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Marc Fogel: Er kam trotz Gefangenenaustausch mit Russland nicht frei

Die USA tauschten 16 Gefangene mit Russland – doch dieser Mann ging (erneut) vergessen

Der 63-jährige US-amerikanische Lehrer Marc Fogel wurde in Moskau zu 14 Jahren Haft verurteilt. Im Gegensatz zu anderen kam er nicht im Zuge des Gefangenenaustauschs frei. Seine Schwester fühlt sich deswegen betrogen und fleht die Behörden an, endlich auch Fogels Freilassung zu erwirken.
05.08.2024, 04:3905.08.2024, 15:55
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Im wohl aufsehenerregendsten Gefangenendeal seit dem Ende des Kalten Kriegs tauschten die USA kürzlich 16 in Russland inhaftierte Menschen gegen zehn russische Spione, Mörder und Betrüger.

Doch nach wie vor sind in Russland Ausländer unter Vorwänden – zumindest, wenn man mit einem westlichen Massstab misst – inhaftiert. Einer von ihnen ist Marc Fogel, ein 63-jähriger Lehrer aus Pennsylvania.

Marc Fogel, in Russland inhaftierter Lehrer
Marc Fogel wurde 2021 verhaftet.Bild: X

Fogel wurde 2021 bei der Einreise nach Russland an einem Moskauer Flughafen verhaftet, weil er eine Kleinstmenge medizinisches Cannabis mit sich führte, welches ihm in den USA verschrieben worden war. Fogel arbeitete als Lehrer an einer englischsprachigen Schule in Moskau. Zuvor hat er unter anderem im Oman, in Venezuela und Malaysia unterrichtet.

Fogels Schwester Anne gab nun der BBC ein Interview. Sie sagt, die Familie hätte alles versucht, um ihren Bruder ebenfalls im Gefangenendeal zu involvieren, als sie von dem Vorhaben erfuhr.

«Wir riefen verzweifelt Senatoren und Kongressabgeordnete und ehemalige Botschafter in Russland an. Doch es gab einfach keine Good News für ihn.»

Ihr Bruder habe wohl gewusst, dass es einen Deal gab. In den russischen Gefängnissen würden pausenlos Nachrichten ausgestrahlt. Zudem habe ihr Bruder wohl auch im Vorfeld mitbekommen, dass über einen Austausch verhandelt wird, da Paul Whelan und Evan Gershkovich (zwei der Freigelassenen, d. Red.) verlegt wurden.

Umso bitterer sei es, dass er nun im Gegensatz zu den anderen nicht freikam. Anne Fogel sagt im Interview, dass ihr Bruder beim Deal vergessen wurde, fühle sich wie «ein Betrug» an. Andere Gefangene wurden mutmasslich als wichtiger betrachtet. Fogel fleht die US-Behörden an, auch die Freilassung ihres Bruders zu erwirken. Marc sei der Älteste und Gebrechlichste im russischen Gefängnis.

Der Fall Fogel hatte in den USA bereits früher für Kritik gesorgt. 2022 wurde die US-Basketballerin Brittney Griner für ein ähnliches Vergehen mit medizinischem Marihuana in Russland inhaftiert.

Griner wurde einige Monate später im Austausch gegen den russischen Waffenhändler Wiktor Bout freigelassen – Fogel dagegen blieb auch damals aussen vor, obwohl er schon länger in Haft sass. Unter anderem kritisierte der pennsylvanische Senator Bob Casey die Ungleichbehandlung der einzelnen Gefangenen.

Die US-Regierung erklärte damals wie heute, man habe alles versucht, um auch Fogel in den Deal zu integrieren. Doch man hätte die Russen nicht davon überzeugen können, ihn ebenfalls freizugeben. Präsident Biden versicherte der Familie jüngst, dass man «nicht aufgebe». Ein hochrangiger Berater des Weissen Hauses gab zudem an, dass man «jeden Tag» an der Freilassung von Fogel arbeiten würde.

Anne Fogel erklärte, sie sei glücklich für die anderen freigelassenen Gefangenen und der US-Regierung sei ein grossartiger Tauschhandel gelungen.

«Ich wünschte mir nur, mein Bruder wäre ebenfalls unter ihnen.»

Dieser leide unter schweren gesundheitlichen Problemen.

«Wir hoffen aufrichtig, dass dies nicht unsere letzte Chance ist, ihn nach Hause zu holen und ihn vor dem möglichen Tod in einem russischen Gefängnis zu bewahren.»
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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ribosom
05.08.2024 05:46registriert März 2019
Warum reisen Leute nach Russland mit Cannabis im Gepäck? Das ist eine Steilvorlage für die russischen Behörden.
14 Jahre Haft ist übertrieben, ja natürlich. Jedoch hat er sich selber wissentlich und willentlich in diese missliche Lage gebracht. Auch die Basketballspielerin. Medizinisches Cannabis hin oder her.
Brauchst du es, geh nicht nach Russland. Ganz einfach.
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