International
USA

Donald-Trump-Prozess: «Hat er Melania betrogen?»

epa11314517 Former US President Donald Trump sits in the courtroom at Manhattan criminal court in New York, USA, 02 May 2024. Trump is facing 34 felony counts of falsifying business records related to ...
Donald Trump vor Gericht am 2. Mai 2024.Bild: keystone

Peinliche Details im Trump-Prozess: «Hat er Melania betrogen?»

Donald Trump steht in New York vor Gericht. In dem Strafverfahren kommen immer mehr peinliche Details ans Licht. Auch was Trumps Eheleben betrifft.
03.05.2024, 06:4203.05.2024, 06:42
Christoph Cöln / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Für Donald Trump wird der Prozess, der gegen ihn derzeit vor einem New Yorker Gericht verhandelt wird, immer unangenehmer. Der frühere Immobilien-Tycoon und Reality-TV-Star musste auch in dieser Woche wieder vor dem Strafgericht in New York erscheinen, wo über eine mutmassliche Schweigegeldzahlung an zwei Pornodarstellerinnen verhandelt, mit denen Trump ein Verhältnis gehabt haben soll.

Die Zeugenbefragungen, denen der Ex-Präsident mit meist grimmigem Blick beiwohnte, förderten dabei peinliche Details zutage. Nicht zum ersten Mal in diesem Prozess. Insbesondere der Auftritt von Keith Davidson war mit Spannung erwartet worden. Der Anwalt gilt als Schlüsselzeuge der Staatsanwaltschaft. Seine Vernehmung begann bereits am Dienstag, sie zog sich bis zum Donnerstag hin.

Was Davidson berichtete, dürfte beim Vorsitzenden Richter Juan Merchan und bei der Jury für Interesse gesorgt haben. Unter anderem gab der Anwalt, der sowohl die Pornodarstellerin Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen «Stormy Daniels», als auch dem ehemaligen Playboy-Model Karen McDougal eine Zeit lang vertrat, zu Protokoll, wie er im Jahr 2016 als Mittelsmann zwischen dem Trump-Lager und der Boulevardzeitung «National Enquirer» jeweils einen Schweigedeal für die beiden Frauen verhandelt hatte. Weil diese jeweils Sex mit Trump gehabt haben sollen.

Trump-Prozess: Aufschlussreiche Zeugenaussage

Davidson sprach im Zeugenstand zunächst nur von der «persönlichen Interaktion, die Karen [McDougal] mit Donald Trump pflegte». Auf die Frage des stellvertretenden Bezirksstaatsanwalts Joshua Steinglass, was man denn unter dieser Formulierung genau verstehen dürfe, antwortete Davidson: «Ms. McDougal behauptet, dass sie vor ein paar Jahren eine romantische Beziehung mit Donald Trump gehabt habe». Ob diese sexueller Natur gewesen sei, fragt Steinglass. «Das ist das, was sie zum Ausdruck gebracht hat», bejahte Davidson.

Zwar soll die Affäre bereits 2006 stattgefunden haben, doch den Schweigedeal handelte Davidson erst 2016 aus – in einer für Trump äusserst brisanten Zeit: dem Präsidentschaftswahlkampf. Ziel war es offenbar zu verhindern, dass Clifford und McDougal ihre Geschichte in amerikanischen Medien ausbreiten und so der Kampagne des Republikaners massiv schaden konnten. Also bot Davidson der Redaktion des Revolverblatts «National Enquirer» die Rechte an den Geschichten der beiden Frauen an, im Gegenzug sollten sich die Frauen zum Stillschweigen verpflichten.

Das Pikante an dem Deal war jedoch, dass der «National Enquirer» gar kein Interesse hatte, die Skandalgeschichten zu drucken. Sie sollten vielmehr im Giftschrank landen. Ganz im Sinne des Trump-Lagers für das dessen ehemaliger Anwalt Michael Cohen, der ebenfalls im Prozess als Zeuge geladen ist, die Schweigegeld-Deals verhandelte. So bekam Clifford 130'000 Dollar, die Trump-Advokat Cohen der Pornodarstellerin zahlte.

Anwalt wollte den Preis für den Deal hochtreiben

Der «National Enquirer» gehört zum Medienimperium American Media Incorporated (AMI), dessen Herausgeber David Pecker mit Trump befreundet ist. Das Interesse, das der damalige «National Enquirer»-Chefredakteur Dylan Howard an dem Erwerb der Rechte zeigte, bestand lediglich darin, die Affären unter den Teppich zu kehren. Das war wohl ganz im Sinne des AMI-Bosses Pecker, der damit Trump einen Gefallen tun wollte.

Eine weitere Frage, die im Prozess in New York diskutiert wurde, drehte sich dabei um den genauen Zeitpunkt von McDougals Affäre mit Trump. «Hat er Melania betrogen?», liest die Staatsanwaltschaft aus einer SMS vor, die Boulevardjournalist Howard an Davidson schickte. «Weisst Du, ob die Affäre während seiner Ehe mit Melania passierte?», hakt er einer weiteren SMS nach. «Kann ich wirklich noch nicht sagen, sorry», antwortet ihm Anwalt Davidson. Später räumt Davidson im Zuge der Befragung ein, dass er die Information deswegen zurückhielt, um den Preis für den Deal hochzutreiben.

McDougal behauptet, das Verhältnis habe sich 2006 zugetragen, Trump leugnet das. Denn seit 2005 war er mit Melania verheiratet, und der Ex-Präsident bestritt bislang immer, dass es während der Ehe mit Melania passiert sei. Auch Clifford gibt an, ihre Affäre mit Trump habe 2006 stattgefunden. Der Ex-Präsident bestreitet jedoch, mit der Erotikdarstellerin überhaupt ein Verhältnis gehabt zu haben. McDougal erhielt schliesslich 150'000 Dollar dafür, dass sie die Rechte an ihrer Geschichte an AMI abtrat.

«Was haben wir getan?»

Trump ist dabei laut Prozessbeobachtern sichtlich bemüht, sein Unbehagen zu verbergen. Immer wieder verzieht er das Gesicht, lässt sich zu abfälligen Gesten hinreissen oder scheint im Gerichtssaal einfach eingeschlafen zu sein. Nicht nur wird er von Richter Juan Merchan daraufhin häufig ermahnt, auch hat er vom Gericht schon mehrere Bussgelder auferlegt bekommen, weil er während des Prozesses Zeugen und Geschworene in den sozialen Medien verunglimpft hatte.

Am 9. Oktober 2016, also rund vier Wochen vor der US-Wahl, meldet sich Davidson wieder bei Howard, um den Deal mit seiner Klientin abzuschliessen. Er verweist auf einen Post bei der Seite «thedirty.com», der sich mit der angeblichen Affäre von Clifford mit Trump bezog. Mitten in der entscheidenden Phase des Wahlkampfs. Der Boulevardreporter Howard antwortet dem Anwalt, wenn «Stormy Daniels» rede, dann sei das für Trump «der letzte Nagel im Sarg».

Als der Aussenseiter Trump im November 2016 völlig überraschend die Präsidentschaft gewonnen hatte, schickte Davidson noch am Wahlabend eine SMS an Howard: «Was haben wir getan?», lautete die Nachricht. Howard antwortete nur: «Oh mein Gott!».

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
60 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tilman Fliegel
03.05.2024 08:07registriert Februar 2014
Die Frage ist doch nur "wie oft und mit wem hat er Melania betrogen?".
1284
Melden
Zum Kommentar
avatar
Eat.Sleep.Work.Repeat
03.05.2024 08:41registriert März 2022
Trump vor Gericht? Das ist so schockierend wie die Tatsache, dass er nicht nur Melania, sondern auch die Wähler gefickt hat. Aber hey, zumindest ist er konsequent.
1143
Melden
Zum Kommentar
avatar
Beat_
03.05.2024 09:02registriert Dezember 2018
Ob er Melania betrogen hat, ist sein Bier.
Aber vielleicht hilft diese Erkenntnis Einigen Wählern, dass sie dann seinen Namen nicht auf die Wahlzettel schreiben. Hoffen darf ich ja.
512
Melden
Zum Kommentar
60
    80 Jahre Kriegsende – Zeitzeugin warnt: «Wer AfD wählt, wählt Putin und Trump»
    Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Anne Priller-Rauschenberg erzählt, was es heisst, Kind im Krieg zu sein. Heute sagt sie: Wer die AfD wählt, hat aus der Geschichte nichts gelernt.

    Anne Priller-Rauschenberg ist zehn Jahre alt, als die ersten Bomben auf Köln fallen. Ihr älterer Bruder stirbt 1944 als Marinesoldat. Mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern wird sie im Herbst 1944 ins sächsische Paupitzsch zwangsevakuiert. Dort erlebt sie das Kriegsende.

    Zur Story