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Wegen Kirk-Äusserungen: Auch Jimmy Kimmels Show wird abgesetzt

Video: twitter/popcrave

Wegen Kirk-Äusserungen: Auch Jimmy Kimmels Late-Night-Show wird abgesetzt – Trump happy

Der US-Sender ABC setzt die Talkshow des prominenten Fernsehmoderators Jimmy Kimmel nach dessen Äusserungen über das Attentat auf den rechten Aktivisten Charlie Kirk vorerst ab.
18.09.2025, 02:2718.09.2025, 16:58

Die Sendung werde «in absehbarer Zukunft» nicht mehr ausgestrahlt, teilte ABC mit. Begründet wurde der Schritt mit Äusserungen Kimmels über den getöteten Vertrauten von US-Präsident Donald Trump. An welchen Worten genau die Entscheidungsträger Anstoss nahmen, blieb offen. Trump äusserte sich erfreut über ihren Beschluss und forderte, weitere Shows ihm unliebsamer Moderatoren abzusetzen.

Kimmel hatte in seiner Show zuletzt suggeriert, dass der mutmassliche Attentäter Tyler Robinson möglicherweise Teil der sogenannten MAGA-Bewegung des US-Präsidenten gewesen sei. Das Kürzel steht für «Make America Great Again».

Diese Szene führte (offiziell) zur Absetzung von Jimmy Kimmels Show.Video: twitter/popcrave

«Beleidigend und unsensibel»

«Herr Kimmels Kommentare zum Tod von Herrn Kirk sind in einer kritischen Phase unseres nationalen politischen Diskurses beleidigend und unsensibel», teilte das Medienunternehmen Nextstar mit, das über lokale TV-Sender ABC-Inhalte ausstrahlt. Ob die Show überhaupt wieder aufgenommen wird, ist angesichts der aufgeheizten Stimmung in den USA fraglich.

Jimmy Kimmel speaks during the Pre-Grammy Gala on Saturday, Feb. 1, 2025, at the Beverly Hilton Hotel in Beverly Hills, Calif. (Photo by Richard Shotwell/Invision/AP)
Jimmy Kimmel
Mit Jimmy Kimmel steht der nächste Late-Night-Host in den USA vor dem Aus.Bild: keystone

In den Vereinigten Staaten tobt ein erbitterter Streit darüber, wie sich über den Tod Kirks geäussert werden darf, dessen teilweise extrem konservative Ansichten heftig umstritten waren. Trump und seine Regierung haben angekündigt, gegen Kommentatoren vorzugehen, die sich ihrer Meinung nach nicht angemessen zu dem im Bundesstaat Utah erschossenen 31-Jährigen äussern. Kritiker halten es für höchst bedenklich, dass dabei Presse- und Meinungsfreiheit auf der Strecke bleiben.

Die amerikanischen Late-Night-Shows stehen seit der Absetzung des ebenfalls prominenten Talkmasters Stephen Colbert beim Sender CBS besonders unter Druck. Trump machte immer wieder klar, dass ihm neben Colbert vor allem Kimmel ein Dorn im Auge sei. Die US-Talkmaster machen sich in pointierter und teils derber Art und Weise über den US-Präsidenten und dessen autoritäre Tendenzen lustig und bilden damit in den Augen vieler Beobachter ein wichtiges Gegengewicht zur politisch einseitigen Kommunikation des Weissen Hauses.

Trump frohlockt: «Tolle Neuigkeiten für Amerika»

«Tolle Neuigkeiten für Amerika», kommentierte Trump die Personalie auf seiner Plattform Truth Social. «Glückwunsch an ABC, dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste.» Der Präsident nahm zudem die verbliebenen Comedians Jimmy Fallon und Seth Meyers ins Visier, die er «zwei totale Versager» nannte. Der Sender NBC müsse nun folgen und ihre Shows ebenfalls absetzen. Trumps formulierte es als klare Aufforderung: «Tu es, NBC!!!»

Kaum einer griff den Republikaner mit schärferem Spott an als Kimmel, Colbert und andere Talker wie Meyers, Fallon und John Oliver. Mit ihren komödiantischen Spitzen enttarnen sie politische Falschbehauptungen und populistische Absurditäten der Regierung direkter als jede Nachrichtensendung. Die Shows nutzen dabei ihre im Vergleich zu nüchterner formulierenden News-Journalisten grösseren Freiheiten, geben sich betont subjektiv und halten sich sprachlich nicht zurück.

Anders als die meisten Nachrichtenmoderatoren sprechen sie in diesem Zusammenhang beispielsweise nicht von «Unwahrheiten», sondern von «Lügen», nicht von «skurrilen Auftritten», sondern «Peinlichkeiten». Aus ihrer Abneigung gegenüber Trump und dessen Regierungsmethoden machen Kimmel und Co. dabei keinen Hehl. Trump nimmt derlei Kritik persönlich und versucht, kritisch berichtende Medien auch mit juristischen Mitteln auf Regierungslinie zu bringen, wie nicht nur die jüngste Milliarden-Klage gegen die «New York Times» zeigt.

Nicht nur US-Medien im Visier

Doch US-Medienprofis sind nicht die Einzigen, die infolge des Todes von Charlie Kirk und der Debatte über die Kommentierung des Attentats in Bedrängnis geraten. So geriet der als Korrespondent in Washington arbeitende ZDF-Journalist Elmar Thevessen ebenfalls unter Beschuss – unter anderem wegen Bemerkungen über Kirk und Kritik an Trumps stellvertretendem Stabschef Stephen Miller. Der früher als US-Botschafter in Berlin stationierte Trump-Vertraute Richard Grenell bezeichnete Thevessen daraufhin als «linksradikal» und forderte, ihm das Visum zu entziehen.

Das ZDF entgegnete dazu knapp, man nehme die Aussagen zur Kenntnis – und «die Arbeit von Elmar Thevessen ist durch die Pressefreiheit geschützt». Sie sei ein hohes Gut, in Deutschland und in den USA. (sda/dpa)

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483 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Enzasa
18.09.2025 02:40registriert August 2016
Hoch lebe die Meinungsfreiheit!
Viel gepriesen, viel Kritik an Europa und es gibt auch bei uns immer noch Menschen die Trump feiern.
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ELMatador
18.09.2025 05:04registriert Februar 2020
Und ich dachte tatsächlich, Trump sei der Präsident mit der besten und grössten Meinungsfreiheit, die es je gab. Schliesslich gibt er sich ja als grosser Verteidiger der Verfassung aus.

Sorry, aber es ist ein Armutszeugnis, dass nun Late-Night-Show-Hosts – die in letzter Zeit die eigentlichen Aufgaben von Journalistinnen und Journalisten übernommen hatten, nämlich die Wahrheit auszusprechen und Fakten auf den Tisch zu bringen – gefeuert wurden, nur weil alle anderen zu viel Angst haben, genau das zu tun. Wo bleibt ihr Rückgrat?

Die Demokratie in den USA scheint tot zu sein.
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Auster N
18.09.2025 03:12registriert Januar 2022
Nur weiter so. Schafft allen Humor zu diesem politischen Buschbrand ab. Wenn man nichts mehr zu lachen hat, hat man Zeit die Waffen zu ölen und die Munition bereit zu legen. Widerstand garantiert.
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