Der amerikanische Vizepräsident ist «ein Herzschlag» vom höchsten Staatsamt entfernt. So sagt es der amerikanische Volksmund. Am Montag nun hat Donald Trump (78) den Senator J. D. Vance (39) für diesen wichtigen Posten nominiert. Wer ist dieser Mann? Sieben Fakten.
Der Vizepräsidentschaftskandidat stammt aus einfachen Verhältnissen. Und seine Familie war dysfunktional. Bereits in der Einleitung zu seinem Bestseller «Hillbilly-Elegie», in den USA kurz vor der Wahl Trumps im Jahr 2016 publiziert, schreibt er: Er habe, um es vorsichtig zu formulieren, «eine komplexe Beziehung» zu seinen Eltern. Die Mutter war lange drogensüchtig, der Vater im Leben des kleinen James David, wie er mit Geburtsnamen heisst, anfänglich nicht präsent.
Und dennoch schaffte es Vance (fast) ganz nach oben. Er begründet dies mit den Menschen in seinem Umfeld, die ihn gefördert hätten. Zuerst seine Grossmutter («Mamaw»), die in der Verfilmung des Buches von Glenn Close verkörpert wird. Später die Professorin Amy Chua, die an der Yale-Universität unterrichtete, wo er auch seine Frau kennenlernte. Und noch später der einflussreiche Investor Peter Thiel.
Vance diente in den Streitkräften, wurde Jurist und verdiente als Wagniskapitalist viel Geld. Für Amerikaner sind solche Geschichten ein gefundenes Fressen, die Verkörperung des amerikanischen Traums. «Ich identifiziere mich mit ihm», sagte am Montag John Fredericks, an der amerikanischen Ostküste ein bekannter rechter Radio-Moderator.
Das Buch «Hillbilly-Elegie» wurde vor acht Jahren auch deshalb zum Bestseller, weil die Welt nach Trumps überraschendem Wahlsieg nach Erklärungen suchte. Vance bot sie, verpackt in eine dramatische Familiengeschichte. Er sagte, sinngemäss, dass viele Trump-Wähler frustriert darüber seien, dass Washington sie vergessen habe. Er sagte aber auch, dass viele Mitglieder der «weissen Unterklasse» vergessen hätten, was harte Arbeit bedeute. Das machte ihn zum beliebten Gast in Talkshows oder auf Podien.
Damals sparte der junge Buch-Autor auch nicht mit harscher Kritik an Trump. «Meine Güte, was für ein Idiot», schrieb er auf einem Kurznachrichtendienst. Auch bezeichnete er sich in einem Fernsehinterview als «Never Trump»:
Als J. D. Vance mit einer politischen Karriere in der Republikanischen Partei liebäugelte, hatte er deshalb ein Problem: Er musste einen Weg finden, sich mit Trump zu versöhnen. Der älteste Sohn half ihm dabei. Angeblich verstanden sich Donald Junior und J. D. Vance bestens; der Ex-Präsident liess sich überzeugen und unterstützte 2022 die Kandidatur von Vance für einen Senatssitz in Ohio.
Im Wahlkampf präsentierte sich der einstige «Never Trump»-Buchautor geläutert. Er habe sich geirrt, sagte er. Trump sei «ein guter Präsident» gewesen. Und er habe viele gute Entscheidungen getroffen. Davon hätten Menschen profitiert, mit denen er in Middletown (Ohio) aufgewachsen sei.
Vance verortet sich am rechten Rand der Partei, vertritt aber häufig auch populistische Forderungen. So setzt er sich dafür ein, dass sämtliche Importe mit einem Strafzoll belegt werden, insbesondere Güter aus China – weil von diesem Schritt die heimische Industrie profitieren könnte. Ziel müsse es sein, Amerikas Wirtschaft zu schützen.
Vance spricht sich auch gegen die Fortsetzung der Ukraine-Hilfe aus. Amerika fehle es an der Kapazität, ausreichend Waffen herzustellen, damit die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen könnte, argumentierte er in einem Meinungsartikel für die «New York Times». In einem Beitrag für die «Financial Times» wiederum schrieb er:
Solche isolationistischen Positionsbezüge waren früher bei den Republikanern tabu. Die Partei stand für eine robuste Aussenpolitik und setzte sich für Freihandel ein. Unter Trump haben sich die Republikaner aber von vielen dieser Positionen verabschiedet, zur Freude der Aktivistinnen und Aktivisten an der Basis.
In den Augen des Radiomoderators John Fredericks verkörpert Vance deshalb einen Generationswechsel in der Partei. Trump kann bei einer Wahl im November höchstens noch vier Jahre im Weissen Haus amtieren, so steht es in der Verfassung. Mit Vance als Vizepräsident habe Trumps Bewegung «Make America Great Again» (MAGA) nun ein neues Aushängeschild, sagt Fredericks im Gespräch mit CH Media. «Auf einen Schlag hat er sichergestellt, dass in den nächsten zwölf Jahren» der Bewohner des Weissen Hauses, die Ziele der MAGA-Bewegung verfolgen werde.
Als der frischgekrönte Vize-Präsidentschaftskandidat am Montag seinen ersten Auftritt in der Sportarena Fiserv Forum gab, da befand sich auch seine Gattin an seiner Seite. Sie heisst Usha und die beiden sind seit zehn Jahren verheiratet. Zusammen haben die beiden drei Kinder.
Usha Chilukuri, wie sie mit Taufnamen heisst, ist das Kind von Einwanderern aus Indien. 1986 geboren, wuchs sie an der Westküste auf. Sie galt von Kindesbeinen auf als ambitioniert und belesen. J. D. und Usha lernten sich an der Yale University kennen. Später machte sie ein Praktikum beim damaligen Berufungsrichter Brett Kavanaugh, heute einer von neun Richtern am Supreme Court.
Als Politiker setzt sich Vance für den Stopp illegaler Einwanderung ein. Menschen aus anderen Ländern seien aber in den USA willkommen, so lange sie Talente und Fähigkeiten besässen, von denen das Land profitieren könne.
J. D. Vance trägt seit einigen Jahren einen Bart, wohl auch, damit er etwas älter aussieht. Das mag wie ein Detail klingen, aber in den amerikanischen Geschichtsbüchern muss man weit zurückblättern, um einen Kandidaten für das Vizepräsidentenamt zu finden, der ebenfalls einen Bart trug. 1916 war es, als die Republikaner gleich zwei Männer mit Gesichtsbehaarung ins Rennen schickten: Charles Evans Hughes (Präsident) und Charles Fairbanks (Vize).
Fairbanks war auch der letzte amtierende amerikanische Vizepräsident mit Bart. 1905 bis 1909 war er der Stellvertreter von Theodore Roosevelt. (bzbasel.ch)
Thiel: "I no longer believe that freedom and democracy are compatible".
Und sein Kumpel Musk hat Twitter gekauft um den Rechtspopulismus fördern zu können.
Von daher passt er wohl hervorragend in trumps Team.
Ob er allerdings geschmeidig genug ist, um jahrelang trumps täglichen Launen folgen zu können, wage ich mal zu bestreiten.
Und manchmal braucht trump einfach einen Sündenbock.
Er hat die internationale Bedeutung der USA in seiner Amtszeit schwer beschädigt und gleichzeitig die Schulden massiv hochgetrieben.
Wenn er das wieder tut, werden sich die Hillibillies bald noch mehr um ihr Überleben kümmern müssen.
Selber Schuld.