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Erschiessung von Walter Scott: Jetzt gerät auch der zweite Polizist in den Fokus

Erschiessung von Walter Scott: Jetzt gerät auch der zweite Polizist in den Fokus

18.04.2015, 09:1318.04.2015, 09:32
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Er hat nicht geschossen und er ist selbst schwarz: Clarence Habersham war der erste Polizist, der am Tatort eintraf, nachdem Michael Slager dem Schwarzen Walter Scott auf der Flucht achtmal in den Rücken geschossen und tödlich verletzt hatte. Trotzdem wirft auch das Verhalten des 37-Jährigen Fragen auf.

Wie die New York Times berichtet, werfen schwarze Bürgerrechtler und Anwälte Clarence Habersham vor, dem sterbenden Scott keine erste Hilfe geleistet zu haben. Zudem habe er zugesehen, wie Michael Slager einen Taser neben dem Opfer platzierte. Habersham gab in einem kurzen Polizeirapport an, dass er Scott habe helfen wollen, indem er auf die Wunden drückte. Kritiker monieren, davon sei auf dem Amateur-Video nichts erkennbar.

Clarence Habersham (rechts) beugt sich über den sterbenden Walter Scott (Mitte), der von Michael Slager (links) erschossen wurde.
Clarence Habersham (rechts) beugt sich über den sterbenden Walter Scott (Mitte), der von Michael Slager (links) erschossen wurde.screenshot: youtube

Die Kritik am Verhalten Habershams hat eine Debatte über die Lage schwarzer Polizisten in Corps ausgelöst, die bis zu 90 Prozent aus Weissen bestehen. Dort sind sie eine Minderheit, doch in der Bevölkerung ist das Verhältnis meist ausgeglichener. Loyalitätskonflikte – schwarze Mitbürger oder Kollegen bei der Polizei – lassen sich kaum vermeiden.

«Ich bin der einzige schwarze Polizist in meiner Abteilung und das seit 20 Jahren», sagt Charles Wilson gegenüber der «New York Times». «In Situationen wie diesen bist du hin- und hergerissen. Machst du den Mund auf oder schweigst du? Leider schweigen viele.»

Habersham tut immer noch Dienst, hat sich bislang aber nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäussert. Ob auch er rechtliche Schritte befürchten muss, ist derzeit noch unklar. Der zuständige Staatsanwalt hatte unlängst angedeutet, dass mehrere Polizisten untersucht werden. 

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Timothy Loehmann
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