In den Vereinigten Staaten ist eine Diskussion entbrannt um minderjährig Verheiratete. Gemäss der Nonprofit-Organisation «Unchained at Last» seien in den USA in den Jahren 2000 bis 2018 geschätzt 300'000 Personen unter 18 Jahren verheiratet worden. 86 Prozent der Betroffenen sind Frauen und bei rund 60'000 der Hochzeiten war der Altersunterschied der Ehepartner so gross, dass der jüngere Ehegatte als Opfer eines Sexualverbrechens hätte angesehen werden können.
Was «Unchained at Last» auch schreibt: Die Zahlen sind stark rückläufig. Während es im Jahr 2000 noch beinahe 80'000 Hochzeiten gewesen waren, haben 2018 noch 2500 Hochzeiten stattgefunden, in die Minderjährige involviert waren. Für Fraidy Reiss, Gründerin von «Unchained at Last», ist jedoch jede Kinder-Hochzeit eine zu viel: «Es gab Tage, da erhielten wir fünf Anrufe von Personen, die uns anflehten, ihnen zu helfen.»
Im Artikel, in welchem NBC die Thematik aufgegriffen hat, wird das Beispiel von Chloe ausgeführt. Chloe lernte 2015 im Internet einen jungen Vater kennen, die beiden begannen sich zu treffen und Chloe wurde schwanger. Sie war 15-jährig, ihr Freund 22. Dieser überzeugte sie in der Folge, ihn zu heiraten, nur so könne er dem Gefängnis entgehen. Zur Hochzeit kam es ein Jahr später, Chloe heiratete ihren älteren Freund im Glauben, dass ihn dies vor einer Anklage wegen Vergewaltigung schützen würde.
Reiss' Organisation hilft Minderjährigen, sich einer Ehe zu entziehen und setzt sich zudem für ein gesetzliches Verbot von Hochzeiten für unter 18-Jährige ein.
Das Problem: In 44 US-Bundesstaaten ist eine solche Hochzeit erlaubt. Dies würde dazu führen, dass Minderjährige vieler wichtiger Rechte beraubt werden, beispielsweise der Möglichkeit, einen Anwalt einzuschalten, um die Scheidung einzureichen oder eine Schutzanordnung zu erwirken, so Reiss.
Fraidy Reiss betont, dass auch bei einer willentlich eingegangenen Ehe juristische Fallen drohen. Sei man einmal verheiratet, sollte man das Recht haben, sich scheiden zu lassen. «Der erwachsene Ehepartner kann also jederzeit die Scheidung einreichen, einen Anwalt beauftragen, eine Schutzanordnung erwirken oder sich in einem Heim für häusliche Gewalt einquartieren, wenn er das möchte. Der minderjährige Ehepartner muss bis zum 18. Lebensjahr warten.» Reiss plädiert dafür, bei einer Hochzeit mit Minderjährigen einen Elternteil oder gesetzlichen Vormund beizuziehen.
Gerade in diesem Sommer haben Politiker in den US-Bundesstaaten Maine und New Hampshire gegen eine Anhebung des Hochzeitsalters auf 18 gestimmt, eine Begründung war, dass das Schutzalter für Sex 16 Jahre betrage.
Mit der Unterstützung ihrer Mutter hat sich Chloe scheiden lassen, als sie 18-jährig wurde. «Vor allem als Mutter einer Tochter denke ich, dass diese Botschaft einfach an die Öffentlichkeit gelangen muss, denn es gibt so viele Mädchen, die denken, dass es völlig in Ordnung ist, als Teenager mit Männern auszugehen, die in ihren 20ern sind. Es ist nicht in Ordnung, diese Männer sind Pädophile, die es auf Kinder abgesehen haben.» Ihr Ex-Mann hat nicht auf Anfragen von NBC reagiert. (rst)
Die falsche Terminologie ändert aber natürlich nichts an der Legitimität des Anliegens.
Schade aber, dass so ein schlechtes Beispiel gewählt wurde. Ein 22-jähriger, der eine 15-jährige Freundin hat (und sie geheiratet hat), ist jetzt nicht so dramatisch. Das hat nichts mit Pädophilie zu tun, oder einem "so grossen Altersunterschied, dass der jüngere als Opfer eines Sexualverbrechens angesehen werden könnte". Ein solches Beispiel verharmlost eher die Problematik. Da hat man eine gute Chance vertan, und ein wichtiges Anliegen mit schlechtem Journalismus kaputtgemacht.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hebephilie