Keine Beweise für sexuelle Übergriffe: Kevin Spacey freigesprochen
Auch er fand sich in den Wirbeln des Weinstein-Skandals wieder: Kevin Spacey wurde im Oktober 2017 von Schauspielerkollege Anthony Rapp der sexuellen Belästigung beschuldigt. Danach häuften sich Berichte über weitere Vorwürfe wegen zahlreicher sexueller Übergriffe. Nun hat Hollywood-Star Kevin Spacey vor Gericht einen Erfolg verbuchen können: Eine Jury sprach den 63-Jährigen am Donnerstag in New York einstimmig vom Vorwurf des sexuellen Übergriffs mit Körperverletzung auf den Schauspieler Anthony Rapp frei, wie das Gericht mitteilte.
Die aus elf Geschworenen bestehende Jury hatte sich zuvor nach rund zwei Prozesswochen etwa anderthalb Stunden beraten. Die 2017 im Zuge der MeToo-Debatte erstmals mit Nachdruck öffentlich gemachten Vorwürfe von Rapp hatten viele weitere Anschuldigungen nach sich gezogen und Spaceys damals erfolgreiche Karriere ins Wanken gebracht.
Die Reaktionen
Nach dem Urteil meldete sich Anthony Rapp über Twitter zu Wort. Er bedankte sich bei der Jury, dass sie seinen Fall behandelt habe. «Ich verspreche, dass ich mich weiterhin dafür einsetzen werde, dass wir in einer Welt leben und arbeiten können, die frei von sexueller Gewalt jeglicher Art ist», so der Kläger.
— Anthony Rapp SAG-AFTRA National & NY Board Member (@albinokid) October 20, 2022
Er hoffe, dass Opfer solcher Gewalt weiterhin den Mut aufbringen, über die Taten zu sprechen und die Täter anzuklagen. Auf Twitter erhält Rapp dafür viel Zuspruch:
It takes Herculean courage to speak out about one’s childhood sexual abuse. In the Kevin Spacey assault hearing, Anthony Rapp faces a powerful public adversary. All the love and support to Rapp. Every survivor of CSA is strengthened when even one of us takes a public stand 🙏❤️
— Alex Winter (@Winter) October 20, 2022
Es brauche den Mut des Herkules, um über sexuellen Missbrauch aus seiner eigenen Kindheit zu sprechen. «Jede Überlebende von Kindesmisshandlung wird gestärkt, wenn auch nur einer von uns öffentlich Stellung bezieht», so zum Beispiel Schauspieler-Kollege Alex Winter. Doch auch der freigesprochene Kevin Spacey erhält Unterstützung:
Kevin Spacey – Freispruch!
— Ali Utlu (@AliCologne) October 20, 2022
Kläger Anthony Rapp hatte sich in mehrere Widersprüche verstrickt und erhebliche Zweifel bei den Geschworenen geweckt (BILD)
Auch er wurde vorverurteilt, so wie bei Johnny Depp, denn Hetze geht schneller, als Gerichtsurteile abzuwarten.
Es ging um 40 Millionen Dollar Schadenersatz
Der Vorfall, auf den sich die Klage bezog, soll sich Rapp zufolge bei einer Party in New York im Jahr 1986 ereignet haben. Der 50-Jährige beschuldigt Spacey, damals übergriffig geworden zu sein. Zu diesem Zeitpunkt war Rapp, der später mit dem Musical «Rent» und der TV-Serie «Star Trek: Discovery» bekannt wurde, 14 Jahre alt. Mit seiner Zivilklage gegen Spacey wollte er rund 40 Millionen Dollar Schadenersatz erstreiten.
Spacey hatte die Vorwürfe immer bestritten, auch vor Gericht noch einmal. Rapp hatte dagegen im Prozess ausgesagt, was Spacey ihm angetan habe, sei das «traumatischste Erlebnis» seines Lebens gewesen. Während der Befragung durch Spaceys Anwälte hatte sich Rapp allerdings auch in zahlreiche Widersprüche zu dem Vorfall aus dem Jahr 1986 verstrickt.
Nachdem die Jury ihre Entscheidung verkündete, umarmte Spacey sein Verteidiger-Team. «Wir sind einfach dankbar, dass die Jury die Wahrheit gesehen hat», sagte Anwältin Jennifer Keller. Rapp äusserte sich kurz darauf via Kurznachrichtendienst Twitter. Er sei «zutiefst dankbar», dass er den Fall vor eine Jury habe bringen dürfen und werde sich weiter gegen sexuelle Gewalt jeglicher Art einsetzen.
Karriere erholte sich nicht
Auf die Vorwürfe von Rapp waren damals zahlreiche weitere Anschuldigungen gegen den zweifachen Oscar-Preisträger Spacey («Die üblichen Verdächtigen», «American Beauty») gefolgt, die Karriere des Hollywood-Stars ging auf Talfahrt und konnte sich bislang nicht wieder erholen. Mehrere Betroffene gingen vor Gericht, doch einige Klagen wurden zurückgezogen oder wegen Verjährung abgewiesen. Auch Crewmitglieder der Netflix-Serie «House of Cards» warfen Spacey sexuelle Belästigungen vor. Daraufhin kündigte der Streaming-Gigant die Zusammenarbeit mit ihm.
Ende Mai war Spacey zudem in Grossbritannien wegen sexueller Übergriffe gegenüber drei Männern angezeigt worden. Es handele sich um Fälle zwischen 2005 und 2013, hatte die Staatsanwaltschaft in London mitgeteilt.
Die Entscheidung der Jury in New York biete nun aber einen Ausblick darauf, wie es mit den Vorwürfen gegen Spacey insgesamt weitergehen werde, sagte seine Verteidigerin Keller. «Als nächstes wird Kevin Spacey für alles, was ihm vorgeworfen wurde, die Unschuld nachgewiesen werden.» (leo/sda/dpa)