Lassen wir ihn zunächst einmal aufatmen. Wenn man sich an die Definition des französischen Dudens Larousse hält, war und wird Donald Trump ein bedeutender Präsident sein, «dessen Rolle, Interesse oder mögliche Folgen beträchtlich sind». Ausserdem hätte es laut dem Historiker HW Brands ohnehin nur drei grosse amerikanische Staatsoberhäupter gegeben. Doch auch wenn dieses Podest für immer unverrückbar zu sein scheint, will der ebenso peroxidierte wie umstrittene Milliardär das Erbe von George Washington, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt ankratzen.
Die öffentliche Ehrung, die der Milliardär aus Mar-a-Lago am Sonntagabend dem Demokraten Jimmy Carter zuteil werden liess, war ein solider Vorgeschmack auf das, was er bei seinem eigenen Tod mindestens erzeugen möchte.
Obwohl man seit zehn Jahren davon ausgeht, dass Donald Trump sich selbst als den besten Präsidenten der Geschichte betrachtet, weiss er, dass er noch viel Arbeit vor sich hat, wenn er das Vermächtnis, das er in die Geschichtsbücher bringen wird, noch weiter ausbauen will. Und das wird zweifellos das vorrangige Ziel des einzigen US-Präsidenten in 130 Jahren sein, der zwei nicht aufeinanderfolgende Präsidentschaftswahlen gewonnen hat.
In den kommenden vier Jahren will der Gründer der MAGA-Bewegung, dem einst eine Zukunft hinter Gittern vorausgesagt wurde, die USA und den Rest der Welt aufrütteln, damit sein zweiter Auftritt in Washington so lange wie möglich nachhallt. Man muss sich nur ansehen, wie effektiv er es geschafft hat, die Tatsache, dass Joe Biden im Weissen Haus immer noch einschläft, vergessen zu machen, um seine Entschlossenheit zu verstehen.
Seit dem Sommer 2024 wird Joe Biden bis in seine eigene Partei hinein oft als ein verminderter Präsident angesehen, der das Rennen zu spät aufgegeben hat. Derjenige, der zur besten Sendezeit zusammengebrochen ist. Derjenige, der Kamala Harris eine Bilanz hinterlassen hat, die sie nicht zu verteidigen wusste (oder konnte?). Der Mann, der über Worte stolperte. Der Mann, der seinen Sohn begnadigt hat, obwohl er lange Zeit versprochen hatte, dies nicht zu tun.
Manchmal wird Geschichte in rasender Geschwindigkeit geschrieben. Wird dieses lange und schwierige letzte Amtsjahr die Karriere von Joe Biden für immer prägen? Die Antwort auf diese Frage kann nur die Zeit und das kollektive Gedächtnis geben.
Vor vier Jahren wetteten amerikanische Historiker auf das Vermächtnis von Donald Trump, wohl in der Überzeugung, dass er nie wieder einen Fuss in das Weisse Haus setzen würde. Auf CNN hiess es unter anderem, dass sein katastrophaler Umgang mit der Covid-19-Pandemie und sein Einfluss bei der Erstürmung des Kapitols ganz oben auf der Liste seiner politischen Verdienste stehen würden.
Während das erste Ereignis in einer Vergangenheit gefangen war, die den ganzen Planeten betrifft, ist das zweite bereits in den Annalen verzeichnet. Die 91 Anklagepunkte, die vier Gerichtsverfahren, die zwei Mordversuche und die Wahl am 5. November haben wie eine Dampfwalze alles niedergewalzt, was sich ihnen in den Weg stellte. Mit mehr oder weniger Unehrlichkeit hat Donald Trump immer wieder seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, die Geschichte nach seinen Vorstellungen zu gestalten.
Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er in den nächsten vier Jahren anders handeln wird. Ab dem 20. Januar 2025 weiss der 47. Präsident der Vereinigten Staaten, dass es nur sein eigenes Spiegelbild in der Agenda geben wird, die er neben dem Diet Coke-Knopf ablegen wird, der bald wieder auf dem Resolute Desk im Oval Office installiert wird. Vom Krieg in der Ukraine bis zur Lage im Nahen Osten, von der illegalen Einwanderung bis zu den Zöllen, vom Geldbeutel der Bürger bis zum Abbau der US-Regierung - der 47. Präsident der Vereinigten Staaten wird die grossen Herausforderungen und die echten Bedrohungen der Zukunft zweifellos in einfache Werkzeuge zu seinen Diensten verwandeln.
In seinen zehn Jahren in der Arena ist es dem Immobilienmogul und ehemaligen Reality-TV-Star bereits gelungen, die republikanische Partei zu verwüsten, die politische Übung in einen MMA-Käfig zu verwandeln, die Post-Wahrheit einzuführen und seine Bewegung als einzige Antwort auf den demokratischen Gegner zu etablieren.
Mit seinem unersättlichen Verlangen nach Rache und Anerkennung plant Donald Trump wahrscheinlich bereits, die Welt zu einem Spielplatz zu machen, der formbar genug ist, um zu hoffen, «derjenige zu werden, dank dem». Selbst wenn er dabei nur sehr kurzfristige Ziele verfolgt und das Risiko eingeht, das demokratische Gleichgewicht für lange Zeit zu schwächen. Und vielleicht ist sein Amtsantritt beunruhigend genug, um ihm Raum zu geben und «eine wirksame Abschreckung im Zeitalter der Atomwaffenarsenale zu sein», wie James Cooper, ausserordentlicher Professor für Geschichte und amerikanische Studien, zwei Tage nach der Wahl schrieb.
George Washington, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt haben gemeinsam, dass sie historische Krisen bewältigen mussten, die für jeden grossen Präsidenten typisch sind. Donald Trump hat wahrscheinlich die Frechheit, zum größten Feuerwehrmann und Brandstifter in der Geschichte der Vereinigten Staaten zu werden.
…für ein Feuer, das er zuerst selber legt.
Falls etwas gut kommt, wird es sein Werk sein, falls etwas nicht so gut kommt wird er es allen anderen in die Schuhe schieben, denn er ist der Grösste, Beste Schönste und Grossartigste überhaupt.
Was er anfasst wird immer grandios gut. Nur die anderen machen Fehler.
Zumindest in seiner Wahrnehmung ist das so.
Sollte das nicht Brandstifter heissen?