Die US-Präsidentschaftswahlen bleiben kurios. Auch am Tag zwei nach dem Urnengang ist noch immer unklar, wer die nächsten vier Jahre im Weissen Haus regieren wird. Die Nerven beim amtierenden Präsidenten Donald Trump liegen blank: CNN berichtete, dass die unklare Situation für ihn schwierig sei. Trump will sich im Amt halten – notfalls auch mit Hilfe der Gerichte.
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Diese schwierige Ausgangslage löste in zahlreichen US-Städten die Befürchtungen aus, es könne in der Wahlnacht oder am Tag darauf zu grösseren Ausschreitungen kommen. Zahlreiche Geschäfte haben sich in den vergangenen Tagen mit schweren Holzbrettern verbarrikadiert. Das Weisse Haus gönnte sich gar eine eigene «Wall» – in Form eines fast zwei Kilometer langen Zaunes.
Die erwarteten Gross-Demonstrationen und Ausschreitungen blieben aber am zweiten Tag aus. Die für Biden immer besser aussehenden Wahlresultate brachten hunderte Aktivistinnen und Aktivisten zum sogenannten Black-Lives-Matter-Plaza, der seit diesem Frühling direkt vor dem Weissen Haus liegt. Sie kamen aus verschiedenen Gründen: Die einen skandierten ihre Anti-Trump-Parolen, andere, um ihre Unterstützung für Biden auszudrücken.
Einer von ihnen war Alex. Er und sein Kollege hatten sich noch im Sommer gegen Biden ausgesprochen. Sie wünschten sich Bernie Sanders oder Elizabeth Warren als Gegenkandidierende zu Trump, wie sie im watson-Gespräch erklären. Das sei aber kein Grund, jetzt nicht für Biden einzustehen. Sollte er tatsächlich gewählt werden, würden sie am Donnerstag wiederkommen und «noch mehr» feiern.
Das sonnige Wetter lockte Menschen verschiedener Milieus nach D.C. Der Platz vor dem Weissen Haus präsentierte sich teilweise chaotisch, als sich der «Jesus saves!»-Ruf eines Predigers, die Hip-Hop-Musik der Lautsprecher zusammen mit dem Parolengeschrei der Aktivisten mischten. Als der Abend anbrach und Bidens Sieg oder Niederlage noch nicht klar war, leerte sich der Platz zunehmend.
Es brachen die Stunden an, in denen – neben der sowieso schon ungewöhnlichen Präsidentschaftswahl – noch kuriosere Dinge geschahen. Ein örtlich bekannter Provokateur erschien auf dem Platz und skandierte, wie auch schon während früheren Protesten in Washington, antisemitische Parolen. Seine Verschwörung handelte von Vorhautbeschneidungen. Einzelne Männer liessen sich davon derart verärgern, dass sie ihm lauthals Paroli boten. Einmal flog auch eine leere Getränkeflasche.
Ein Mann im Sweatshirt deeskalierte erfolgreich die Situation. Es folgten Umarmungen und Diskussionen über Beschneidungen, Rassismus und darüber, wie die US-Gesellschaft mit irren Meinungen umgehen soll. Die Stimmung wurde friedlicher, bis ein als Lebkuchen verkleideter Mann die Strasse entlangging und sich von einem Journalisten interviewen liess.
Eine Viertelstunde später war nur noch eine Handvoll Menschen vor Ort. Für viele war es Zeit zu gehen.
Jetzt ist auch noch ein Lebkuchen vor Ort. Ein Lebkuchen. Mit Mütze. #BLMPlaza #Election2020 pic.twitter.com/StIQrwv3LY
— Petar Marjanović (@petarmarj) November 5, 2020
Meine Güte.
Können wir diese Eskalation in einem eigenen Artikel verarbeiten ? Was meint Löpfe zu diesem Wurf. Mich verstört diese Eskalation.
Ich will ein Eis.
Land of the free 😂😅🤦🏻♀️