International
USA

Autor Salman Rushdie trifft vor Gericht auf seinen Angreifer

In this courtroom sketch, Salman Rushdie testifies on the witness stand, during the trial of Hadi Matar, Tuesday, Feb. 11, 2025 in Mayville, N.Y. showing how he was stabbed in the eye, when he was att ...
Salman Rushdie überlebte nur knapp – nun sagt er vor Gericht gegen seinen Angreifer aus.Bild: keystone

Salman Rushdie trifft vor Gericht auf seinen Angreifer – der schaut ihm nicht ins Gesicht

Zweieinhalb Jahre nach dem Attentat auf Salman Rushdie ist der Schriftsteller vor Gericht jenem Messerangreifer gegenübergetreten, der ihm damals fast das Leben nahm.
12.02.2025, 04:1712.02.2025, 04:17
Mehr «International»

Der 77-Jährige schilderte im Bezirk Chautauqua im Westen des US-Bundesstaats New York, wie er den dramatischen Vorfall im August 2022 erlebte. «Mir war ganz klar, dass ich sterbe», sagte Rushdie übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge.

«Und das war mein vorherrschender Gedanke.»

Der Autor wurde damals auf offener Bühne bei einer Veranstaltung in Chautauqua attackiert. Ihm seien zunächst die dunklen und wilden Augen des herannahenden Angreifers aufgefallen, erzählte Rushdie nun am Tag nach dem Prozessauftakt. Im Gerichtssaal vermied es der auf der Anklagebank sitzende Täter Hadi Matar – ein US-Amerikaner aus New Jersey – anwesenden Reportern zufolge, sein Opfer anzuschauen.

Hadi Matar is escorted into the courtroom at the Chautauqua County Courthouse ahead of the second day in his trial, Tuesday, Feb. 11, 2025, in Mayville, N.Y. Matar is charged with stabbing famed autho ...
Täter Hadi Matar schaute Rushdie nicht ins Gesicht.Bild: keystone

Matar hat auf nicht schuldig plädiert. Angesichts des vor zig Augenzeugen begangenen und auf Video festgehaltenen Angriffs gibt es aber keinen Zweifel daran, dass er die Tat begangen hat. Seine Verteidigung scheint darauf abzuzielen, bei den Geschworenen Zweifel daran zu säen, dass er einen vorsätzlichen Mord begehen wollte. Bei Erfolg könnte sich das in einer geringeren Haftstrafe niederschlagen. Matar ist wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung angeklagt, ihm drohen mehr als 30 Jahre Haft.

«Das ist, was davon übrig ist»

Zuerst, erzählte Rushdie, habe er gedacht, er werde geschlagen. Doch dann habe er bemerkt, dass «sehr viel Blut auf meine Kleidung floss». Immer wieder stach der Täter in der Folge auf ihn ein – in die Wange, den Hals und sein rechtes Auge. «Sehr schmerzhaft und gefährlich» sei das gewesen, schilderte der Autor. «Danach habe ich vor Schmerzen geschrien.»

Das Messer durchtrennte seinen Sehnerv – seitdem ist Rushdie auf einem Auge blind und trägt stets eine Brille mit einem abgedunkelten Glas. «Das ist, was davon übrig ist», sagte er zu den Geschworenen und hob die markante Brille an. Dahinter schien sein zerstörtes Auge «New York Times» grösstenteils geschlossen zu sein.

Rushdie zufolge stach der Angreifer rund 15 Mal auf ihn ein. Während des Verhörs zeigte er auf die Körperteile, die verletzt wurden: sein Gesicht, seine Hand, seine Taille.

Unter Schock und grossen Schmerzen habe er dann bemerkt, dass sich Menschen auf den Angreifer geschmissen und ihn von ihm heruntergezogen hätten. Deswegen «habe ich wohl überlebt», so Rushdie. Die bleibenden Folgen seien nicht auf seine geminderte Sehkraft beschränkt: «Ich bin nicht mehr so ​​energisch wie früher», sagte er. «Ich bin körperlich nicht mehr so ​​stark wie früher.»

Rushdie hatte den Vorfall in seinem im April 2024 veröffentlichten Buch «Knife: Gedanken nach einem Mordversuch» verarbeitet. Doch schon vorher hatte er um sein Leben fürchten müssen: 1989 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini wegen des als blasphemisch empfundenen Romans «Die satanischen Verse» zur Ermordung des Autors aufgerufen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
21
    Elon Musks KI-Chatbot verbreitet rechtsextreme Verschwörungstheorie über Südafrika
    Der in die Social-Media-Plattform X integrierte KI-Chatbot Grok hat Usern stundenlang unaufgefordert von der Kontroverse um Vorwürfe eines angeblichen «Genozids» an Weissen in Südafrika erzählt.

    Bei der US-amerikanischen Social-Media-Plattform kann man dem KI-Chatbot Grok Fragen zu allen möglichen Themen stellen. Am Mittwoch warf Grok nach der eigentlichen Antwort oft ein: «Was den »Genozid an Weissen« in Südafrika angeht...» – und fuhr etwa fort, «einige» behaupteten, dass dies stimme, während Gerichte und Experten dies nicht bestätigten.

    Zur Story