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Brand in Los Angeles: So teilt Donald Trump gegen Gavin Newsom aus

Wie Trump die Brand-Katastrophe dazu nutzt, gegen den politischen Feind auszuteilen

Der künftige amerikanische Präsident macht lokale Politiker für den Feuersturm in Los Angeles (Kalifornien) verantwortlich. Der Gouverneur von Kalifornien schreckt vor einer Konfrontation zurück.
10.01.2025, 09:13
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Der künftige amerikanische Präsident nutzt die apokalyptisch anmutenden Brände in der zweitgrössten Stadt des Landes, um auf den politischen Gegner einzudreschen. Sowohl der kalifornische Gouverneur als auch die Stadtpräsidentin von Los Angeles, beide Mitglieder der Demokraten, seien «krass» inkompetent, wetterte Donald Trump am Donnerstag auf seinem Internet-Dienst Truth Social. Die Stadtpräsidentin befand sich zu Beginn der Katastrophe ausser Landes, war am Mittwoch aber hastig nach Los Angeles zurückgekehrt.

epa11813974 US President-elect Donald Trump reacts after a meeting at the US Capitol in Washington, DC, USA, 08 January 2025. Earlier, Trump paid his respects to former US President Jimmy Carter, who  ...
Teilt wie gewohnt aus: Der künftige US-Präsident Donald Trump.Bild: keystone

Bereits am Mittwoch hatte Trump geschrieben: Gouverneur Gavin Newsom, aus dessen Familiennamen Trump nun ein Schimpfwort gemacht hat («Newscum»), müsse zurücktreten. «Das ist alles seine Schuld!!!»

California Governor Gavin Newsom, right, surveys damage in Pacific Palisades with CalFire's Nick Schuler during the Palisades Fire on Wednesday, Jan. 8, 2025, in Pacific Palisades, Calif. (Jeff G ...
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom besuchte am Mittwoch den stark zerstörten Stadtteil Pacific Palisades von Los Angeles (Kalifornien).Bild: keystone

Kalifornien will nicht auf Trump hören

Trump befand sich zum Zeitpunkt dieser Stellungnahmen auf Besuch in Washington. In der Hauptstadt sprach er weniger als zwei Wochen vor der Amtseinführung mit republikanischen Parteifreunden im Kongress über sein Programm. Auch nahm er an einer Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten Jimmy Carter teil.

Das wäre eigentlich Anlass genug, den parteipolitischen Streit ruhen zu lassen. Doch Trump ist schon seit Jahren überzeugt davon, dass die Menschen an der Westküste keine Ahnung hätten, wie Waldbrände zu vermeiden seien. Auch kritisiert er das kalifornische Wassermanagement, ein Thema, das bei Bauern und Umweltschützern seit Jahrzehnten für rote Köpfe sorgt. Und weil in Kalifornien fast niemand dem ehemaligen Immobilien-Mogul zuhören will, keilt er nun hemmungslos zurück.

Eine Rolle spielt – aus Sicht des alten und neuen Präsidenten – dabei auch, dass Kalifornien ein Stammland der Demokraten ist und Hollywood ein Hort des Widerstandes gegen Trump war. In den Augen des Republikaners sind damit sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner von Los Angeles politische Feinde. Das ist aber grundfalsch. So stimmten bei der Präsidentenwahl 2024 im Verwaltungsbezirk Los Angeles mehr Menschen für Trump als im gesamten Bundesstaat Nevada.

Lokale Einsatzkräfte sind überfordert, sagt Senator

Dabei gibt es tatsächlich konstruktive Kritik am Katastrophenschutz, und zwar nicht nur in Kalifornien. Die Bürokratie sei nicht darauf vorbereitet, Flächenbrände das ganze Jahr über zu bekämpfen, kritisierte der republikanische Senator Tim Sheehy. Vor seiner Wahl in den Senat besass Sheehy in Montana ein börsenkotiertes Unternehmen, das sich auf die Bekämpfung von Waldbränden spezialisiert hatte.

Künftig müsse Washington solche Einsätze mit den lokalen Einsatzkräften besser koordinieren und sicherstellen, dass stets ausreichend Löschflugzeuge und Helikopter zur Verfügung stünden, sagte der neue Senator. Er jedenfalls warne seit Jahren vor einer drohenden Katastrophe in urbanen Zentren.

Los Angeles hat aber aktuell keine Zeit für eine solche Debatte. Ganze Stadtviertel sind zerstört und Hunderttausende von Menschen mussten fliehen. Der Schaden beläuft sich auf einen zweistelligen Milliarden-Betrag, und viele Grundstücke sind aufgrund der exponierten Lage nicht mehr versichert. Gouverneur Newsom rief Trump dazu auf, auf politische Spielchen zu verzichten. Am wichtigsten sei es nun, weitere Todesopfer zu verhindern. (aargauerzeitung.ch)

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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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International anerkannter Experte für ALLES
10.01.2025 09:18registriert Juli 2021
Kathastrophen politisch auszuschlachten liegt weiter unter der Gürtellinie. Aber von Trump ist man sich ja nichts anderes gewohnt. Ich hoffe stark, dass er seinen Amtsantritt vom Gefängnis aus feiert.
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Frankygoes
10.01.2025 09:29registriert März 2019
Ein weiterer Vorgeschmack auf die nächsten vier Jahre. Schon 2020 hat Trump als Präsident Katastrophen-Gelder für den Staat Washington zurückgehalten (weil von Demokraten gewonnen). Er wird es wieder tun.
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mrmikech
10.01.2025 09:37registriert Juni 2016
Während des etwa 15-stündigen Zeitfensters zwischen dem Ausbruch des Palisades-Feuers und dem Leerlaufen der verfügbaren Wassertanks war der Wasserbedarf viermal höher als normal. Dadurch sank der Wasserdruck, was es schwierig machte, das nötige Wasser mit ausreichender Kraft in die höher gelegenen Tanks zu pumpen – insbesondere mit der Geschwindigkeit, die erforderlich war, um ein Feuer einzudämmen, das sich mit der Geschwindigkeit von fünf Footballfeldern pro Minute ausbreitete.

Waldbrände mit einem städtischen Wassersystem bekämpfen ist eine grosse Herausforderung. Trump hat keine Ahnung.
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