Die mehrjährige Haftstrafe, die am Montag gegen seinen Vater verhängt wurde, habe dieser «absolut verdient», so Jackson Reffitt. Der Sohn von Guy Reffitt gab dazu dem US-Sender CNN ein Interview.
Guy Reffitt wurde zu einer 87-monatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er sich nicht auf einen Vergleich einlassen wollte. Es ist die bislang höchste Freiheitsstrafe bei der Aufarbeitung des 6. Januars 2021. Der 49-Jährige war bereits im März schuldig gesprochen worden, eine Schusswaffe nach Washington mitgebracht, Polizisten angegriffen und einen offiziellen Vorgang behindert zu haben. Reffitt ist Mitglied und Rekrutierer bei einer rechtsextremen Miliz.
Mit der politischen Einstellung seines Vaters, einem Öl-Arbeiter aus dem Bundesstaat Texas, ist der Sohn überhaupt nicht einverstanden. Gegenüber CNN erzählte Jackson Reffitt, die letzten Jahre seien in seiner Familie «überhaupt nicht einfach» gewesen. Es hätte «polarisierende Differenzen» über die Ansichten des Vaters gegeben. Seinem Interview ging ein Video voraus, in dem Jacksons Mutter sich ebenfalls gegenüber den Medien äusserte: Die Haftstrafe ihres Mannes sei das Ergebnis «politischer Verfolgung» gegen ihn.
Allerdings: Angezeigt wurde er von seinem eigenen Sohn – je nach Medienberichten auch von einer seiner Töchter. Jackson Reffitt, der dies bestätigte, habe das FBI sowohl vor als auch nach der Erstürmung des Kapitols vor seinem Vater gewarnt, so CNN.
Er tat dies trotz Drohungen seines Vaters: Guy Reffitt wurde auch verurteilt, weil er seinen Sohn und seine Tochter bedroht und davor gewarnt hatte, zur Polizei zu gehen. «Verräter werden erschossen», habe er zu seinem 18-jährigen Sohn gesagt.
Auf die Frage, ob er es je bereut habe, seinen Vater erkennbar gemacht zu haben, sagte er: «Nein, niemals.» Trotzdem sei er überhaupt nicht glücklich. «Ich war nicht glücklich über diese ganze Situation», so Reffitt. Dennoch: «Er ist sein eigener Mensch. Und sein Handeln hat Konsequenzen. Aber ich bin überhaupt nicht glücklich.»
Mit Politik habe das aber eigentlich nichts zu tun, fuhr Jackson Raffitt fort: «Das ist völlig aus dem Ruder gelaufene Gewalt. Ob es ein politisches Motiv hatte, spielt jetzt keine Rolle. Es geht mehr darum, was er getan hat und für wen er es getan hat», so Raffitt mit Anspielung auf den Ex-Präsidenten Trump. Sein Vater sei als Marionette benutzt worden, genauso wie wohl Tausende von anderen Familien.
Auch eine von Jackson Raffitts Schwestern äusserte sich gegenüber den Medien. Sie stehe ihrem Bruder bei. Aber auch sie sehe vor allem Donald Trump in der Verantwortung: «Trump verdient eine lebenslange Haftstrafe, wenn mein Vater so lange im Gefängnis ist», sagt Raffitts Schwester. Jackson Raffitt sagte darauf, es sei wirklich «ekelhaft zu sehen, dass jemand mit so viel Geld und sozialer Macht» Tausende Menschen manipulieren und unbestraft davonkommen könne.
Während des Prozesses sagten Beamte der Kapitolspolizei aus, dass Guy Reffitt am 6. Januar 2021 vor dem Kapitol in einen Kampf verwickelt war. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete ihn als Anführer der Menge. Ausserdem nahm er am 6. Januar ein Video auf, in dem er Drohungen gegen die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und den Führer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, aussprach.
Sein Vater sei ein Narzisst und habe ein «relativ grosses Ego», sagte Jackson Raffitt am Dienstag zu CNN. «Aber er ist immer noch mein Vater, egal, was er getan hat.» Er würde gerne bald wieder richtig mit ihm sprechen können.
Für Jackson ist die siebenjährige Haftstrafe des Vaters aber auch eine Chance: «Er verdient eine Haftstrafe – ob für seine Rehabilitierung, seine mentale Gesundheit ... Aber er verdient auch ein Auffangnetz.» Ob sein Vater die eigene Haftstrafe auch von dieser Perspektive anschauen kann, bleibt allerdings offen.
Hoffentlich muss er nicht in Deckung gehen wenn der Vater wieder rauskommt (oder schon vorher wegen den noch frei rumlaufenden Spinnerkollegen seines Vaters).