Knall in Florida: Die Bundespolizei FBI durchsucht das Anwesen von Donald Trump, Mar-a-Lago. Laut US-Medien steht die Durchsuchung im Zusammenhang mit Akten und Dokumenten aus seiner Zeit im Weissen Haus.
Eine Hausdurchsuchung bei einem ehemaligen US-Präsidenten? Das ist höchst ungewöhnlich. Donald Trump allerdings ist für Ungewöhnliches bekannt. Vieles, was er anpackte, gab es zuvor noch gar nie. Eine Auswahl von «ersten Malen», die es vor Donald Trump noch bei keinem Mann im Weissen Haus gegeben hat - und möglicherweise auch nie wieder geben wird:
Im Januar letzten Jahres kam es in Washington zu historischen Szenen: Anhänger des abgewählten Präsidenten Trump stürmten teils gewaltsam das Kapitol in Washington. Parlamentarier mussten sich vor dem wütenden Mob in Sicherheit bringen.
Kurz darauf fasste das Repräsentantenhaus ein historisches Votum: Die Parlamentskammer leitete ein Amtsenthebungsverfahren gegen den abgewählten Präsidenten Donald Trump ein - zum zweiten Mal. Damit ist Trump der erste US-Präsident der Geschichte, gegen den zwei Impeachment-Verfahren eingeleitet wurden.
Quereinsteiger gab es im Weissen Haus zu Washington durchaus. Ronald Reagan etwa, der den Amerikanerinnen und Amerikanern vor seiner politischen Karriere als Schauspieler bekannt wurde. Vor seiner Präsidentschaftskandidatur legte Reagan aber eine veritable Karriere in der Politik hin: Fast 15 Jahre, bevor er zum 40. Präsident der USA gewählt wurde, war Reagan bereits Gouverneur von Kalifornien.
Anders der 45. US-Präsident: TV-Star Donald Trump war vor seiner Kandidatur zwar einer der bekanntesten Menschen in Amerika. Ein politisches Amt hatte er indes noch nie inne. Aus dem Stand wurde er zum Präsidenten gewählt. Das gelang vor ihm noch niemandem.
Ein kleiner Schritt für Donald Trump, ein grosser für die US-Politik: Als erster Präsident überschritt Trump Ende Juni 2019 die Grenze zu Nordkorea. Mit Diktator Kim Jong Un posierte er für Fotos, dann verschwanden beide zu Gesprächen hinter verschlossenen Türen.
Zuvor war die US-Linie gegen dem kommunistisch regierten Land klar: keine Aufwertung für das Regime in Pjöngjang durch persönliche Treffen. Trump, der von Anfang an versprochen hatte, alte Strukturen aufzubrechen, gab sich auch in diesem Fall pragmatisch: «Wir mochten uns vom ersten Tag an», so Trump zu Kim. Der damalige US-Staatschef war - anders als seine Vorgänger - überzeugt, dass grosse politische Krisen nur im persönlichen Gespräch zu lösen sind.
Das persönliche Gespräch, der direkte Kontakt - das war die bevorzugte Art von Trump, mit seinen Wählern zu kommunizieren. Auf seinen Veranstaltungen jubelten ihm stets Zehntausende Fans zu. Und mit dem Rest Amerikas und der Welt teilte Trump seine Gedanken stets bei Twitter. Ganze 26'000 Botschaften sonderte Trump während seiner Amtszeit auf dem Kurznachrichtendienst ab - freilich: Rekord!
Twitter selbst verbannte Trump im Nachgang des Kapitolsturms vom 6. Januar 2021 von der Plattform. Offiziell, um ihn daran zu hindern, seine Anhänger weiter zu Gewalt anzustiften. Die Trump-Gegner jubelten. Doch Twitter handelte sich damit nicht nur Lob ein. Viele sahen die Redefreiheit beschnitten. Und hatten durchaus einen Punkt: Denn während Trump ausgeschlossen wurde, weil seine Anhänger seine Tweets in eine bestimmte Richtung interpretieren könnten, liess man etwa Nutzer wie den iranischen Ayatollah Khamenei weiter offen zur Auslöschung von Israel aufrufen.
Kritisiert wurde an Donald Trump während seiner Amtszeit von allen Seiten. Jeder Versprecher, jede Handbewegung zur falschen Zeit - alles wurde in den US-Medien genüsslich seziert. Besonders beliebt waren minutengenaue Auflistungen, wie viel Zeit der Präsident auf seinen Golfplätzen verbrachte. Knapp 300 Runden soll er während seiner Präsidentschaft gespielt haben. Viel zu viel, so der Tenor.
Das viele Üben zahlt sich jedoch aus. Denn Trump ist richtig gut! Fast alle Präsidenten der letzten Jahrzehnte golften leidenschaftlich gern. Doch Nummer 45 steckt sie allesamt in den Sack. An seine Werte wird wohl auch so schnell keiner rankommen. Mit einem Handicap von sagenhaften 2.8 ist Trump der beste Golfer unter allen US-Präsidenten in der Geschichte dieses grossartigen Landes. Und zwar mit Abstand. Nummer zwei ist sein Amtsnachfolger Joe Biden mit 6.7. Ihm folgt John F. Kennedy (7), der, anders als Trump, seine Ausflüge auf den Golfplatz geheim hielt.
Bill Clinton (Handicap 12) und Barack Obama (13) liegen übrigens weit hinter Trump auf den Plätzen 8 und 9.
Allerdings ist Trumps legendäre Golfstatistik nicht unumstritten. Der Sportjournalist Rick Reilly nannte ihn in einem Buch den «Commander in Cheat», den «obersten Betrüger». Trumps Caddies hätten stets vier Golfbälle in der Tasche, so Reilly. Bei Bedarf würden sie die aus dem Bunker oder dem Wald werfen.
Auch mit den stolzen 19 Turnieren, die Trump eigenen Angaben zufolge gewonnen hat, sei das nicht so einfach, sagt Reilly: Jedes Mal, wenn Trump wieder einen Golfplatz eröffne, spiele er die erste Runde allein, «nennt das dann Klubmeisterschaft und erklärt sich am Ende zum Sieger».
«Nach normalen Massstäben», wussten viele Medien schon vor der Präsidentenwahl 2016, «müsste Donald Trump politisch erledigt sein.» Der Grund: ein Video, das die «Washington Post» publik machte und das daraufhin um die Welt ging. Darin referierte Trump darüber, was man so alles mit Frauen anstellen könne, wenn man berühmt sei. «Grab 'em by the pussy» - auf eine Übersetzung wird an dieser Stelle verzichtet, sagte Trump darin. Anders als gedacht, schadete ihm die Aufzeichnung kaum.
Auch spätere Sexskandale brachten Trump nicht zu Fall. Der Höhepunkt sicher, als der Präsident einräumen musste, der Pornodarstellerin Stormy Daniels im Zusammenhang mit einer mutmasslichen Affäre Geld bezahlt zu haben.
Soweit man weiss, musste ein solch peinliches Geständnis noch kein US-Präsident vor ihm ablegen. Und derart vulgär sprach vor Trump wohl auch noch keiner über Frauen.
Allerdings gab es zumindest einen Amtsvorgänger, der noch Belastenderes eingestehen musste - nachdem er es zuvor vehement abstritt: Bill Clinton und seine Affäre mit der damaligen Praktikantin Monica Lewinsky.
Die turbulente Amtszeit von Donald Trump endete, und da sind sich die meisten Beobachter einig, eher unrühmlich. Denn Trump leistete sich etwas, was in der stolzen Demokratie Amerika vor ihm noch keiner fertigbrachte: Er erkannte seine Wahlniederlage nicht an.
Trump behauptet bis heute, die Wahl sei gestohlen worden. Seine Rolle im Kapitolsturm vom 6. Januar wird derzeit noch untersucht. Symbolisch für die Besonderheit seines Protests steht jedoch sein Verhalten bei der Amtseinsetzung seines Nachfolgers Joe Biden: Trump tauchte nicht auf. Eigentlich eine Tradition und Zeichen der friedlichen Machtübergabe, legt man in Amerika auf die Anwesenheit des Amtsvorgängers bei der Inauguration des neuen Staatschefs viel Wert. Doch Trump bewies, einmal mehr, seine Einmaligkeit.
Vielleicht bekommt er aber noch eine zweite Chance:
Aktuell spielt Trump derzeit mit einem «First», einem ersten Mal, das alles anderen Besonderheiten in den Schatten stellen würde: Trump liebäugelt mit einer erneuten Kandidatur als Präsident. Sollte er tatsächlich zum zweiten Mal ins Weisse Haus einziehen, wäre das die grösste Sensation von allen - und freilich etwas, was noch nie ein Präsident vor ihm schaffte.