Der künftige amerikanische Präsident nutzt die apokalyptisch anmutenden Brände in der zweitgrössten Stadt des Landes, um auf den politischen Gegner einzudreschen. Sowohl der kalifornische Gouverneur als auch die Stadtpräsidentin von Los Angeles, beide Mitglieder der Demokraten, seien «krass» inkompetent, wetterte Donald Trump am Donnerstag auf seinem Internet-Dienst Truth Social. Die Stadtpräsidentin befand sich zu Beginn der Katastrophe ausser Landes, war am Mittwoch aber hastig nach Los Angeles zurückgekehrt.
Bereits am Mittwoch hatte Trump geschrieben: Gouverneur Gavin Newsom, aus dessen Familiennamen Trump nun ein Schimpfwort gemacht hat («Newscum»), müsse zurücktreten. «Das ist alles seine Schuld!!!»
Trump befand sich zum Zeitpunkt dieser Stellungnahmen auf Besuch in Washington. In der Hauptstadt sprach er weniger als zwei Wochen vor der Amtseinführung mit republikanischen Parteifreunden im Kongress über sein Programm. Auch nahm er an einer Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten Jimmy Carter teil.
This was Trump’s explanation last year about the causes of wildfires in California. “ I visit Austria and they have trees that are much more flammable than what they have in California and they never have forest fires. The problem is the water is cut off upstate up in the North… pic.twitter.com/PrFUglNq8i
— Jd (@pointsofviewje) January 8, 2025
Das wäre eigentlich Anlass genug, den parteipolitischen Streit ruhen zu lassen. Doch Trump ist schon seit Jahren überzeugt davon, dass die Menschen an der Westküste keine Ahnung hätten, wie Waldbrände zu vermeiden seien. Auch kritisiert er das kalifornische Wassermanagement, ein Thema, das bei Bauern und Umweltschützern seit Jahrzehnten für rote Köpfe sorgt. Und weil in Kalifornien fast niemand dem ehemaligen Immobilien-Mogul zuhören will, keilt er nun hemmungslos zurück.
Eine Rolle spielt – aus Sicht des alten und neuen Präsidenten – dabei auch, dass Kalifornien ein Stammland der Demokraten ist und Hollywood ein Hort des Widerstandes gegen Trump war. In den Augen des Republikaners sind damit sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner von Los Angeles politische Feinde. Das ist aber grundfalsch. So stimmten bei der Präsidentenwahl 2024 im Verwaltungsbezirk Los Angeles mehr Menschen für Trump als im gesamten Bundesstaat Nevada.
Dabei gibt es tatsächlich konstruktive Kritik am Katastrophenschutz, und zwar nicht nur in Kalifornien. Die Bürokratie sei nicht darauf vorbereitet, Flächenbrände das ganze Jahr über zu bekämpfen, kritisierte der republikanische Senator Tim Sheehy. Vor seiner Wahl in den Senat besass Sheehy in Montana ein börsenkotiertes Unternehmen, das sich auf die Bekämpfung von Waldbränden spezialisiert hatte.
Künftig müsse Washington solche Einsätze mit den lokalen Einsatzkräften besser koordinieren und sicherstellen, dass stets ausreichend Löschflugzeuge und Helikopter zur Verfügung stünden, sagte der neue Senator. Er jedenfalls warne seit Jahren vor einer drohenden Katastrophe in urbanen Zentren.
Freshman Sen. Sheehy says there should be congressional action overhauling federal bureaucracy on wildfires.
— Manu Raju (@mkraju) January 9, 2025
“So legislation that requires a 30 minute response time to any wildfire in all 50 states.”
He wants to discuss with Trump tonight pic.twitter.com/iU6gwAsRlW
Los Angeles hat aber aktuell keine Zeit für eine solche Debatte. Ganze Stadtviertel sind zerstört und Hunderttausende von Menschen mussten fliehen. Der Schaden beläuft sich auf einen zweistelligen Milliarden-Betrag, und viele Grundstücke sind aufgrund der exponierten Lage nicht mehr versichert. Gouverneur Newsom rief Trump dazu auf, auf politische Spielchen zu verzichten. Am wichtigsten sei es nun, weitere Todesopfer zu verhindern. (aargauerzeitung.ch)
Waldbrände mit einem städtischen Wassersystem bekämpfen ist eine grosse Herausforderung. Trump hat keine Ahnung.