Tomahawk-Marschflugkörper für die Ukraine: Diese Optionen bietet die Waffe
Womöglich erhält die Ukraine bald die Fähigkeit, künftig deutlich tiefer in russischem Gebiet Angriffe durchführen zu können. Schon Ende der vergangenen Woche berichtete das Portal «Axios», dass US-Präsident Donald Trump dafür offen sei, der Ukraine Angriffe in Russland mit US-Langstreckenwaffen zu gestatten. Eine Zusage habe Trump bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Dienstag jedoch nicht gemacht, berichtete die Zeitung «Wall Street Journal» unter Berufung auf Insider. Das US-Medium Axios berichtet, Selenskyj habe Trump bei dem Gespräch um Tomahawk-Raketen gebeten.
Entsprechende Planungen könnten sich laut einem Bericht des «Wall Street Journal» jetzt intensiviert haben. Laut der Zeitung soll die US-Regierung der Ukraine zusätzliche Geheimdienstinformationen liefern, die Langstreckenangriffe auf die russische Infrastruktur vorbereiten könnten. Trump soll dem Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten zuvor erlaubt haben, entsprechende Informationen weiterzugeben. Laut dem Bericht sei zudem weitere die Lieferung von Langstreckenwaffen wie Tomahawks eine Option. Doch was würde es bedeuten, wenn die Ukraine einen solchen Marschflugkörper einsetzen kann?
Der Tomahawk hat in der Variante AGM-109 eine Reichweite von 2'500 Kilometern. Laut dem «Wall Street Journal» sei aktuell eine Option, der Ukraine die Waffe mit einer Reichweite von 800 Kilometern zu liefern. Damit wären Ziele auch weit im russischen Inland erreichbar. Der Marschflugkörper (englisch: Cruise-Missiles) wird mit konventionellen Sprengköpfen bestückt, es gab aber auch eine Version, die nukleare Sprengköpfe mit sich führen konnte.
Die Marschflugkörper, benannt nach der Streitaxt indianischer Stämme, sind wie auch das deutsche Waffensystem Taurus (Reichweite: Mehr als 500 Kilometer) in der Lage, im Tiefflug weit in gegnerisches Gebiet einzudringen und wichtige Ziele zu zerstören. Dazu können Kommandostellen, Bunker und Radaranlagen gehören. Dabei wird der Tomahawk von Schiffen oder U-Booten eingesetzt, während der Taurus von Flugzeugen aus gestartet wird.
Erstmals im Gefecht eingesetzt wurde der Tomahawk von der US-Armee im Jahr 1991, im Zweiten Golfkrieg. Hergestellt werden sie von der Firma Raytheon.
Per Datenlink können neue Ziele festgelegt werden
Die aktuelle Version ist die Block IV Tactical Tomahawk, die per Datenaustausch noch während des Fluges auf ein neues Ziel programmiert werden kann. Die grosse Reichweite bedeutet, dass sie für Stunden in der Luft bleiben und immer wieder den Kurs ändern kann. Das ist ein grosser Vorteil zu ballistischen Raketen, die sich nach dem Abbrennen des Treibstoffs dem Ziel auf einer festgelegten Flugbahn nähern. Ausserdem können die Kameras der Rakete Bilder des aktuellen Geschehens aufnehmen und an die Kommandozentrale schicken.
Nach Angaben des Herstellers Raytheon haben die USA die mit GPS ausgestatteten Flugkörper 550 Mal getestet und bereits 2'300 Mal im Einsatz gehabt. Unter anderem wurden Tomahawk von Kriegsschiffen der US-Marine abgeschossen, um Stellungen der Huthi im Jemen anzugreifen. Tomahawks waren die ersten, niedrig fliegenden Marschflugkörper, die vom feindlichen Radar weitgehend unentdeckt blieben. Sie wurden beispielsweise nach Angaben des Zentrums für internationale und strategische Studien bei der Irak-Invasion 2003 mehr als 800 Mal abgefeuert, und auch in Afghanistan, Somalia, Libyen und Syrien waren sie im Einsatz.