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Diese Produkte werden oft mithilfe von Kinderarbeit gefertigt

Tag gegen Kinderarbeit: Diese Produkte werden oft mithilfe von Kinderarbeit gefertigt

Kinderarbeit ist in vielen Ländern Alltag. 160 Millionen Kinder weltweit müssen arbeiten gehen. Bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen werden sie besonders oft eingespannt.
09.06.2022, 21:08
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Ein Artikel von
t-online

Kinderarbeit raubt Kindern ihre Kindheit und zerstört ihre Zukunftschancen, kritisiert das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Trotzdem müssten immer noch 160 Millionen Kinder – fast jedes zehnte Kind weltweit – arbeiten, um zum Überleben ihrer Familien beizutragen. Fast die Hälfte von ihnen leidet demnach unter gefährlichen oder ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.

epa09264230 A Pakistani boy carries a sack of recycleable waste as the world observes the day against Child Labor, in Peshawar, Pakistan, 12 June 2021. World Day Against Child Labor is observed annual ...
Kinderarbeit in Pakistan (Recycling von überwiegend westlichem Abfall).Bild: keystone

Die meisten arbeitenden Kinder leben in Afrika und Asien

Von 2000 bis 2016 ist die Zahl der arbeitenden Kinder nach Angaben von Unicef von 246 Millionen auf 152 Millionen gesunken. Danach verlief der Rückgang langsamer, bis die Zahl schliesslich wieder stieg. In den vergangenen vier Jahren sind 8.4 Millionen arbeitende Kinder hinzugekommen, meldet Unicef.

Die meisten von Kinderarbeit betroffenen Jungen und Mädchen leben demnach in Afrika (72 Millionen), gefolgt von Asien (62 Millionen). Die Kinderarbeit schädigt ihre körperliche und seelische Entwicklung, hält die Kinder vom Schulbesuch ab und lässt ihnen kaum Zeit zum Spielen. Als Ursachen für Kinderarbeit nennt die Hilfsorganisation Terre des Hommes Armut, Diskriminierung, schlechte oder keine Schulen, grosse Nachfrage nach billigen Arbeitskräften und untätige Behörden.

A child carries palm kernels collected from the ground at a palm oil plantation in Sumatra, Indonesia, Monday, Nov. 13, 2017. (AP Photo/Binsar Bakkara)
Kinderarbeit in Indonesien (Produktion von Palmöl).Bild: keystone

Unicef definiert Kinderarbeit als jede Tätigkeit, für die Minderjährige zu jung sind oder die gefährlich beziehungsweise ausbeuterisch ist. Auch Arbeiten, die körperliche oder seelische Schäden hervorrufen, sowie Tätigkeiten, die Kinder vom Schulbesuch abhalten, gelten laut Unicef als Kinderarbeit.

In diesen Produkten kann Kinderarbeit stecken

In folgenden Produkten kann laut Terre des Hommes und der Kampagne «Aktiv gegen Kinderarbeit» Kinderarbeit stecken:

  • Autos
  • Bleistifte
  • Blumen
  • Computer, Laptops
  • Diamanten, Edelsteine
  • Elektronik
  • Feuerwerkskörper
  • Gewürze
  • Glas
  • Grabsteine
  • Haselnüsse
  • Lederbälle
  • Heimtextilien
  • Kaffee
  • Kakao
  • Kleidung
  • Kosmetik
  • Korbwaren
  • Lederwaren
  • Natursteine
  • Saft (Smoothies)
  • Schnittblumen
  • Schuhe
  • Schokolade
  • Smartphones
  • Spielzeug
  • Streichhölzer
  • Tabak
  • Tee
  • handgeknüpfte Teppiche

Nicht in allen Fällen fertigen Kinder die Produkte. Zum Teil arbeiten sie auch bei der Rohstoffgewinnung für ein Produkt mit oder bei seiner Verarbeitung. Nur etwa fünf Prozent der Kinderarbeiter arbeiten für den Export, also für die oben genannten Produkte. Die meisten (etwa 70 Prozent) arbeiten in der Landwirtschaft (für die heimischen Märkte). «Vieles findet im familiären Kontext statt, Kinder helfen in Ländern in Lateinamerika, Afrika und Asien etwa bei der Ernte mit», sagt Christina Margenfeld vom Hilfswerk Brot für die Welt zu t-online.

Zudem übernehmen Kinder oft Dienstleistungen, zum Beispiel im Tourismus und in der Gastronomie. Sie putzen, kochen, spülen, verkaufen Produkte auf der Strasse, putzen Schuhe, waschen Autos, sammeln Müll, tragen Gepäck, kellnern, laden auf Märkten aus und tragen Lasten.

Irene Wanzila, 10, breaks rocks with a hammer at the Kayole quarry in Nairobi, Kenya Tuesday, Sept. 29, 2020, as she works along with her younger brother, older sister and mother, who says she was lef ...
Kinderarbeit in Nairobi (in einem Steinbruch).Bild: keystone

Wie finden Verbraucher Produkte, die frei von Kinderarbeit sind?

«In ganz vielen Produkten – von Schokolade bis Kleidung – steckt Kinderarbeit», sagt Christina Margenfeld. Für Verbraucher sei es aber oft unmöglich, zu erkennen, in welchen genau. Die Lieferketten könnten meist nicht komplett nachvollzogen werden. Die Hilfsorganisationen raten dazu, Produkte zu kaufen, die fair gehandelt wurden. Verschiedene Siegel des sogenannten fairen Handels und Bio-Kennzeichnungen setzen voraus, dass die Händler ausbeuterische Kinderarbeit ausschliessen.

Fairtrade- und Sozialsiegel sind etwa:

  • Fairtrade
  • Gepa
  • El Puente
  • Kleinbauernsiegel SPP
  • Naturland Fair
  • Fair for Life
  • Rainforest Alliance
  • dwp
  • Rapunzel Hand in Hand
  • Transfair
  • GoodWeave
  • Xertifix
  • FairStone

Für Produkte, die aus mehreren Komponenten bestehen, wie etwa Autos oder Laptops, gibt es allerdings keine Siegel. Für den Konsumenten bleibe dann nur die Möglichkeit, sich an Produkte zu halten, die von Unternehmen stammen, die sich klar gegen Kinderarbeit aufstellen, so Margenfeld.

Verwendete Quellen:

  • Eigene Recherchen
  • Unicef
  • Brot für die Welt
  • Terre des Hommes
  • Kampagne Aktiv gegen Kinderarbeit
  • Amnesty International
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
  • Fairtrade-Standard

((cch,t-online ))

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24 Kommentare
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Laborant
09.06.2022 22:37registriert November 2019
Die Frage die sich mir stellt ist, warum die Kinder in den entsprechenden Ländern arbeiten. Weil wir billige Kleider wollen, oder weil sie dort arbeiten Müssen, weil die Eltern sonst nicht genug Geld für ihre Arbeit erhalten?

Wenn man nun Kinder von der Arbeit ausschliesst - löst man das Problem, oder verschärft man es, indem man ein Symptom bekämpft?
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stormcloud
09.06.2022 23:37registriert Juni 2021
Erschreckend, wenn man sich bewusst macht, wo überall Kinderarbeit dahintersteckt.
Zum Beispiel die kleinen Pflastersteine aus Granit, in Form gebracht von Heranwachsenden, deren Lohn zum Überleben ihrer Familie dringend notwendig ist 😔
Und anderswo essen sie Steak mit Blattgold...
Wir verdrängen gerne, wie schlimm doch häufig die Lebensumstände für so viele Millionen Menschen sind.
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