Trump-Interview bei CBS: Sender schneidet reihenweise Aussagen raus
Zum ersten Mal seit fünf Jahren war Trump beim CBS-Format «60 Minutes» zu Gast. In der Sendung führen Journalisten mit Politikern oder anderen öffentlichen Personen ein 1-zu-1-Gespräch.
Der US-Präsident hat eine Vorgeschichte mit dem Format: Während des Wahlkampfs im vergangenen Jahr warf er den Sendungsmachern vor, Aussagen seiner Konkurrentin Kamala Harris so geschnitten zu haben, dass diese in einem besseren Licht dastehe. Obwohl CBS keine Schuld einräumte, zahlte dessen Mutterkonzern Paramount Trump 16 Millionen US-Dollar, nachdem er erneut zum Präsidenten gewählt wurde, um eine Klage Trumps aus der Welt zu schaffen.
Das Vorgehen sorgte für viel Kritik in Bezug auf die Pressefreiheit – und besonders wegen des zeitgleichen Verkaufs des Senders, der die Zustimmung der Regierungsbehörde FCC erforderte (siehe weiter unten).
Dass Trump bei sich selbst andere Massstäbe setzt, zeigt sein jetziger Auftritt bei «60 Minutes». Der Sender hat reihenweise kontroverse Aussagen des Präsidenten gestrichen und aus einem 90-Minuten-Gespräch eine knapp 28-minütige Kurzfassung geschnitten.
Trump selbst regte während des Interviews mehrfach an, dass gewisse Aussagen nicht verwendet werden sollten. Das zeigt die nachträgliche Veröffentlichung des Transkripts des Gesprächs durch CBS sowie eine etwa 73 Minuten lange nur online publizierte Gesprächsversion.
Folgende Passagen wurden von CBS aus dem Video geschnitten:
Trump stichelt gegen CBS und spricht über Übernahme-Deal
Der US-Präsident konnte es nicht lassen, während des Interviews erneut auf den Rechtsstreit mit CBS einzugehen. Er stichelte gegen den Sender und brüstete sich damit, dass ihm Geld bezahlt wurde. Wörtlich sagte er, wie der Guardian festhält:
Moderatorin Norah O'Donnell ging nicht auf die Aussagen Trumps ein. Dieser lobte weiter den Verkauf von CBS an eine Firma, die der Familie des schwerreichen Oracle-Gründers Larry Ellison gehört. Brisant ist, dass die Ellisons die Zustimmung der US-Regierungsbehörde FCC brauchten, um die Übernahme von Paramount und damit CBS durchziehen zu können. Trump erklärte im Gespräch laut Transkript:
Auch diese Aussagen wurden aus der ausgestrahlten Schlussfassung gestrichen.
Trump wiederholt Wahllüge
Das gilt auch für Sequenzen, in denen Trump seine Behauptung von angeblichem Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen 2020 wiederholte. Nach wie vor gibt es keinerlei Beweise für eine Manipulation der Wahl.
Trump versucht, Moderatorin zu Aussage zu drängen
Ebenfalls nicht in der original ausgestrahlten Fassung findet sich eine Passage, in der Trump Interviewerin O'Donnell versucht, zu einer Aussage bezüglich der Kriminalität in der US-Hauptstadt Washington, D.C., zu drängen. Er behauptete, dass die Kriminalität nach dem umstrittenen Einsatz der US-Nationalgarde in Washington stark zurückgegangen sei und wollte dies von O'Donnell bestätigt hören.
Die Journalistin wand sich um eine klare Antwort und wich mit der Aussage aus, sie habe viel gearbeitet und würde sich eigentlich nur ins Auto setzen, zur Arbeit, und dann wieder zurück fahren.
Trump erwiderte, dass das keine faire Antwort sei, und beharrte darauf, dass O'Donnell einen Unterschied bemerkt habe. Dann deutete er erneut an, dass dieser Teil des Gesprächs nicht ausgestrahlt werden müsse.
(con)
