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Trump will sich heute im Gefängnis den Behörden stellen – «mit Stolz»

Trump will sich heute im Gefängnis den Behörden stellen – «mit Stolz»

24.08.2023, 06:3724.08.2023, 06:37
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Nach einer Anklage im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug im Bundesstaat Georgia will sich der frühere US-Präsident Donald Trump am Donnerstag im Bezirksgefängnis in Atlanta den Behörden stellen. Trump schrieb vorab auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social, niemand habe je für die Integrität von Wahlen gekämpft wie er. Dafür werde er sich am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) «mit Stolz» festnehmen lassen.

FILE - Former President Donald Trump speaks during a rally, July 7, 2023, in Council Bluffs, Iowa. Former President Donald Trump's decision to back out of Fox News' first GOP primary debate  ...
Donald Trump will sich heute in Atlanta melden.Bild: keystone

In Atlanta muss der republikanische Präsidentschaftsbewerber das formale Prozedere, das einer Anklage folgt, über sich ergehen lassen. Er kann die Stadt danach aber wieder verlassen. Dass Trump dafür anders als bei vorherigen Anklagen nicht vor Gericht, sondern in einem Gefängnis erscheinen muss, hat zumindest visuell eine neue Qualität.

Trump wurde mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in Georgia zu beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Republikaner und den anderen Angeklagten eine Frist bis zu diesem Freitag gesetzt, um aus freien Stücken bei den Behörden in Atlanta vorstellig zu werden.

Die Auftritte der Angeklagten

Die ersten Beschuldigten erschienen bereits am Dienstag im Bezirksgefängnis in Atlanta und verliessen dies nach ihrer Registrierung wieder. Am Mittwoch stellten sich weitere Angeklagte dort den Behörden, darunter Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani. Bei solchen Terminen werden üblicherweise die Personalien der Betroffenen aufgenommen, oft auch Polizeifotos gemacht. Es kann sich dabei formal um eine Festnahme handeln, muss es aber nicht. Wie genau der Ablauf bei Trump sein wird, war zunächst unklar. Bei vorherigen Anklagen gegen den Ex-Präsidenten in New York, Miami und Washington hatten die Behörden darauf verzichtet, Polizeifotos von ihm zu machen. In Atlanta könnte das womöglich anders sein.

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Der Mushot von Trumps ehemaligem Anwalt Rudy Giuliani. Bild: keystone

Eine genaue Uhrzeit für Trumps Auftritt in Atlanta war zunächst nicht bekannt. Trump sprach von einem Auftritt am Nachmittag (Ortszeit) - das könnte nach deutscher Zeit spät am Abend sein. Das Büro des Sheriffs gab an, das Gefängnis sei rund um die Uhr geöffnet. Die Beschuldigten könnten sich daher jederzeit dort den Behörden stellen.

Giuliani sagte am Mittwoch bei seinem Erscheinen in Atlanta, er fühle sich «geehrt», in diesen Fall involviert zu sein. «Dies ist ein Angriff auf das amerikanische Volk.» Die Anklage sei eine Farce, so seine Sicht.

Die Vorwürfe gegen Trump und andere

In der fast hundert Seiten langen Anklageschrift wird Trump und mehreren Komplizen unter anderem vorgeworfen, öffentliche Amtsträger gedrängt zu haben, ihren Amtseid zu verletzen, um den Wahlausgang in Georgia nachträglich zu kippen. Trump hatte den Bundesstaat bei der Präsidentenwahl 2020 ganz knapp verloren. Besonders heikel in der Anklage ist ein Straftatbestand aus dem sogenannten Rico-Gesetz. Der ermöglicht es, gegen mehrere Angeklagte gleichzeitig als Teil einer kriminellen Vereinigung vorzugehen. Das Gesetz wurde ursprünglich erlassen, um gegen Schutzgelderpressung der Mafia vorzugehen.

Anhänger Trumps riefen für Donnerstag zu einer Versammlung vor dem Gefängnis in Atlanta auf. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gebäude wurden vorab verschärft.

Das Gericht in Georgia hatte für Trump eine Kaution in Höhe von 200'000 US-Dollar festgesetzt, damit er auf freiem Fuss bleiben kann. In den vier laufenden Strafverfahren gegen ihn ist es das erste Mal, dass eine solche Geldauflage bekannt wurde.

Die anderen Anklagen

Trump ist bereits auf Bundesebene in Washington wegen seines Feldzuges gegen die eigene Niederlage bei der Wahl 2020 angeklagt worden. Bei der Präsidentenwahl 2020 hatte er gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden verloren. Diese Niederlage gesteht Trump bis heute aber nicht ein, sondern verbreitet die Lüge, er sei durch Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden.

Ausserdem wurden in New York und Miami Anklagen gegen Trump erhoben. Der New Yorker Fall steht im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar. Der Fall in Miami dreht sich um die Aufbewahrung von streng geheimen Regierungsunterlagen in einem Privatanwesen Trumps. Der 77-Jährige, der bei der Präsidentenwahl 2024 wieder antreten will, weist alle Vorwürfe zurück und wertet die Anklagen als Versuch seiner Gegner, ihn von einer weiteren Amtszeit abzuhalten. (sda/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roli_G
24.08.2023 09:34registriert Januar 2021
Es ist doch positiv, dass die Staatsanwaltschaft Trump mit seiner Anklage eine Freude machen und ihn mit Stolz erfüllen kann. Gerne noch mehr davon.
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Zum Kommentar
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    «Zu lange den Märchenerzählungen geglaubt»: Wie stark ist Putins Armee wirklich?
    Täuscht Kreml-Herrscher Wladimir Putin bloss militärische Stärke vor, wenn er sämtliche Vorschläge für einen Waffenstillstand ablehnt und Friedensverhandlungen sabotiert? Zunehmend werden solche Expertenstimmen laut.

    Mit Ferndiagnosen ist es so eine Sache: Renommierte Experten wie Markus Reisner oder Alexander Gabujew haben in Interviews in dieser Zeitung vor einem Sieg Russlands gewarnt, sollte die Ukraine nicht wesentlich umfangreicher als bisher vom Westen mit Nachschub und neuer Militärtechnologie versorgt werden. Der österreichische Bundesheer-Oberst Reisner begründet dies in erster Linie mit den grösseren Ressourcen Russlands, welche in diesem Abnützungskrieg entscheidend seien.

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