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US-General warnt: Hersteller kommt mit dem Bau der F-35 nicht nach

epa10690347 A US Combat fighter F-35 is airborne during the 'Air Defender 2023' exercise at the US airbase in Spangdahlem, Germany, 14 June 2023. The 'Air Defender 2023' maneuver i ...
Eine F-35 während der «Air Defender 2023»-Übung. Bild: keystone

US-General warnt: Hersteller kommt mit dem Bau der F-35 nicht nach

Die Bestellbücher bei Lockheed Martin quellen über, die laufenden Auslieferungen werden durch technische Probleme verzögert. Das könnte auch Auswirkungen auf die Schweiz haben.
27.09.2023, 10:1827.09.2023, 10:22
Bojan Stula / ch media
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Harte Zeiten für den US-Superjet F-35: Eine Woche nachdem sich halb Amerika über eine «verschwundene» Maschine kaputtgelacht hat, die schliesslich herrenlos in South Carolina abstürzte, kommen ernsthafte Zweifel an der Produktionskapazität des Herstellers Lockheed Martin auf.

«Ich denke, Lockheed wird seine Produktion erhöhen müssen, um die internationale Nachfrage zu befriedigen. Die Anzahl Bestellungen übersteigt bereits die aktuellen Produktionskapazitäten», sagt Generalleutnant Richard Moore im Gespräch mit dem Fachportal «Breaking Defense».

Der stellvertretende Planungschef der US-Luftwaffe nennt dabei konkrete Zahlen. Um die weltweit über 2500 bestellten F-35 in den kommenden 14 Jahren rechtzeitig zu bauen, müsste Lockheed mindestens 180 Maschinen pro Jahr produzieren. Die aktuelle, soeben erst erhöhte Maximalkapazität beträgt aber nur 156.

Hinzu kommt, dass nicht alle gebauten Maschinen auch termingerecht ausgeliefert werden können. In der diesjährigen Tranche verzögern Software-Probleme die Auslieferung, sodass laut Herstellerangaben nur 100 bis 120 Flugzeuge die Werkhallen verlassen werden. Für den Hersteller bedeute dies heuer einen Verlust von bis zu 350 Millionen Dollar.

Laufend kommen neue Bestellungen herein

Vor allem aber steigt die Nachfrage nach dem Mehrzweckkampfflugzeug ständig; sowohl von bestehenden Kunden wie von neuen. So hat vor zehn Tagen Südkorea weitere 25 Stück zusätzlich zu seinen bereits in Einsatz stehenden 40 Maschinen bestellt. Im Sommer hat Israel ebenfalls 25 Maschinen nachbestellt, um seine bestehende F-35-Flotte auf 75 aufzustocken.

Schliesslich beantragte Rumäniens Regierung heute beim Parlament 5.93 Milliarden Franken für den Kauf von 32 Jets. Rumänien ist der bereits vierte Neukunde seit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Bisher haben 22 Länder die F-35 beschafft oder bestellt, darunter die Schweiz, und laut Militärexperten ist das Käuferpotenzial noch längst nicht ausgereizt; vor allen nicht in Osteuropa, Nahost und Asien.

Obschon Hersteller Lockheed Martin gegenüber «Breaking Defense» beteuert, man sei daran, Wege der Kapazitätssteigerung zu evaluieren, werden solche Ankündigungen in Fachkreisen mit Skepsis aufgenommen. Ein markanter Ausbau der Fertigungslinien sei ein enorm komplexes Vorhaben, da nicht nur Lockheed Martin, sondern gleichzeitig auch die vielen Zulieferer einzelner Komponenten - wie etwa der Triebwerkhersteller Pratt & Whitney - ihre Produktion erhöhen müssten.

Gemäss dem US-Luftfahrtexperten Richard Aboulafia dauert die Umstellung auf eine erhöhe Produktion Jahre und ist erst noch mit wirtschaftlichen Risiken verbunden. Die Vorstellung der allerneusten Kampfjets der sechsten Generation wird ab 2030 erwartet, und da könnten vermeintliche F-35-Kunden auf das neue Produkt umsteigen.

Priorisieren die USA ihre eigenen Bestellungen?

Für US-General Richard Moore gibt es angesichts der grossen Produktionsengpässe nur drei Optionen: Entweder stellt der Stammkunde USA den Bezug eigener Bestellungen hinten an, damit ausländische Kunden ihre Jets termingerecht erhalten. Oder die USA priorisieren ihre eigenen Maschinen, dann muss das Ausland warten. Oder Lockheed Martin schafft es tatsächlich, den Ausstoss zu steigern, um alle Bestellungen rechtzeitig abzuschliessen.

Vom zweiten Szenario könnte auch die Schweiz betroffen sein. Denn ausgeliefert wird nicht nach dem Eingang der Bestellungen, sondern wie es das US-Verteidigungsministerium Pentagon für richtig befindet. So hat auch die Schweiz ihre Bestellung über 36 Maschinen für 6.035 Milliarden Franken bei der US-Regierung, und nicht direkt beim Hersteller Lockheed Martin platzieren müssen.

Trotz der aktuell gegenteiligen Signale beteuerten kürzlich sowohl Lockheed Martin wie auch Armasuisse gegenüber dem «Tages-Anzeiger», die Schweiz würde ihre F-35 wie vereinbart zwischen 2027 und 2030 erhalten. Man sei «zeitlich auf Kurs». Allerdings habe die Schweiz, wie der «Tages-Anzeiger» weiter schrieb, keine Möglichkeit, eine Konventionalstrafe einzufordern, sollten die USA tatsächlich später als vertraglich festgesetzt liefern. (bzbasel.ch)

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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sir Konterbier
27.09.2023 10:26registriert April 2017
Das Flugzeug ist so gut, dass die Nachfrage zu gross ist.

Gemäss Priska Seiler-Graf ein weiterer klarer Grund gegen den Kampfjet.
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7immi
27.09.2023 11:53registriert April 2014
Das Problem ist also, dass das Flugzeug so erfolgreich ist? 2500 Flugzeuge sind bestellt. 850 waren/sind es bei Rafale und Eurofighter zusammen. Dies zeigt ja eigentlich, dass sich die Schweiz richtig entschieden hat. Auch in Finnland hat sich die F35 als FA18 Ersatz gegen die gleichen Kandidaten durchgesetzt. Dennoch versucht man, den Erfolg in einen negativen Kontext zu setzen, schade. Eine etwas verkrampfte Haltung.
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James R
27.09.2023 11:57registriert Februar 2014
Eigentlich ein absolutes No-Go, wenn man für 6 Mia Flugzeuge bestellt und keine Konventionalstrafen verhandelt wurden. Da liegt echt zuviel Macht veim Lieferanten, resp. bei der US-Regierung!
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