Ex-US-Präsident Barack Obama und die ehemalige First Lady Michelle Obama haben im Weissen Haus ihre offiziellen Porträts enthüllt. Die Obamas kehrten für die feierliche Vorstellung der Gemälde am Mittwoch für einen Tag zurück in das Haus, in dem sie acht Jahre lang mit ihren Töchtern Sasha und Malia gelebt hatten. «Es ist grossartig, wieder hier zu sein», sagte Barack Obama, der von 2009 bis 2017 der erste schwarze Präsident in der US-Geschichte war. Für ihn war es der zweite Besuch im Weissen Haus seit seinem Abschied aus dem Amt, seine Frau Michelle war zum ersten Mal seit 2017 dort.
Das Ehepaar erhielt Standing Ovations als sie für die Enthüllung der Porträts ins Weisse Haus zurückkehrten:
Barack and Michelle Obama receive a standing ovation upon returning to the White House for their official portrait unveiling.
— The Recount (@therecount) September 7, 2022
Donald Trump refused to hold the ceremony for the Obamas while he was president. pic.twitter.com/wNBoG2rlgH
In der US-Regierungszentrale werden traditionell die Porträts ehemaliger Präsidenten und First Ladies ausgestellt. Üblicherweise veranstaltet der jeweilige Amtsinhaber eine Zeremonie zur Vorstellung des Porträts seines Vorgängers. Der frühere republikanische Präsident Donald Trump, der 2017 auf den Demokraten Obama folgte, brach mit dieser Tradition, wie auch mit vielen anderen Konventionen. Daher fand die Vorstellung der Obama-Porträts erst mit Verspätung statt – nun mit Joe Biden als Gastgeber, der während Obamas Präsidentschaft dessen Vize war und inzwischen selbst im Oval Office sitzt.
Barack and Michelle helped lift the American people's burden of fear with the blessing of hope.
— President Biden (@POTUS) September 7, 2022
That’s the gift of the Obama presidency to history. And it’s a gift I felt personally. It was my honor to unveil their White House portraits today. pic.twitter.com/YFTa5RPFx1
«Willkommen zu Hause», sagte Biden an seinen Ex-Chef und dessen Frau gerichtet. «Du wirst als einer der wichtigsten Präsidenten der Geschichte gelten, zusammen mit einer der wichtigsten First Ladies.» Beide hätten ihre Rollen mit viel «Anmut und Klasse» ausgefüllt. Ihre beiden Familien seien in den gemeinsamen Regierungsjahren eng zusammengewachsen, sagte Biden weiter. Er pries Obamas Führung als Präsident: «Wir haben ihm vertraut (...), wir haben an ihn geglaubt, wir haben uns auf ihn verlassen. Und ich tue das immer noch.»
Biden: "There are few people I have known with more integrity, decency, and moral courage than Barack Obama. Mr. President, nothing could have prepared me better or more to become President of the United States than to be at your side for eight years." pic.twitter.com/9oGXoY8mbg
— Aaron Rupar (@atrupar) September 7, 2022
Weiter sagte er:
Die geladenen Gäste empfingen die Obamas mit viel Applaus. «Danke, dass wir ein paar Freunde ins Weisse Haus einladen durften», sagte der Ex-Präsident an die Bidens gerichtet. «Wir werden versuchen, das Haus nicht zu verwüsten.» Barack Obama bemühte sich – inmitten einer ansonsten angespannten politischen Lage im Land – , gute Laune zu versprühen. Der 61-Jährige scherzte viel und entlockte den Gästen einige Lacher - und etwas mehr Enthusiasmus als sonst üblich bei einem gewöhnlichen Termin im Weissen Haus.
.@BarackObama: "Our family was lucky enough to have two wonderful dogs, but I was even luckier to have a chance to spend 8 years working day and night with a man who became a true partner and a true friend. Joe, it is now America's good fortune to have you as president." pic.twitter.com/ZURPs2Z1Ol
— CSPAN (@cspan) September 7, 2022
Wenn er gefragt werde, was er von damals am meisten vermisse, dann spreche er nicht über den Regierungsflieger Air Force One, sagte Obama – «obwohl ich die Air Force One vermisse». Ihm fehlten vor allem die vielen «talentierten, selbstlosen, idealistischen und guten Menschen», mit denen er in der Regierung zusammengearbeitet habe. Er freue sich, dass viele von ihnen eigene Familien gegründet haben. «Ich bin nur ein bisschen enttäuscht, dass ich noch von niemandem gehört habe, der sein Kind Barack genannt hat – oder Michelle.»
Barack Obama hatte im April zum ersten Mal seit seinem Abschied aus dem Amt als Gast das Weisse Haus besucht. Nun folgte der zweite Besuch für die Gemälde. Barack Obamas Porträt, gemalt von Robert McCurdy, zeigt den Ex-Präsidenten fotorealistisch in einem dunklen Anzug und grauer Krawatte vor einem hellen Hintergrund. Er verzichtete auf übliche Requisiten wie ein Bücherregal oder einen Tisch. Das Porträt ist minimalistisch und dennoch sehr zeitaufwendig: Gemäss eigenen Angaben arbeitet McCurdy mindestens ein Jahr an seinen Gemälden, bis sie fertiggestellt sind.
Obama zeigt sich erfreut über das vollende Werk: «Was ich an Roberts Arbeit liebe, ist, dass er Menschen genau so malt, wie sie sind», sagte Obama über sein Porträt. «Er fängt jede Falte in deinem Gesicht ein, jede Falte in deinem Hemd. Sie werden feststellen, dass er sich weigerte, meine grauen Haare zu verstecken. Und meine Bitte ablehnte, meine Ohren kleiner zu machen.» McCurdys Arbeit sei so präzise, dass sie auf den ersten Blick wie eine Fotografie wirke.
Viele vergangene Präsidenten hätten mit dem Abtreten ihres Amtes einen mythischen Status erreicht, so Obama weiter. Er erhoffe sich, dass künftige Generationen die Porträts anschauen würden und dabei ein besseres, ehrliches Bild davon erhielten, wer sie seien.
Michelle Obama wurde von Malerin Sharon Sprung in einer klassischen Pose porträtiert. Auf einem roten Sofa sitzend, in einem hellblauen Kleid. «Ich bin begeistert, dass diese aussergewöhnliche Arbeit für immer als Teil der Geschichte unserer Nation verankert sein wird», kommentierte Michelle Obama. Sie betonte, dass die New Yorker Künstlerin Sprung nun zu dem kleinen Kreis der Malerinnen gehöre, die ein Porträt für das Weisse Haus angefertigt hätten.
Auch Michelle begleitete die Enthüllung ihres Bildes mit bewegenden Worten: Sie hätte nie gedacht, dass die Rolle der First Lady ein Teil ihrer Geschichte sein würde.
Michelle Obama: "What we are looking at today -- a portrait of a biracial kid with an unusual name and the daughter of a water pump operator and stay-at-home mom -- what we are seeing is a reminder there is a place for everyone in this country." pic.twitter.com/noW86ASkBN
— Aaron Rupar (@atrupar) September 7, 2022
Das sei es, worum es in diesem Land gehe. Es gehe nicht um Blut, Abstammung oder Reichtum.
Auch Ehemann Barack Obama schwärmte über das Porträt von Michelle:
"I want to thank Sharon Sprung for capturing everything I love about Michelle. Her grace, her intelligence – And the fact that she's fine." - Barack Obama on Michelle’s portrait pic.twitter.com/KaQ98z0R72
— philip lewis (@Phil_Lewis_) September 7, 2022
Details über die Porträts blieben bis zur Enthüllung streng geheim. Sowohl McCurdy als auch Sprung mussten eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen.
Auch Donald Trump und Ehefrau Melania Trump sollen Porträts erhalten. Der entsprechende Prozess befinde sich noch im Anfangsstadium, informierte eine Sprecherin der White House Historical Association, welche für die Porträts zuständig ist. Der Fokus liege auf spezifischen Künstlerinnen und Künstler, die für die Porträts infrage kämen.
Eine Quelle liess gegenüber CNN verlauten, dass der Prozess vor sechs Monaten auf Trumps Anwesen in Mar-a-Lago begonnen habe. Unter anderem soll Trump bereits für Fotos posiert haben. Allerdings sei unklar, ob es sich bei diesen Fotografien um Vorlagen für die Porträts gehandelt haben könnte.
Wird Biden seinen Rivalen Trump ins Weisse Haus einladen, sollten dessen Porträts während seiner Amtszeit fertiggestellt werden? Die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre liess diese Frage unbeantwortet. (saw/sda/dpa)