erfolge Russlands seit dem Überfall auf die Ukraine: die Eroberung der kleinen «Salzstadt» Soledar. Am 10. Januar verkündete Jewgeni Prigoschin, der Anführer der Söldnerarmee Wagner, auf einem Video die Einnahme der Salzminen, rund eine Woche später folgte das Eingeständnis der ukrainischen Armee über den eigenen Rückzug.
In der Zwischenzeit ist durchgesickert, auf welchem Weg die Wagner-Söldner diese mit hohen Verlusten verbundene Eroberung bewerkstelligen konnten. Das oppositionelle russische Informationszentrum www.cirminalru.info beruft sich auf einen Informanten, der vermutlich selber Mitglied der Wagner-Gruppe gewesen ist und Details zur Angriffstaktik öffentlich gemacht hat.
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Gemäss dieser Quelle sind die russischen Angreifer in der Regel in vier Wellen zu je acht Soldaten vorgestürmt. Es habe aber auch Gefechte gegeben, in denen bis zu 14 Wellen «verbraucht» wurden. Alle Angriffsgruppen setzen sich aus ehemaligen Strafgefangenen zusammen. Die erfahrenen Spezialisten der Wagner-Kerntruppe werden nur strafweise zu den Sturmtruppen abkommandiert.
Die erste Welle ist die mit Waffen und Schutzwesten am besten ausgerüstete. Sie hat «um jeden Preis» ein Geländeziel zu erreichen, das ein Drohnenpilot zuvor ausgekundschaftet und vorgegeben hat. Wird das Ziel nicht erreicht – egal, was die Gründe dafür waren – werden die überlebenden Soldaten von ihren Vorgesetzten erschossen. Leicht Verwundeten, die sich während des Angriffs zurückziehen wollen, wird in die Beine geschossen.
Erreichen die Sturmtruppen trotz des gegnerischen Abwehrfeuers das Angriffsziel, müssen sie es markieren und sich sofort eingraben. «Das Eingraben wird bei Wagner genauso hart trainiert wie das Schiessen», wird die Quelle zitiert. Danach müssen sie der eigenen Artillerie per Funk die Koordinaten der gegnerischen Stellungen durchgeben.
Die zweite bis vierte Welle ist schlechter ausgerüstet als die erste. Ihr Ziel ist es, die Stellungen der ersten Welle zu erreichen und dort deren Verluste auszugleichen, während die eigene Artillerie die ukrainischen Stellungen beschiesst.
Die Disziplin unter den ehemaligen Strafgefangenen soll derart hoch sein, dass sie selbst dann voran stürmen, wenn die erste Angriffswelle ausgelöscht worden ist. Das ist eine direkte Folge des brutalen Trainings und des «Willkommensrituals»: Wagner-Neulingen werden offenbar zuerst Videos von Hinrichtungen eigener Soldaten gezeigt, ehe die Ausbildung beginnt. So rechnen sie sich beim Vorwärtsstürmen immer noch grössere Überlebenschancen aus, als den Angriff zu verweigern.
Aus der menschenverachtenden Optik der russischen Armee ist das eine höchst willkommene Taktik. Selbst wenn alle vier Wellen der Wagner-Söldner getötet werden, so hat man bei diesem Angriff höchstes 32 ehemalige Strafgefangene verloren. Müssten reguläre Armee-Einheiten dieselben Angriffsziele erreichen, so hätten sie zwar «nur» mit Verlusten von rund 50 Prozent zu rechnen, was aber in absoluten Zahlen einen ungleich höheren Blutzoll darstellen würde.
Handkehrum erklärt dies den Zorn der Wagner-Söldner über den Munitionsmangel der eigenen Artillerie, den sie angeblich schon öffentlich auf Youtube-Videos manifestiert haben. Denn ohne Unterstützung der Artillerie mutieren ihre Angriffe vollends zu Selbstmordmissionen.
Ob die Wagner-Truppen ihre «erfolgreiche» Sturmtaktik nach dem Blutbad bei Soledar und Bachmut aufrechterhalten können, ist eine ganz andere Frage. Laut der Nichtregierungsorganisation «Rus Sidjaschtschaja» sind von den 50'000 in russischen Straflagern angeworbenen Wagner-Söldnern nur noch 10'000 übrig geblieben.
Und aus Russland berichten Quellen, es liessen sich inzwischen kaum noch Freiwillige für Wagner finden. Selbst in den Straflagern scheint es sich herumgesprochen zu haben, dass ein Eintritt in die Wagner-Söldnerarmee einem Himmelfahrtskommando gleichkommt. Diese Woche ging ein Video des russischen Propagandakanals «Blackrussian» viral, in welchem US-Veteranen zum Kriegsdienst bei Wagner aufgerufen werden, was die verzweifelten Bemühungen um Neurekrutierung veranschaulicht.
Inzwischen werden laut Einschätzung von Militärexperten die Wagner-Soldaten aus der Gegend von Bachmut abgezogen und durch konventionelle Streitkräfte der russischen Armee ersetzt; dies geschehe zum einen, weil im schwelenden Machtkampf mit Wagner-Chef Prigoschin der russische Generalstab den Sieg bei Bachmut für sich reklamieren möchte. Anderseits wäre dies ein weiterer Beleg für die erlittenen horrenden Verluste der Wagner-Söldner. (aargauerzeitung.ch)
Eine Regierung die bereit ist für den Sieg auf den Schlachtfeld die eigenen Jugend zu opfern verdient nur unsere tiefte Verachtung.
Kein Wunder versuchen viele die von Kriegsdienst bedroht sind das Land zu verlassen.
Und Putin und seine Helfer begreifen nicht, dass die Zukunft des Landes davonläuft.
Ist auch besser so. Dieses Land darf keine Zukunft haben!