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Biden nach TV-Duell: «Ich kann diesen Job machen»

President Joe Biden speaks during a campaign rally, Friday, June 28, 2024, in Raleigh, N.C. (AP Photo/Evan Vucci)
Joe Biden
US-Präsident Joe Biden spricht an einer Wahlkampfveranstaltung in Raleigh, N. C., 28. Juni 2024.Bild: keystone

Biden äussert sich nach verpatztem Aufritt: «Ich kann diesen Job machen»

28.06.2024, 22:1228.06.2024, 22:14
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US-Präsident Joe Biden ist nach seinem schwachen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen seinen Herausforderer Donald Trump in die Offensive gegangen und hat sich kämpferisch gezeigt. «Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann», sagte der 81 Jahre alte Demokrat am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina. «Ich bin aus einem Grund hier in North Carolina, weil ich vorhabe, diesen Staat im November zu gewinnen», rief er einer jubelnden Menge zu. «Wenn wir hier gewinnen, gewinnen wir die Wahl.»

Biden bewirbt sich bei der Präsidentenwahl Anfang November um eine zweite Amtszeit. Auch sein Vorgänger, der 78 Jahre alte Trump, will für die Republikaner noch einmal ins Weisse Haus. Bidens Leistung bei dem 90-minütigen TV-Duell am Donnerstagabend (Ortszeit) in Atlanta befeuerte in der Demokratischen Partei Zweifel an der Eignung des 81-Jährigen für das Amt. Während des Schlagabtauschs verhaspelte sich der mächtigste Mann der Welt regelmässig, er sprach undeutlich, leise und mit rauer Stimme. Zwar stellte sich am Freitag noch kein prominenter Parteikollege aus der ersten Reihe öffentlich gegen Biden. Doch in der Partei zeigten sich viele skeptisch, ob Biden wirklich der richtige Kandidat ist, um gegen Trump zu gewinnen.

Biden versuchte bei dem ersten grossen öffentlichen Auftritt nach dem Debatten-Desaster die Kritiker zu beruhigen und bemühte sich um Schadensbegrenzung. «Ich weiss, ich bin kein junger Mann, um das Offensichtliche zu sagen», sagte er. «Ich laufe nicht mehr so einfach wie früher, ich spreche nicht mehr so glatt wie früher. Ich debattiere nicht mehr so gut wie früher», so der Demokrat. Aber dafür wisse er, anders als Trump, wie man die Wahrheit sage. «Ich verbrachte 90 Minuten auf der Bühne und debattierte mit einem Typen, der die Moral eines Strassenköters hat», sagte Biden über das vom US-Sender CNN ausgerichtete TV-Spektakel.

First Lady Jill verteidigt Biden

Auch Bidens Ehefrau, First Lady Jill Biden, versuchte sich in Raleigh für ihren Ehemann starkzumachen. «Es gibt niemanden, den ich gerade lieber im Oval Office sitzen hätte als meinen Mann», sagte sie auf der Bühne vor Parteianhängern. Sie trug dabei ein auffälliges Kleid. Darauf stand mehrfach das Wort «Vote» (auf Deutsch sinngemäss: Geh wählen) in grossen weissen Lettern. Auf der TV-Bühne habe ein Präsident mit Integrität und Charakter gestanden, betonte sie. «Seine Kraft ist unerschütterlich, seine Hoffnung ist unerschütterlich.»

Biden wirkte bei dem Wahlkampfauftritt deutlich fitter als während der TV-Debatte am Vorabend. Anders als im Fernsehstudio während des Schlagabtauschs las der 81-Jährige aber vor seinen Anhängern vom Teleprompter ab. Seine Stimme klang ausserdem weniger rau und er war auch nicht so leise. Biden hatte nach der Debatte gesagt, dass er Halsschmerzen habe. Sein Alter ist Dauerthema im Wahlkampf. Zwar ist sein politischer Gegner Trump nur rund drei Jahre jünger. Bidens Versprecher und sein starrer Gang sorgen allerdings regelmässig für Schlagzeilen und werfen die Frage auf, ob er nach einem möglichen Wahlsieg wirklich noch vier weitere Jahre im Weissen Haus regieren könnte.

Bidens Leistung überschattet Trumps Aussagen

Bidens Versagen bei der Debatte brachte viele Demokraten in Erklärungsnot und rückte mögliche Alternativen zu dem 81-Jährigen in den Fokus. Der Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom, dem selbst Präsidentschaftsambitionen nachgesagt werden, stellte sich öffentlich hinter Biden. «Ich werde Präsident Biden nie den Rücken kehren», sagte er. Die unpopuläre Vize-Präsidentin Kamala Harris wurde in einem TV-Interview wegen Bidens Performance gegrillt – und gestand schliesslich ein, dass ihr Chef einen «holprigen Start» gehabt habe.

Trumps Team hingegen feierte den Republikaner für seinen Auftritt. Der 78-Jährige relativierte erneut seine Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Der Republikaner hatte damals seine Anhänger aufgewiegelt, weil er seine Wahlniederlage nicht akzeptieren wollte. Diese stürmten daraufhin den US-Kongress. Der Republikaner wollte sich auch nicht darauf festlegen, ob er den Ausgang der Wahl im November akzeptieren wird. All das wurde aber von Bidens Auftritt in den Schatten gestellt.

Obama stellt sich hinter Biden

US-Präsident Joe Biden hat nach seinem schwachen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen seinen Herausforderer Donald Trump auch Schützenhilfe von Barack Obama bekommen.

«Schlechte Duelle passieren. Glaubt mir, ich weiss das», schrieb der ehemalige Präsident am Freitag auf der Online-Plattform X. «Aber diese Wahl ist immer noch eine Entscheidung zwischen jemandem, der sein ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft hat, und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmert. Zwischen jemandem, der die Wahrheit sagt, der Recht von Unrecht unterscheiden kann und es dem amerikanischen Volk offen sagen wird – und jemandem, der zu seinem eigenen Vorteil schamlos lügt.»

Das TV-Duell habe daran nichts geändert, schrieb Obama weiter. Deshalb stehe bei der Präsidentenwahl im November so viel auf dem Spiel. Seinem X-Beitrag war der Link zur Website von Bidens Wahlkampf-Team beigefügt, über den Spendengelder gesammelt werden. (sda/dpa)

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Joe Biden - sein Leben in Bildern
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Joe Biden - sein Leben in Bildern
1942 wird im US-Bundesstaat Pennsylvania ein Bub geboren, der später zu höchsten politischen Weihen gelangen sollte: Joseph Robinette Biden, genannt «Joe». Joe ist eines von vier Kindern, die Bidens eine Arbeiterfamilie.

Bild: Präsidentschaftskampagne Joe Biden.
quelle: https://joebiden.com/joes-story/
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79 Kommentare
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Scrat
28.06.2024 20:52registriert Januar 2016
Ich weiss auch wie man einen Achttausender besteigt - zumindest theoretisch. Und mit meinen 50+ werde ich dabei bestimmt den Geschwindigkeitsrekord brechen...

Manchmal sollte man einfach einsehen, dass man das Zepter abgeben sollte.
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DerTaran
28.06.2024 21:11registriert Oktober 2015
Ich habe heute Morgen Auszüge der Debatte gesehen. Jeder unentschlossener Wähler wird jetzt wohl Trump (oder gar nicht) wählen.

Es war verheerend. Wir müssen uns wohl auf mindestens weiter 4 Jahre Trump vorbereiten.
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KoTaMo
28.06.2024 22:51registriert Mai 2020
«Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann»

Kein Zweifel, dass er das glaubt. Bei Wahlen geht es aber darum, ob das auch die anderen glauben.
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