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Rekord: Dieser Amerikaner sass unschuldig 48 Jahre hinter Gittern

Rekord: Dieser Amerikaner sass unschuldig 48 Jahre hinter Gittern

21.12.2023, 06:15
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Nach mehr als 48 Jahren im Gefängnis ist im US-Bundesstaat Oklahoma ein irrtümlich wegen Mordes verurteilter Mann für unschuldig erklärt worden. Der 71-Jährige war 1975 zum Tode verurteilt worden.

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Glynn Simmons ist frei.Bild: www.imago-images.de

Der 71-jährige Glynn Simmons ist nach Angaben des Projekts The National Registry of Exonerations der Häftling, der in der US-Geschichte am längsten unschuldig hinter Gittern sass, bevor er freigesprochen wurde.

Der Afroamerikaner war bereits im Juli nach genau 48 Jahren, einem Monat und 18 Tagen im Gefängnis freigekommen. Richterin Amy Palumbo hatte damals Simmons Verurteilung aufgehoben. Am Dienstag erfolgte der offizielle Freispruch, wie am Mittwoch bekannt wurde. «Auf diesen Tag haben wir lange, lange gewartet», sagte Simmons im Anschluss. «Wir können endlich sagen, dass Gerechtigkeit geübt wurde.»

Eine Aussage genügte

Simmons und ein weiterer Verdächtiger, Don Roberts, waren 1975 wegen der Ermordung eines Mitarbeiters eines Spirituosengeschäfts in der Stadt Edmond bei einem Raubüberfall zum Tode verurteilt worden. Die Todesurteile wurden später in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Die Verurteilung hatte lediglich auf der Aussage einer Jugendlichen basiert, die bei dem Raubüberfall eine Schussverletzung am Kopf erlitten, aber überlebt hatte.

Syndication: The Oklahoman Glynn Simmons, center, arrives with one of his lawyers, John Coyle, and his cousin, Cecilia Hawthrone for the hearings which Judge Amy Palumbo ruled to approve Glynn Simmons ...
Glynn Simmons vor dem Gerichtstermin am Mittwoch.Bild: www.imago-images.de

Sie gab in der Folge an, Simmons und Roberts wiederzuerkennen. Später gab es erhebliche Zweifel an der Verlässlichkeit dieser Aussage. Beide Männer hatten während des Prozesses beteuert, sich zum Zeitpunkt der Tat nicht einmal in Oklahoma aufgehalten zu haben. Roberts wurde bereits im Jahr 2008 aus dem Gefängnis entlassen.

Simmons dürfte nun Anspruch auf eine Entschädigungszahlung haben. «Was getan wurde, kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber es könnte Rechenschaftspflicht geben», sagte der Freigesprochene.

In den USA kommt es immer wieder zu schweren Fehlurteilen. Betroffen sind oft Angehörige von Minderheiten wie Afroamerikaner, die sich häufig keine guten Anwälte leisten können. Kritiker sehen einen systemischen Rassismus im US-Justizsystem. (sda/afp)

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29 Kommentare
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Karl33
21.12.2023 09:38registriert April 2015
Nenne ein Land in dem du wegen einer einzigen Zeugenaussage zum Tode verurteilt werden kannst. Und dann 48 Jahre im Gefängis sitzt. Ohne weitere Beweise.

Hier von einem "Irrtum" zu spreche, ist geradezu ein Hohn.
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Dr. Hans-Werner Cobretti
21.12.2023 07:07registriert Dezember 2023
Diese Lebenszeit kann ihm niemand ersetzen. Statt als freier Mann seine Träume verwirklichen zu können, seine Kinder gross werden sehen, musste er jahrzehntelang den Wärtern im Gefängnis gehorchen. Kein Richtiger kommt wegen Fehlurteilen dran. Viele zu Tode verurteilte waren unschuldig. Das System Gefängnis muss zwingend neu gedacht werden, Grundsatzfragen gestellt. Das moderne Gefängnis ist eine Erfindung des frühen 18. Jh.
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Mama Jo
21.12.2023 08:05registriert November 2022
Weil die Zeugenaussage nachweislich falsch war, kam sein Kollege 2008 frei, er musste aber noch bis 2023 einsitzen. Krass. Hoffe er hat noch möglichst viele schöne Jahre vor sich und liebe Menschen die ihn unterstützen. Und der Staat sollte eine richtig fette Entschädigung zahlen müssen, nicht nur ein paar tausend Dollar wie in vielen anderen Fällen!
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