Das Coachella-Festival im US-Bundesstaat Kalifornien ist eines der grössten Openairs der Welt. Auch dieses Jahr war die Crème de la Crème der aktuell angesagtesten Künstlerinnen und Künstler zugegen, von Harry Styles über Billie Eilish bis zu Kanye West, Megan Thee Stallion und Swedish House Mafia – alle waren sie da und begeisterten im April die Massen.
Was viele dieser Künstler später auch taten: Sie kritisierten den Entscheid des Obersten Gerichtshofes der USA, das nationale Recht auf Abtreibung zu kippen. Diese Massnahme wurde am 24. Juni vollzogen, zeitgleich mit dem in England stattfindenden Glastonbury-Festival.
Dort performte – wie am Coachella auch – unter anderem Billie Eilish, die aufgrund des Abtreibungsentscheides wütend ins Publikum schmetterte: «Heute ist ein wirklich, wirklich schwarzer Tag für Frauen in den USA.» Megan Thee Stallion meinte ebenfalls am Glastonbury: «My body is my motherfucking choice» (meine Körper ist meine verdammte Wahl). Harry Styles, auch er dieses Jahr ein Coachella-Act, schrieb auf Twitter, er sei am Boden zerstört über den Entscheid des Supreme Courts.
I’m absolutely devastated for the people of America today.
— Harry Styles. (@Harry_Styles) June 24, 2022
Check on your friends.
Look after each other.
We’re all in this together, and the fight is just beginning.
A truly dark day for America.
Was das Portal «Popular Information» in Zusammenarbeit mit «Rolling Stone» nun schreibt, dürfte sowohl die Acts des Coachella als auch die Besucher nur bedingt erfreuen. Am Tag der Aufhebung des Abtreibungsrechtes flatterte eine Nachricht der RAGA in die Mailboxen ihrer Unterstützer. Die RAGA ist die Republican Attorneys General Association, eine politische Interessensvereinigung, die zum Ziel hat, dass möglichst viele Republikaner als Generalstaatsanwälte gewählt werden. «Jede Spende wird den republikanischen Generalstaatsanwälten helfen, die abtreibungsfreundliche Agenda der Demokraten zu bekämpfen und für das Leben einzustehen», hiess es in der verschickten Mitteilung.
Wie «Popular Information» weiter ausführt, ging am 29. Juni 2022, fünf Tage nach dem Entscheid des Supreme Courts, eine Spende über 75'000 Dollar bei der RAGA ein, Absender: The Anschutz Corporation, ein riesiges Unternehmen, das nebst weiteren Firmen den Live-Musik-Giganten AEG Presents besitzt. AEG Presents wiederum organisiert das Coachella Festival.
Den Spendenaufruf der RAGA, der zu einem Zeitpunkt kommt, indem sich die Vereinigung auf die Wahlsaison der Generalstaatsanwälte vorbereitet, habe die Anschutz Corporation nie erhalten. Gegenüber «Popular Information» und «Rolling Stones» beteuerte die Holding, sie würde seit 2014 an die RAGA spenden, und Philip Anschutz (der Besitzer, Anm. d. Red.) glaube persönlich an das Recht der Frau und unterstütze die Aufhebung des Abtreibungsrechtes nicht.
Auch AEG Presents hat sich geäussert und betont, man stehe fest hinter dem Recht der Frau, sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Man werde Reise- und Unterkunftskosten für Frauen übernehmen, die für eine Abtreibung in andere Staaten reisen müssten.
Dass nun Gelder der AEG Presents, der Veranstalterin des Coachella Festivals, via Muttergesellschaft Anschutz Corporation zur RAGA fliessen, steht im Widerspruch mit den eingangs erwähnten Künstlern, die sich für Abtreibungsrechte einsetzen und den Entscheid des Supreme Courts stark kritisieren. Diese hatten nebst ihren Voten am Glastonbury und auf Twitter im Mai auch eine Anzeige in der New York Times geschaltet, als durchsickerte, in welche Richtung der Supreme Court tendieren würde.
Mittlerweile wurde auch öffentlich, dass Anschutz Corporation im März dieses Jahres 750'000 Dollar an den Senate Leadership Fund und den House Leadership Fund gespendet hat, zwei grosse Lobbygruppen, die zum Ziel haben, dass die Republikaner in beiden Kammern des Parlaments eine Mehrheit erreichen. In der Vergangenheit hat die Holding auch schon an rechtsgerichtete und Anti-LGBTQ-Gruppen gespendet. Und es hiess: Die Spenden an die RAGA basierten nicht auf der Position, Abtreibungsrechte für Frauen aufzuheben. «Philip F. Anschutz spendet an zahlreiche Organisationen. Er überprüft oder unterstützt nicht jede der von diesen Organisationen vertretenen Positionen.» Die Vorwürfe, er sei gegen LGBTQ-Rechte, betitelte Anschutz als «Fake News». (rst)
Gleichzeitig sollten Politiker alle ihre Anstellungen, Löhne, Mandate, Spenden etc. transparent angeben müssen.
Somit könnte man Korruption zumindest minimieren und jede/r könnte gut informiert entscheiden, wen (Unternehmen, Politiker) man unterstützen möchte.
Natürlich, ich spende mal 75'000 und für was ist mir egal...
Made my day...