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USA

Zölle von Donald Trump lösen weltweit heftige Reaktionen aus

Video: watson/hanna dedial

«Dabei, dieses Land in den Bankrott zu treiben»: Die Reaktionen auf Trumps Zollhammer

03.04.2025, 07:5303.04.2025, 17:17
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Reaktionen aus der Schweiz

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat auf die von US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend angekündigten Zölle in der Höhe von 31 Prozent auf Schweizer Exporte in die USA reagiert. Der Bundesrat nehme die Zoll-Entscheide der USA zur Kenntnis, schrieb sie auf X.

Der Bundesrat werde rasch das weitere Vorgehen festlegen, schrieb die Bundespräsidentin weiter. Im Vordergrund stünden die langfristigen wirtschaftlichen Interessen des Landes. «Treue zum internationalen Recht und Freihandel bleiben zentrale Werte», so Keller-Sutter.

GLP-Fraktionspräsidentin Corina Gredig hält fest, dass die Schweiz höhere Zölle bekommt als die EU.

Cédric Wermuth erwartet eine deutliche Antwort des Bundesrats. «Das können wir uns nicht gefallen lassen», schreibt der SP-Co-Präsident.

Es geht nicht um Wirtschaftspolitik. Es geht darum, dass eine Gang von superreichen Rechtsextremen und Techoligarchen dem Rest der Welt ihre Regeln aufzwingen möchte. Das können wir uns nicht gefallen lassen. Wir erwarten vom Bundesrat eine deutliche, europäische Antwort auf die trumpschen Zölle.

— Cédric Wermuth (@cedricwermuth.bsky.social) 2 April 2025 at 23:41

Sanija Ameti, Co-Präsidentin der Operation Libero, kramt ein Zitat von Bundesrat Albert Rösti hervor.

Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter stellt die hiesigen Trump-Fans zur Rede.

Statement Schneider-Schneiter
Bild: Screenshot X

GLP-Nationalrat Jürg Grossen macht Werbung für die Bilateralen III.

Statement Grossen
Bild: Screenshot X

Economiesuisse

Der Schweizer Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hat nach Ankündigung von US-Zöllen auf Schweizer Exporte vom Bund die Verhinderung einer weiteren Eskalation gefordert. Nachvollziehbare Gründe für die Zölle gibt es laut dem Verband aus wirtschaftlicher Sicht keine.

Die erfolgte handelspolitische Eskalation bedeute eine «ernsthafte Belastung» für die Schweizer Exportwirtschaft, schrieb Economiesuisse in einer in der Nacht auf Donnerstag auf der Plattform X veröffentlichten Stellungnahme.

Monika Ruehl, Vorsitzende Geschaeftsleitung von Economiesuisse, spricht an derer Jahresmedienkonferenz, am Dienstag, 4. Februar 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Economiesuisse-Chefin Monika Rühl.Bild: keystone

Die neuen US-Zölle würden nicht nur die Schweizer Exporte verteuern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schwächen und das Investitionsklima belasten. Das geschehe in einer Phase, in der sich die Exportaussichten in anderen Absatzmärkten bereits eingetrübt hätten, schrieb der Verband. Die USA seien noch vor Deutschland der wichtigste Exportmarkt der Schweiz.

Der Bundesrat und die Schweizer Wirtschaftsdiplomatie seien gefordert, am Verhandlungstisch mit der US-Regierung rasch Lösungen zu finden. Die Schweiz habe gute wirtschaftliche Argumente auf ihrer Seite, schrieb Economiesuisse. «Die Importzölle der Schweiz liegen insgesamt schon heute deutlich unter jenen der USA», hiess es in der Stellungnahme. Würden neben den Gütern auch Dienstleistungen berücksichtigt, resultiere zwischen der Schweiz und den USA «ein annähernd ausgeglichener Handel».

Swiss Medtech

Der Verband der Schweizer Medizintechnik Swiss Medtech hat nach Ankündigung von US-Zöllen auf Schweizer Exporte vom Bund konkrete Signale gefordert, um auf diplomatischem Weg gegenzusteuern. «Swiss Medtech fordert den Bundesrat auf, sich aktiv für den Schutz zentraler Exportkanäle einzusetzen – durch rasche Regulierungsanpassungen und handelspolitische Gespräche mit Washington», wird Verbandspräsident Damian Müller am Donnerstag in einem Communiqué zitiert.

Damian Mueller, Staenderat (FDP.Die Liberalen) hoert eine Rede waehrend einer Medienkonferenz von Swiss Family Business (SFB) ueber die Praesentation der Ergebnisse einer neuen Studie zu den Auswirkun ...
Damien Müller, der Verbandspräsident von Swiss Medtech.Bild: keystone

Konkret sollen Produkte, die von der amerikanischen Arzneimittelbehörde zugelassen sind, vom Bundesrat rasch und per Verordnung auch hierzulande zugelassen werden. «Das wäre ein klares Signal an die US-Regierung für Dialog statt Zollpolitik», sagte Müller.

Bislang erkennt die Schweiz ausschliesslich Medizinprodukte mit EU-Zertifizierung an. Das Parlament hatte 2022 den Bundesrat beauftragt, zusätzlich auch Produkte mit Zulassung der US-amerikanischen Food & Drug Administration (FDA) zuzulassen.

Laut Swiss Medtech steht für die Branche viel auf dem Spiel: 2023 gingen Medtech-Produkte im Wert von 2,8 Milliarden Franken in die Vereinigten Staaten. Das entspreche mit 23 Prozent fast einem Viertel aller Schweizer Medtech-Ausfuhren. Der wichtigste Absatzmarkt bleibt die Europäische Union (EU). Dorthin geht die Hälfte der Exporte.

Swissmechanic

Die neuen US-Zölle könnten die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) stark treffen. Der KMU-Branchenverband Swissmechanic sieht auch Gefahren für Arbeitsplätze und Innovation in der Schweiz.

Die US-Zölle «beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen und könnte Arbeitsplätze sowie Innovation gefährden», sagte Swissmechanic, der Branchenverband der mittelständischen Unternehmer der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), am Donnerstag der Nachrichtenagentur AWP.

Kurzfristig rechnet der Verband für die Mitgliederfirmen, die in die USA exportieren, mit einer «Abnahme der Nachfrage und einem direkten Einfluss auf das Bestellvolumen». Da die Zölle später auch direkt auf die US-Konsumenten durchschlagen werden, erwartet der Verband mittelfristig eine «Verschlechterung der allgemeinen Exporte der Schweiz in die USA.» Dies werde dann auch Mitgliedsfirmen negativ betreffen, die keine direkten Exporte in die USA haben.

«Diese Zoll-Ankündigung der USA führt zu einer weiteren Verlangsamung der Industrie-Dynamik, die unsere MEM-Arbeitsplätze gefährdet», so der Verband weiter. Ein globaler Handelskrieg könnte daher schwere Folgen haben. Der Verband fordert daher den Bundesrat dazu auf, rasch zu agieren und sofort Verhandlungen mit den USA aufzunehmen, «um die Situation zu klären und zu entschärfen».

Schweiz-US-Handelskammer

Der Chef der Schweizerisch-US-amerikanischen Handelskammer ist «nicht optimistisch» bezüglich Verhandlungen der Schweiz mit den USA über Handelszölle. «Der Zeitrahmen ist extrem eng und die ganze Welt versucht jetzt, sich auf irgendeine Weise mit den USA gut zu stellen», sagte Rahul Sahgal in einem Interview vom Donnerstag.

Zum Online-Portal blick.ch sagte Sahgal allerdings auch, es gebe einen gewissen Spielraum für Verhandlungen. Denn aus den Anordnungen von US-Präsident Donald Trump zu den Zöllen gehe hervor, dass die Administration die Zölle senken oder erhöhen und deren Gültigkeitsdauer verkürzen könne.

Er glaube immer noch, dass die Schweiz nicht wirklich in der Schusslinie der US-Administration stehe, sagte Sahgal in der Sendung «Tagesgespräch» von Schweizer Radio SRF: «Wir gehören einfach zu den fünfzehn Ländern mit den grössten Güterhandelsdefiziten aus Sicht der USA.»

Sahgal ist überrascht von der Höhe der Zölle, welche die US-Administration auf Schweizer Waren erheben will: «Wir hätten uns eine Berechnung gewünscht, die auf ein Pro-Kopf-Verhältnis heruntergebrochen ist», sagt der Chef der Handelskammer zu «blick.ch».

Statement Sahgal
Bild: Screenshot X

Bei einer solchen Berechnung sehe «die Lage ganz anders aus: Wir importieren pro Kopf elf Mal mehr aus den USA als umgekehrt. Ausserdem wurde der Bereich der Dienstleistungen nicht mit einbezogen, der ein ausgeglicheneres Verhältnis ergeben hätte.»

Für die Schweiz sei nun entscheidend, was die Europäische Union mache. «Viele Firmen beliefern EU-Unternehmen, die wiederum in die USA exportieren. Je nachdem, was die EU entscheidet, könnte es für Schweizer Firmen Kollateralschäden geben», erklärte der Nachfolger von Martin Naville an der Spitze der Schweizerisch-US-amerikanischen Handelskammer.

Die Situation von Schweizer Firmen in den USA sei sehr unterschiedlich, sagte Sahgal weiter. Schweizer Firmen, die in der Schweiz produzierten und stark in die USA exportierten, seien von den angekündigten Zöllen von über 30 Prozent auf Schweizer Importe stark betroffen.

Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA würden deutlich weniger getroffen. «Sie müssen jetzt entscheiden, wie und in welcher Höhe sie die Zölle an die Konsumenten weiterreichen, ob das ihre Marge reduziert und ob da Spielraum besteht. Es kommen intensive Tage auf uns zu», prophezeite Sahgal.

Reaktionen aus der internationalen Politik

China

China hat den USA nach der Verkündung weiterer Zölle durch US-Präsident Donald Trump mit Gegenmassnahmen gedroht. Die Volksrepublik habe die Ankündigung wechselseitiger Zölle zur Kenntnis genommen und lehne diese entschieden ab, teilte das Handelsministerium mit.

Bereits vor der Ankündigung hatten die USA Waren aus China, der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt, mit 20 Prozent Zöllen belegt, worauf Peking mit eigenen Massnahmen reagierte. Nun treffen die Volksrepublik zusätzlich Aufschläge von 34 Prozent, was die Zollbelastung für viele Produkte aus Fernost in Summe auf mehr als 50 Prozent steigen lässt.

Die wechselseitigen Zölle, die auf «subjektiven und einseitigen Einschätzungen der USA» beruhten, stünden nicht im Einklang mit den internationalen Handelsregeln, kritisierte das Handelsministerium. «Rechte und Interessen der betroffenen Parteien» würden untergraben, es handele sich um eine «typisch einseitige Art der Schikane». Die Behörde forderte die US-Regierung auf, ihre Zölle unverzüglich aufzuheben und Differenzen im Dialog zu lösen.

Taiwan

Taiwan hat die neu verkündeten Zölle der USA unter Präsident Donald Trump als «höchst unangemessen» bezeichnet. Das Regierungskabinett halte die Einführung von Aufschlägen in Höhe von 32 Prozent gegen Waren aus der ostasiatischen Inselrepublik für «bedauerlich» und wolle mit Washington hart verhandeln, teilte der Exekutiv-Yuan (die Regierung) mit.

Der Zollsatz spiegele die tatsächliche Lage im Handel zwischen Taiwan und den USA nicht korrekt wider und sei unfair gegenüber Taiwan, sagte Kabinettssprecherin Michelle Lee. Ministerpräsident Cho Jung-tai wies ihr zufolge das Büro für Handelsverhandlungen an, die unfairen Aspekte der Zölle zu überprüfen und eine Erklärung der US-Seite einzuholen.

Taiwan erhebt 64 Prozent auf US-Einfuhren. Das für seine Hightech-Produkte bekannte Land ist der siebtgrösste Handelspartner der USA. Im Jahr 2024 stiegen die Exporte in die USA um 32,5 Prozent. Trumps Politik ignoriere, dass sich der taiwanisch-amerikanische Handel ergänze und Taiwans Exportanstieg auf die steigende US-Nachfrage nach Halbleitern und Produkten im Bereich Künstliche Intelligenz zurückzuführen sei.

Japan

Japan hat mit ernster Besorgnis auf die US-Ankündigung eines gewaltigen Zollpakets reagiert. Man habe der amerikanischen Seite gesagt, dass die Massnahmen «äusserst bedauerlich» seien, sagte Regierungssprecher Yoshimasa Hayashi zu japanischen Journalisten. Man habe «nachdrücklich gebeten», die Massnahmen zu überdenken. Trumps Regierung will neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus allen Ländern einführen. Hinzu kommen individuelle Strafabgaben – im Falle der Hightech-Nation Japans sind es 24 Prozent.

Japan Prime Minister Shigeru Ishiba speaks during a news conference at the prime minister's office in Tokyo, Japan, Tuesday, April 1, 2025. (Nicolas Datiche/Pool Photo via AP)
Japan Politics
Shigeru Ishiba.Bild: keystone

Japans Ministerpräsident Shigeru Ishiba wies laut örtlichen Medienberichten die betroffenen Minister seiner Regierung an, die Auswirkungen auf das eigene Land eingehend zu prüfen. Der japanische Handelsminister Yoji Muto sprach demnach mit seinem US-Kollegen Howard Lutnick und sagte ihm, dass das US-Zollpaket Unternehmen erschweren werde, auf dem US-Markt zu investieren und der grössten Volkswirtschaft der Welt schaden werde.

Zur Frage möglicher Vergeltungsmassnahmen wollte sich Muto vor der heimischen Presse nicht konkret äussern. Man werde abwägen müssen, was dem nationalen Interesse Japans dienlich sei, wurde der Handelsminister zitiert.

Europäische Union

Die EU bereitet nach der Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump Gegenmassnahmen vor, will aber gesprächsbereit bleiben. «Wir finalisieren bereits das erste Massnahmenpaket als Reaktion auf die Stahlzölle und bereiten nun weitere Massnahmen vor, um unsere Interessen und Unternehmen zu schützen, falls die Verhandlungen scheitern», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Rande eines Gipfeltreffens in Usbekistan.

Man werde auch genau beobachten, welche indirekten Auswirkungen die Zölle haben könnten. Die EU könne keine globale Überkapazität auffangen und auch kein Dumping auf seinen Märkten akzeptieren.

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Ursula von der Leyen.Bild: keystone

Zugleich betonte die deutsche Spitzenpolitikerin, es sei noch nicht zu spät für Verhandlungen und appellierte an die US-Seite, sich auf Gespräche einzulassen. Ziel müsse es sein, Handelshemmnisse abzubauen und nicht, sie zu erhöhen.

Zu den Entscheidungen Trumps sagt von der Leyen, die Universalzölle gegen die ganze Welt seien ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft, und es seien immense Folgen zu erwarten:

«Millionen von Menschen werden mit höheren Lebensmittelrechnungen konfrontiert sein. Medikamente werden teurer, ebenso der Transport. Die Inflation wird ansteigen. Und dies schadet vor allem den wirtschaftlich schwächsten Bürgern.»

Zudem würden auch grosse wie kleine Unternehmen vom ersten Tag an unter dieser Entscheidung leiden – unter anderem durch grössere Unsicherheit, unterbrochene Lieferketten und aufwendige Bürokratie.

EU-Ratspräsident António Costa ruft nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump zu einem Ausbau der Handelsbeziehungen zu anderen Ländern auf. Es sei nun an der Zeit, die geplanten neuen Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Staatenbündnis Mercosur und Mexiko zu ratifizieren, teilte Costa am Rande eines Gipfeltreffens mit Staats- und Regierungschefs zentralasiatischer Staaten in Usbekistan mit. Zudem sollten die Verhandlungen mit Indien und anderen wichtigen Partnern entscheidend vorgetrieben werden.

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António Costa.Bild: keystone

«Der Handel ist ein starker Motor des globalen Wohlstands», betonte der frühere portugiesische Regierungschef. Die EU werde sich auch weiterhin entschieden für freien und fairen Handel einsetzen.

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament erwartet schwerwiegende negative Konsequenzen der neuen Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump. «Diese ungerechtfertigten, illegalen und unverhältnismässigen Massnahmen können nur zu einer weiteren Eskalation und einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale für die USA und die Welt insgesamt führen», sagte der deutsche SPD-Politiker Bernd Lange. Andere Europaparlamentarier äusserten sich ähnlich besorgt.

Kanada

Kanadas Premierminister Mark Carney kündigte an, die Zölle zu bekämpfen und Gegenmassnahmen zu ergreifen.

Deutschland

Der amtierende deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck fürchtet verheerende Folgen der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle. «Die US-Zoll-Manie kann eine Spirale in Gang setzen, die auch Länder in die Rezession reissen kann und weltweit massiv schadet. Mit schlimmen Folgen für viele Menschen», erklärte der Grünen-Politiker.

Die Zölle schadeten der europäischen und der US-Wirtschaft, betonte Habeck. «Wir haben immer auf Verhandlungen gedrängt, nicht auf Konfrontation. Das bleibt auch richtig.» Es sei deshalb gut, dass die EU-Kommission weiter auf eine Verhandlungslösung mit den USA abziele. «Dazu bleibt noch etwas Zeit. Aber wenn die USA keine Verhandlungslösung wollen, wird die EU eine ausgewogene, klare und entschlossene Antwort geben. Darauf haben wir uns vorbereitet.»

Europa müsse geschlossen agieren. «Wir haben den grössten gemeinsamen Binnenmarkt der Welt. Diese Stärke müssen wir nutzen.»

Italien

Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat die Einführung weitreichender neuer Zölle durch die USA als «falsche» Massnahme kritisiert. Bereits zuvor hatte die Regierungschefin vor einem möglichen Handelskrieg gewarnt.

Das von US-Präsident Donald Trump verkündete gewaltige Zollpaket, das auch die Europäische Union hart trifft, nütze weder den USA noch Europa, schrieb Meloni in einem Post in den sozialen Medien.

Sie gilt im Kreis der Europäerinnen und Europäer als bevorzugte Ansprechpartnerin Trumps und bot sich bereits mehrfach als Brückenbauerin zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) an.

Grossbritannien

Die britische Regierung bleibt nach der Verkündung der Strafzölle durch US-Präsident Donald Trump bei ihrer zurückhaltenden Strategie. Es werde eindeutig wirtschaftliche Auswirkungen geben, «sowohl hier als auch weltweit», sagte Premierminister Keir Starmer. «Aber, um es glasklar zu sagen: Wir sind vorbereitet.» Eine der «grössten Stärken dieser Nation ist unsere Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren».

Einen Handelskrieg könne niemand gewinnen. «Und wir haben eine faire und ausgewogene Handelsbeziehung mit den USA», sagte Starmer. Das Vereinigte Königreich strebt weiterhin ein Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten an. «Wir werden für das beste Abkommen für Grossbritannien kämpfen», sagte der Premier.

Britain's Prime Minister Keir Starmer leaves 10 Downing Street to attend the weekly session of Prime Minister's Questions in parliament, London, Wednesday, April 2, 2025. (AP Photo/Kirsty Wi ...
Der britische Premier, Sir Keir Starmer.Bild: keystone

Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds sagte, die Regierung verspreche sich von dem Abkommen, dass es die Auswirkungen der Trump-Entscheidung abmildern werde. Anders als für die Länder der Europäischen Union, deren Exporte in die Vereinigten Staaten ab kommender Woche mit einem Zoll von 20 Prozent belegt werden, sind für Grossbritannien 10 Prozent fällig. Das Vereinigte Königreich ist seit Januar 2021 nicht mehr Teil des EU-Binnenmarktes und der Zollunion.

«Wir werden weiterhin mit britischen Unternehmen zusammenarbeiten, auch in Bezug auf ihre Einschätzung der Auswirkungen weiterer Schritte, die wir unternehmen», sagte Reynolds. Niemand wolle einen Handelskrieg. «Aber nichts ist vom Tisch, und die Regierung wird alles Notwendige tun, um das nationale Interesse des Vereinigten Königreichs zu verteidigen.»

Australien

Auch Australien wird Ministerpräsident Anthony Albanese zufolge auf Vergeltungszölle verzichten. «Wir werden uns nicht an einem Wettlauf nach unten beteiligen, der zu höheren Preisen und langsamerem Wachstum führt», so der Premierminister. «Wir werden weiterhin mit Nachdruck dafür eintreten, dass diese ungerechtfertigten Zölle für unsere Exporteure aufgehoben werden», sagte er. Die von den USA angekündigten Aufschläge seien «nicht die Tat eines Freundes».

Reaktionen aus den USA

Tim Walz, Gouverneur von Minnesota und der Running Mate von Kamala Harris, äusserte sich bei MSNBC folgendermassen zu Trumps Zöllen:

«Es ist, als ob Trump in den 1980er-Jahren stehengeblieben wäre. Seine Musik, seine Kleidung, seine Denkweise. Er hat sich schon immer für Zölle eingesetzt und jeder Wirtschaftsexperte, ob konservativ oder liberal, wird Ihnen sagen, dass sie einfach nicht funktionieren.»

Die USA setzten Zölle strategisch ein, so Walz weiter, doch Trump verstehe nicht, wie Handel grundsätzlich funktioniere. «Trump hat jedes einzelne Unternehmen, in dem er tätig war, in den Bankrott getrieben. Jetzt ist er dabei, dieses Land in den Bankrott zu treiben.»

Minnesota Gov. Tim Walz speaks at a town hall event at Roosevelt High School, Friday, March 14, 2025, in Des Moines, Iowa. (AP Photo/Matthew Putney)
Democrats Walz
Tim Walz.Bild: keystone

Trumps Vizepräsident in seiner ersten Amtszeit, der inzwischen im MAGA-Lager verhasste Mike Pence, wies darauf hin, dass Trumps Zölle amerikanische Familien 3500 Dollar pro Jahr kosten würden.

Auch ein CNBC-Moderator kann es kaum fassen. Nach heute gebe es noch mehr Ungewissheit als zuvor. «Es werden auch Fragen aufkommen, wie die Regierung die Zölle ausgerechnet hat.» Der Moderator spricht von einem «Worst-Case-Szenario».

Robert Reich, Professor für öffentliche Politik an der Universität Berkeley und US-Arbeitsminister unter Bill Clinton, weist auf die Steuererleichterungen hin, die Trump mit seinen Zöllen herbeiführen will.

Von diesen würden primär vermögende Menschen in den USA profitieren. Trumps Zölle seien «eine gigantische Umverteilung von den Armen und der Arbeiterklasse zu den sehr Reichen. Das ist ein Skandal.»

Der bekannte Geschäftsmann Mark Cuban sagt, es sei keine schlechte Idee, sich jetzt in den Supermärkten einzudecken. Die Preise würden bald steigen.

It's not a bad idea to go to the local Walmart or big box retailer and buy lots of consumables now. From toothpaste to soap, anything you can find storage space for, buy before they have to replenish inventory. Even if it's made in the USA , they will jack up the price and blame it on tariffs.

— Mark Cuban (@mcuban.bsky.social) 2 April 2025 at 23:13

(rbu/rst/cma, mit Material von awp/sda/dpa)

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411 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Juliet Bravo
03.04.2025 01:15registriert November 2016
Ich bin nicht erstaunt und umsomehr stinksauer. Und zwar auf unsere Blocheristen bis hin zur Bundespräsidentin. Die ganze Zeit redeten sie „unter dem Radar bleiben“, „wir haben Trump auch viel zu bieten“ etc. etc.
Es ist wirklich an der Zeit, unsere wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen wieder wahr zu nehmen und uns dafür einzusetzen. Unser verkorktes Verhältnis zu Europa, zur EU, gar zur Nato zu diskutieren, abzuwägen und zu entscheiden. Wir sind keine kleine Insel umgeben von nichts oder umgeben von uns feindlich gesinnten Versagern.
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Steibocktschingg
03.04.2025 02:16registriert Januar 2018
Ich bin eher erstaunt dass so viele Leute überrascht wurden dass Trump mal wieder das Worst Case-Szenario anstrebt...

Die Kurse an den Märkten fallen ja schon ordentlich, mal sehen, wie weit noch. Je weiter, desto brutaler könnte schlussendlich der Absturz der US-Wirtschaft werden und das könnte Trump hart ficken. Wenn ja sonst nichts den Typen aufhalten kann, dann doch wenigstens eine heftige Rezession oder gar Depression, klar von ihm ausgelöst.

Und vom Bundesrat erwarte ich Gegenmassnahmen statt Bücklinge und Arschlecken. Und eine Allianz mit Europa gegen die USA. Und Russland.
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Kolin
03.04.2025 02:32registriert Mai 2021
Ich hoffe das Leben in den USA wird jetzt so teuer, dass die Bürger Trump stürtzen!
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411
    Jogger bespuckt russische Botschaft in Bern – und muss deshalb 6900 Franken Busse zahlen
    Weil er auf ein Schild am Eingang zur russischen Konsularabteilung in Bern gespuckt hat, muss ein Jogger eine saftige Busse bezahlen. Der Fall ging bis in höchste Kreise der Schweiz Politik – zu Justizminister Beat Jans.

    Als der Jogger, der laut dem «Blick» als Jurist bei einem bundesnahen Betrieb arbeitet, im Februar an der Konsularabteilung der russischen Botschaft in Bern vorbeijoggte, überkam ihn ein emotionaler Impuls: Er wandte sich von der Strasse ab und spuckte aus Abneigung gegenüber den Botschaftsherren kurzerhand auf das goldene Schild, das am Eingang prangt.

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