Donald Trump ist mit dem erklärten Ziel nach Alaska gereist, einen Waffenstillstand im Krieg in der Ukraine zu erzwingen oder andernfalls neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Beide Ziele hat er krachend verfehlt. Wladimir hat den Trip nach Anchorage in der Absicht unternommen, Sanktionen zu vermeiden und weiter bombardieren zu dürfen. Er darf beide Punkte unter der Rubrik «erledigt» abhaken.
In der Fussball-Sprache würde man sagen: Klarer 2:0-Sieg von Putin, der gar noch höher hätte ausfallen können. So klar haben die Russen das Spiel dominiert. Die «Financial Times» fällt denn auch ein für den US-Präsidenten wenig schmeichelhaftes Urteil: «Donald Trumps Alaska-Gipfel war ein peinliches Versagen. Schlimmer noch, es war ein schrecklicher Fehler.» Selbst Boris Johnson, einst die britische Antwort auf Trump, erklärte angewidert, er könnte – ob des Resultats dieses Gipfels – nur noch kotzen.
Der Brechreiz des ehemaligen britischen Premiers ist verständlich. Putin erreichte sein Ziel mit den billigsten aller Mittel. Es hat offenbar gereicht, dass er Trump darin bestätigt hat, dass unter seiner Präsidentschaft der Krieg nicht ausgebrochen wäre und die Wahlen 2020 zu seinen Ungunsten manipuliert gewesen seien. Es fällt immer noch schwer zu akzeptieren, dass der US-Präsident immer wieder auf solch plumpe Schmeicheleien hereinfällt.
In Moskau herrscht derweil Champagner-Laune, schliesslich ist es Putin gelungen, Trump zu einer Kehrtwendung zu bewegen. Einen Waffenstillstand soll es jetzt erst geben, wenn ein Friedensvertrag ausgehandelt ist, nicht umgekehrt, wie es der US-Präsident noch vor seinem Abflug nach Anchorage in die Welt hinausposaunt hat.
Der russische Präsident hat im vertrauten Kreis geäussert, der Trip sei «zeitgerecht und sehr nützlich» gewesen. Alexander Dugin, der faschistische Vordenker Russlands, jubelt gar: «Trump hat Putins Status als einer der Führer dieser Welt, mit dem man verhandeln kann, wieder hergestellt. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, denn das war erst der Anfang.»
Tatsächlich beharrt Putin nach wie vor darauf, die «Wurzeln des Konflikts» müssten aus der Welt geschafft werden, bevor es Frieden gebe. Das ist eine verschlüsselte Aussage, die besagt, dass die Ukraine sich mehr oder weniger bedingungslos Moskau unterwerfen müsse und Europa und die USA dies auch akzeptieren müssen. Dieses Ziel hat der russische Präsident jedoch nicht erreicht. «Der Trump-Putin-Gipfel war kein Desaster, es war bloss eine amerikanische Niederlage», stellt denn auch der Historiker Max Boot in seiner Kolumne in der «Washington Post» fest.
Zu Recht weist Boot darauf hin, dass das Schlimmste – ein bilateraler Deal zwischen den beiden Staatsoberhäuptern auf Kosten der Ukraine – vermieden worden sei. «Trump hat nicht öffentlich Putins Forderungen unterstützt, wonach die Ukraine Russland als Gegenleistung für einen Waffenstillstand mehr Gebiete abtreten muss. Er hat auch die bestehenden Sanktionen nicht gelockert», so Boot.
In wenigen Stunden wird Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus eintreffen, um mit Trump zu verhandeln. Die wichtigsten Staatsoberhäupter Europas begleiten ihn dabei: der deutsche Kanzler Friedrich Merz, der britische Premierminister Sir Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron, die italienische Premierministerin Georgia Meloni, Nato-Generalsekretär Mark Rutte und der finnische Staatspräsident Alexander Stubb. Letzterer ist ein sehr guter Golfspieler. Deshalb ist er auf ausdrücklichen Wunsch von Trump dabei.
Im besten Fall kann es dieser hochkarätigen Gruppe gelingen, den US-Präsidenten zu einer «Korea»-Lösung zu überreden. Das heisst konkret: Der Krieg wird entlang der bestehenden Fronten eingefroren und die Ukraine erhält Sicherheitsgarantien dafür, dass die Russen nicht wieder angreifen. Steve Witkoff, Trumps Unterhändler, hat am Sonntag in einem Interview mit CNN angedeutet, dass eine solche Lösung denkbar sei. «Wir setzen alles daran, dass ein solcher Friedensvertrag sehr, sehr rasch ausgehandelt werden kann.»
Witkoffs Kompetenz wird jedoch nach seinem Flop beim letzten Treffen mit Putin – er hat den russischen Präsidenten offensichtlich missverstanden und falsche Informationen nach Hause gesendet – stark angezweifelt.
Gleichzeitig ist Putin nicht nur ein Kriegsverbrecher, sondern auch ein notorischer Lügner, der seine Versprechen, ohne mit der Wimper zu zucken, bricht. Leider pflegt auch der US-Präsident, seine Meinung öfters und kurzfristig zu ändern. Deshalb ist derzeit völlig offen, wie das Ringen um die Ukraine ausgehen wird. Das «Wall Street Journal» weist jedoch auf einen Umstand hin, der uns hoffen lässt:
Putin wickelt ihn nach belieben um den Finger und der orange Trottel merkt es noch nicht einmal...
Ich hoffe die Europäische Delegation zeigt Stärke und Rückgrad.