Wer nach San Francisco schaut, blickt wohl auch in die Zukunft. Denn seit Kurzem gibt es auf den Strassen der Metropole die sogenannten Robotaxis. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge der GM-Tochter Cruise, die Menschen von A nach B transportieren. Genau wie Taxis auch, allerdings ohne Fahrer oder Fahrerin.
Den leeren Platz hinter dem Steuer finden einige Kund:innen offenbar auch in Sachen Privatsphäre praktisch. Einem Bericht zufolge werden die Taxis nicht nur zur Fortbewegung, sondern auch für eine andere Art des Verkehrs genutzt. Offenbar erfreuen sich die selbstfahrenden Autos auch als rollende Stundenhotels grosser Beliebtheit.
Schon im Jahr 2018 prognostizierten Wissenschaftler:innen, dass fahrerlose Autos künftig für mehr Sex im Strassenverkehr sorgen könnten. Die ersten Erfahrungsberichte aus den USA stützen diese Erkenntnisse. Der San Francisco Standard berichtet von Gesprächen mit vier verschiedenen Robotaxi-Kund:innen, die zugaben, auf dem Rücksitz der autonomen Fahrzeuge Sex zu haben.
«Ich meine, es gibt niemanden, der dir sagt, dass du das nicht tun darfst», sagte ein Mann demnach gegenüber der Nachrichtenorganisation. Er berichtete von mindestens sechs verschiedenen sexuellen Handlungen, die er bereits in Robotaxis vollzogen habe: von spontanen Knutsch-Sessions bis hin zu Sex und Aktivitäten «ohne Grenzen», wie er es nennt. «Es macht auch Spass zu wissen, dass dies der erste Ort ist, an dem man dies tun kann», sagte er ausserdem. Schliesslich seien das die ersten autonomen Fahrzeuge, die es im Land gebe.
Eine Frau, die von der Zeitung Megan genannt wird, begründete ihr Verhalten mit dem Kick durch den Sex im Auto. «War es am bequemsten? War es optimal? Wahrscheinlich nicht.» Aber:
Ob das wilde Treiben im Taxi tatsächlich eine gute Idee ist, darf jedoch bezweifelt werden. Zumindest, wenn man nicht dabei beobachtet werden möchte. Und falls die Behauptungen der Anbieter stimmen. Zwei der bekannteren Marken für die autonomen Taxis, Cruise und Waymo, behaupten, über umfangreiche Sicherheitskamerafunktionen zu verfügen. «Wir zeichnen Videos im Inneren des Fahrzeugs auf, um die Sicherheit und den Support zu erhöhen», heisst es auf der Website von Cruise. Und weiter:
Ein Sprecher von Waymo sagte dem Standard, dass sein Team die Aufnahmen überprüfen könnte, wenn es Bedenken hinsichtlich Sauberkeit, Sicherheit, Unfällen oder fehlenden Gegenständen gibt. Diese Überwachungstaktik stösst jedoch auf Widerstand. Vor allem bei jenen, die sich Sorgen darüber machen, wie die privaten Unternehmen die Aufnahmen früherer Fahrten verwenden können, so das Blatt.
In San Francisco hat die Polizei bereits um Aufnahmen von Waymo und Cruise gebeten, um bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen, wie Bloomberg berichtet.
Sex in automatisierten Fahrzeugen ist aber ohnehin nicht direkt verboten, sofern andere Menschen dadurch nicht gestört werden. Auch Cruise bittet die Mitfahrenden, in den automatisierten Fahrzeugen nichts zu tun, was «anderen möglicherweise Unbehagen bereiten könnte». Dazu gehören Aktivitäten, die als «bedrohlich, konfrontativ, diskriminierend, belästigend, respektlos, beleidigend oder unangemessen gegenüber anderen» eingestuft werden könnten, wie es in den Nutzungsbedingungen heisst. Ob dies auch Sex betrifft, ist demnach wohl Interpretationssache.
Allerdings: Was auch immer im Inneren eines Robotaxis passiert, ist in der Regel von aussen für Umstehende und andere Autofahrer sichtbar. So schreibt es zumindest der San Francisco Standard über das «fischglasartige» Design des autonomen Fahrzeugs.
Erst vergangene Woche stimmte die kalifornische Kommission für öffentliche Versorgungsbetriebe dafür, die Dienste von Cruise und Waymo für einen Rund-um-die-Uhr-Service, also auch tagsüber, zuzulassen. Damit ist San Francisco die erste Grossstadt in den USA mit zwei Flotten fahrerloser Fahrzeuge, die um Fahrgäste konkurrieren.