Nach der ersten Vorwahl in Iowa am Montag ist das Bewerberfeld bei den Republikanern auf drei Personen geschrumpft, einige Nobodys ausgenommen. Donald Trump hat mit einem überaus deutlichen Vorsprung gesiegt. Die teilweise panikartigen Reaktionen waren jedoch übertrieben: Das Endresultat entsprach den letzten Umfragewerten.
Iowa ist in mancher Hinsicht ein Spezialfall, weisser und evangelikaler als der Durchschnitt des Landes. Ein Erfolg im ländlich geprägten Bundesstaat im Mittleren Westen ist zudem kein «Freibillett» für den Einzug ins Weisse Haus. Eher im Gegenteil: Joe Biden kam vor vier Jahren auf den vierten Platz, und Donald Trump verlor 2016 gegen Ted Cruz.
Jetzt hat der Ex-Präsident triumphiert. Das muss nichts bedeuten. Trump hat manche politische Regel ausser Kraft gesetzt. Dennoch will zumindest Nikki Haley die Flinte nicht in die weiten Kornfelder von Iowa werfen, obwohl ihr dritter Platz hinter Ron DeSantis enttäuschend war. Doch ihre Perspektiven sind besser als jene von DeSantis.
Der Gouverneur von Florida hatte sehr viel Zeit in Iowa verbracht und alle 99 Bezirke im Agrarstaat beackert. Am Ende gewann er in keinem einzigen. Haley konnte sich immerhin in einem durchsetzen, wenn auch mit einer winzigen Stimme Vorsprung auf Trump. Nun geht sie bei der Vorwahl am kommenden Dienstag in New Hampshire «all-in».
Zwölf Auftritte will Trumps ehemalige UNO-Botschafterin im kleinen Ostküsten-Staat absolvieren. Die beiden Fernsehdebatten hingegen lässt sie aus, weil Donald Trump eine Teilnahme nach wie vor verweigert. «Es gibt sonst niemanden, mit dem ich debattieren muss», sagte sie am Dienstag auf CNN mit einem Seitenhieb auf Ron DeSantis.
Gleichzeitig machte Haley eine vollmundige Ankündigung: «Ich werde Trump angreifen.» Genau das hat sie bislang mit Rücksicht auf dessen Fans weitgehend vermieden. «Wir können nicht vier weitere Jahre Chaos ertragen. Wir werden das nicht überleben», betonte sie. Auf Fox News attackierte die 51-Jährige Trump und Biden wegen ihres Alters.
«Wir wollen keine 80-Jährigen mehr in Washington. Und wir wollen nichts mehr von Ermittlungen hören. Es reicht», sagte Haley. Ihr Wahlkampfteam verschickte ein Memo, in dem es hiess, Trump sei «verwundbarer als angenommen». In einem Werbespot eines Pro-Haley-Komitees wird der Ex-Präsident als Rowdy und Lügner bezeichnet.
In New Hampshire könnten solche Botschaften verfangen. Die Wählerschaft ist konservativer, aber auch eigenwilliger als anderswo im vorwiegend liberalen Nordosten. Der republikanische Gouverneur Chris Sununu ist einer der wenigen Trump-Kritiker in der Partei und dennoch populär. Er hat sich im Wahlkampf für Nikki Haley ausgesprochen.
In den Umfragen liegt die frühere Gouverneurin von South Carolina hinter Trump, doch in den letzten Wochen hat sie stark aufgeholt. Und in New Hampshire dürfen auch «Unabhängige», die den grössten Teil der Wählerschaft ausmachen, an der republikanischen Primary teilnehmen. Sie sollen Haley zum Überraschungscoup verhelfen.
Ein weiterer Sieg in ihrem Heimatstaat South Carolina am 24. Februar (wo Trump in den Umfragen allerdings deutlich in Front liegt) soll ihr ein Momentum für den Super Tuesday am 5. März verschaffen. Dazu beitragen soll ihre Wählbarkeit. Haley verweist auf Umfragen, laut denen sie Amtsinhaber Joe Biden im November klar besiegen würde.
Amerikanische Politexperten zweifeln dennoch an ihren Erfolgschancen gegen Donald Trump. Haley bewege sich auf «einem irrsinnig schmalen Grat», meinte der republikanische Parteistratege Mike Dennehy aus New Hampshire gegenüber Politico. Wenn sie Trump massiv angreife, könne sie bei Unabhängigen punkten, aber die Republikaner verlieren.
Haley kennt dieses Dilemma genau, weshalb sie sich bislang hütete, Donald Trump allzu offen zu attackieren. Gleichzeitig exponierte sich die Tochter indischer Einwanderer im Fox-News-Interview vom Dienstag mit der Aussage, die USA seien «nie ein rassistisches Land» gewesen. Obwohl sie einräumte, in ihrer Kindheit Rassismus erlebt zu haben.
Ein Sprecher ihres Wahlkampfteams versuchte, den Widerspruch mit einer spitzfindigen Erklärung aufzulösen: «Es hat immer Rassismus in Amerika gegeben, aber Amerika war nie ein rassistisches Land.» Schon kürzlich hatte Nikki Haley für Stirnrunzeln gesorgt, als sie bei der Frage nach den Gründen für den Bürgerkrieg den wichtigsten «vergass»: die Sklaverei.
Mit solchen Aussagen triggert Haley vielleicht die devoten Trump-Fans, auf die sie so wenig verzichten kann wie die republikanische Partei insgesamt. Ob sie den Umschwung schaffen und Trump besiegen kann, bleibt aber zweifelhaft. Haley habe «einen plausiblen, aber sehr engen Pfad zur Nomination», sagte ein US-Politikanalyst der «Financial Times».
Es geht nicht darum, Trump zu besiegen, das ist wohl illusorisch.
Es geht darum, beteit zu sein, wenn etwas unvorhergesehenes passiert. ZB eine Anklage hat erfolg, oder trumps gesundheit. Um Trump herum lodert einiges...
Wenn nicht einer vorher an Altersschwäche stirbt, wird es Trump gegen Biden.