International
USA

US-Geheimdienste: Ursache für Havanna-Syndrom wohl kein Angriff

US-Geheimdienste: Ursache für Havanna-Syndrom wohl kein Angriff

Schwindel, Übelkeit oder Kopfweh: Die US-Geheimdienste gehen mehrheitlich davon aus, dass kein «ausländischer Gegner» für das sogenannte Havanna-Syndrom bei amerikanischen Diplomaten verantwortlich ist.
02.03.2023, 07:4202.03.2023, 07:42
Mehr «International»

Die gemeldeten Beschwerden seien stattdessen wahrscheinlich das Ergebnis von Vorerkrankungen, anderer Krankheiten oder Umweltfaktoren, hiess es in einem am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichtem Bericht. Wie bei jeder nachrichtlichen Bewertung seien die Untersuchungen aber nie völlig abgeschlossen, sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price. Man werde neuen Hinweisen daher nachgehen.

FYI - State Department spokesman Ned Price speaks during a news conference at the State Department, March 10, 2022, in Washington. The Taliban have released two American detainees held in Afghanistan. ...
Der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price.Bild: keystone

Zahlreiche im kubanischen Havanna lebende US-Diplomaten und ihre Angehörigen hatten ab 2016 über rätselhafte Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit geklagt. Das Botschaftspersonal wurde daraufhin zunächst auf ein Minimum reduziert. Später wurden auch an anderen Orten der Welt ähnliche Beschwerden gemeldet.

Die Betroffenen gaben an, dass die Symptome begannen, nachdem sie etwa ein seltsames Geräusch hörten oder einen starken Druck in ihrem Kopf spürten. Die US-Regierung schloss daraufhin nicht aus, dass es sich dabei um eine Art Angriff handeln könnte - es wurde aber immer betont, dass man nicht wisse, was dahinterstecke.

Sieben US-Geheimdienste haben nun der Zeitung «Washington Post» zufolge weit mehr als tausend Fälle in Dutzenden Ländern überprüft. Die Mehrheit der Behörden kam zu dem Schluss, dass es «sehr unwahrscheinlich» sei, dass ein ausländischer Gegner für die Symptome verantwortlich sei.

Es gebe in der Bewertung aber immer noch Lücken und es sei ausserdem schwierig, Informationen über ausländische Gegner zu sammeln, hiess es weiter. Man habe aber medizinische, umweltbedingte und soziale Faktoren identifiziert, die viele von Betroffenen gemeldete Beschwerden plausibel erklären könnten.

Noch im vergangenen Jahr war ein unabhängiges Expertengremium zu dem Schluss gekommen, dass manche Fälle des Havanna-Syndroms durch eine Art gezielten Einsatz elektromagnetischer Strahlung ausgelöst worden seien könnten.

Es gebe «mehrere plausible Wege» elektromagnetische Impulse eines bestimmten Frequenzspektrums derart gezielt einzusetzen, hiess es damals in dem von Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines und CIA-Direktor William Burns veröffentlichten Bericht. Andere Hypothesen wie nur der Einsatz chemischer oder biologischer Substanzen wurden angesichts der beobachteten Symptome als nicht plausibel gewertet.

Price vom Aussenministerium machte nun deutlich, dass die Zahl der gemeldeten Fälle «von anomalen Gesundheitsvorfällen» seit 2021 zurückgegangen sei. Die aktuellen Erkenntnisse der Geheimdienste «stellen die Erfahrungen und Symptome, die unsere Kollegen und ihre Familienangehörigen in den vergangenen Jahren gemeldet haben, in keiner Weise in Frage», betonte er. Die oberste Priorität sei nach wie vor die Gesundheit und Sicherheit aller Kolleginnen und Kollegen.

Ähnlich äusserte sich das Weisse Haus. Die US-Regierung sei nach wie vor überzeugt, dass diejenigen, die unter den Symptomen litten, weiterhin zusätzliche finanzielle Unterstützung erhalten sollten, sagte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre.

Viele der Betroffenen behaupten, sie seien Opfer eines vorsätzlichen Angriffs geworden. Immer wieder fällt dabei auch Russland als möglicher Verursacher der Beschwerden. Dafür gebe es keine «glaubwürdigen Beweise», hiess es nun in dem Bericht der Geheimdienste. Die betroffenen Diplomaten warfen der US-Regierung in der Vergangenheit auch immer wieder vor, die Symptome herunterzuspielen. «Der jüngsten Einschätzung der US-Geheimdienste mangelt es an Transparenz, und wir stellen die Richtigkeit der angeblichen Ergebnisse weiterhin in Frage», zitierte die «New York Times» einen Opferanwalt. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Im australischen Outback gerettete Carolina zurück in Deutschland
Die in der australischen Wildnis gerettete Deutsche Carolina W. ist nach Informationen der «Bild»-Zeitung zurück in Deutschland. Die 26-Jährige landete dem Bericht zufolge am Samstag auf dem Flughafen in Düsseldorf. Von dort sei die Studentin zum Evangelischen Krankenhaus in Castrop-Rauxel gebracht worden. Sie sei mit einem Rollstuhl in die Klinik geschoben worden.
Zur Story